Galerie im Ratskeller zeigt Stillleben und Porträts
Sich herab schälende, hauchzarte Farbschichten an halb offen gelassenen Türen lassen die letzte Berührung einer menschlichen Hand erahnen. Es ist eine verlassene Welt, die die Blicke der beiden Fotografen Inge Zimmermann und Holger Jarosch auf höchst unterschiedliche Weise auf sich zog. In Wünsdorf und dem dortigen Militärgelände, das einst hierzulande Sitz des Oberkommandos der Sowjetischen Streitkräfte war, ist die Zeit stehen geblieben. Heute ist es ein einsamer Ort, dessen melancholische Schönheit die beiden Fotografen unabhängig voneinander auf Film bannten. Inge Zimmermann bildet die Ansichten der Stadtruine als Stillleben ab: Zerrissene Vorhänge, kleinen Streben eines gekippten Fensters oder auch spröde Farbe sind in den menschenleeren Bildern zu finden. Hier stehen Gegenstände im Fokus. Die Künstlerin schließt die Strukturen der Oberflächen so auf, dass sie sich zu einer abstrakten und also nichtgegenständlichen Abbildung im Auge des Betrachters wandeln. "Inge Zimmermann will nicht dokumentieren", weiß die Galerie-Leiterin und Kuratorin Silvia Eschrich. "Sie zeigt mit den Linien, Farben und Flächen einen grafischen Moment auf. Anders als die Arbeiten von Holger Jarosch. Seine Fotografien sind philosophischer Natur." Zwar richtete auch der Fotograf Jarosch den Fokus seiner Kamera auf das verlassene Militärgelände in Wünsdorf. In seinen Bildern stößt der Betrachter jedoch immer wieder auf einen Soldaten, der als Figur aus einer anderen Zeit die Gegenwart der Ruinenstadt bereist. Er wird vom Fotografen scheinbar beiläufig in Szene gesetzt, etwa wenn der Soldat am Beckenrand des leeren Schwimmbades sinniert, nach einer "alten Neuigkeit" am Aushang des einstigen Hauses der Offiziere sucht oder im leeren Theater "ungehörte Musik" auf dem Akkordeon spielt - nur von seinem eigenen Schatten begleitet. Durch den Kunstgriff dieser figürlichen Inszenierung lässt Jarosch im Gegensatz zu den "nature morte"-Ansichten von Zimmermann erzählerisch Erinnerungswelten aufschließen.
Diesen stillen Arbeiten werden in der Ausstellung noch ausdrucksstarke Porträts entgegengesetzt: So zeigen weitere Fotografien von Inge Zimmermann viele Mitglieder der Akademie der Künste wie Filmemacher Rosa von Praunheim und Wolfgang Kohlhaase, oder Theatermacher wie Volker Ludwig und Ulrich Matthes. Von dramatischem Ausdruck sind hingegen die Porträts von Holger Jarosch, der seine Auftragsarbeiten für das Musik-Magazin "Metal Hammer" in der Lichtenberger Ausstellung in Schwarz-Weiß präsentiert: darunter sind schillernde Aufnahmen von Alice Cooper, Deep Purple oder auch Whitesnake während ihren lautstarken Bühnenauftritten.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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