Philatelistenfreunde Lichtenberg sammeln über Landesgrenzen hinweg
"Briefmarkensammler haben so ihre Eigenheiten", schmunzelt Helmuth Kolitsch. "Für die einen soll die Sammlung möglichst perfekt sein. An den Marken selbst darf möglichst kein Zacken fehlen. Und sie müssen sauber gestempelt sein", zählt Kolitsch auf. Andere interessiert wiederum das Besondere am Gewöhnlichen. Da sind Fehldrucke und fehlende Zacken hochbegehrt. Als Vereinsvorsitzender der Philatelistenfreunde Lichtenberg 79 e.V. gehört Helmuth Kolitsch zu den Spezialisten unter den Briefmarkensammlern. Und die leiden in der Regel an dem Image ihres Hobbys. "Es ist schwierig, jüngere Jahrgänge fürs Sammeln zu begeistern", weiß auch Eberhard Neumann. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern des Vereins, der an die 30 Mitglieder zählt. Das Durchschnittsalter im Verein haben die Mitglieder selbst errechnet: es liegt bei 69 Jahren.
Dabei sind die Vereinsmitglieder alles andere als graue Herren, die mit stiller Mine und mit Pinzette penibel ihre kleinen Kostbarkeiten unter die Lupe nehmen. In gemütlicher Runde werden in der Seniorenbegegnungsstätte in der Ruschestraße 43 zwei Mal im Monat die dicken und bunt bestückten Alben aufgeklappt, es wird rege getauscht, Neuanschaffungen werden bewundert, Präsentationen vorbereitet.
Jedes Mitglied begeistert sich für ein anderes Sammelgebiet. Für Helmuth Kolitsch ist es die Vorphilatelie. "Das ist ein besonders schwieriges Fach", flüstert ein Briefmarkensammler. Andere sammeln Blumenmotive, sogar Motive von Korallenfischen sind dabei. Die exotischste Ländersammlung gehört wohl Eberhard Neumann. Er sammelt unter anderen Briefmarken aus Haiti oder auch Jordanien. "Ich sammle bereits seit 1964. Schon damals habe ich mich über jedes exotische Märkchen gefreut", erzählt er. "Dazu kam, dass ich meine einheimischen Briefmarken schnell komplett hatte." Eine jugendliche Brieffreundschaft mit einem Mädchen aus Mauritius hatte die Begeisterung für exotische Briefmarken entfacht. Auch wenn die wertvolle "Blaue Mauritius" wohl kein postalisches Mitbringsel gewesen sein mag.
Seinen Wirkungskreis sieht der Verein trotz der Begeisterung für Exotisches im Bezirk. Denn seit der Gründung sind die Philatelistenfreunde besonders mit dem Tierpark in Friedrichsfelde verbunden. Eine große Präsentation für das Jahr 2015 ist bereits in Vorbereitung, sie soll zum 60. Jahrestag des Tierparks zu sehen sein. Aktuell ist im Rathaus Lichtenberg ein eigens dem Bezirk gewidmetes Briefmarkenobjekt mit dem Titel "Kinder - Symbole des Friedens" zu sehen. Vier Jahre lang kooperierte der Verein mit der Carl-von-Linné-Schule in einem Schulprojekt. "Für weitere Schulprojekte sind wir immer offen", sagt Kolitsch.
Vor allem aber sind die Sammler im Verein auch Experten, die mit ihrem Wissen gerne aushelfen. "Viele Briefmarkensammlungen gelangen über eine Erbschaft in neue Hände. Wir helfen bei der Bewertung und beraten", sagt Eberhard Neumann. Manch ein Sammlerfreund bringt eine 50-jährige Erfahrung mit. Und so sehr sie sich auch für die Sammlungen begeistern, die fehlende Sachkenntnis unter den Jüngeren setzt den Sammlern zu: "Die Angst bleibt, dass mit der Zeit auch wertvolle Sammlungen verschwinden", sagt Neumann.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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