Schule am Rathaus organisiert "Uniwoche"
"Das ist schon etwas anderes", sagt der Siebtklässler Tom Geidel. "Ich meine, am Morgen zur Schule zu kommen und nicht zu wissen, was einen da erwartet." Die Schule am Rathaus wagte vom 11. bis zum 15. März ein ungewöhnliches Experiment. Während dieser Tage ließen Lehrer und Schüler ihre gewöhnlichen Stundenpläne sausen. Stattdessen durften die Schüler der siebten Jahrgangsstufe im Vorfeld in einer Meinungsumfrage selbst entscheiden, was und wann sie lernen wollten. In der darauf folgenden "Uniwoche" konnten die Schüler sich selbstständig für einen Lernstoff entscheiden und ihre Zeit dafür zwischen der regulären Schulzeit von 8 bis 13.30 Uhr einteilen. Ein "Unistundenplan" entstand, aus dem jeder Schüler das passende für seine Interessen auswählen konnte. Wer den Berliner Dialekt erkunden wollte, konnte das etwa im Deutsch-Seminar "Hast uns Stulln jeschnitten" tun. Wem eher nach Physik war, der besuchte eines der Seminare in den Naturwissenschaften und fand dort heraus, warum Schiffe eigentlich schwimmen können.
Das "Uniwoche"-Konzept bedeutete jedoch nicht, dass sich Schüler um den Mathe- oder Deutschunterricht drücken konnten. "Für die Kernfächer mussten die Schüler jeweils nachweisen, dass sie sechs Stunden in unserer Uniwoche diesem Fach gewidmet haben", erklärt Schulleiterin Petra Jäger. Ein Renner bei den Schülern waren die Seminare in Biologie. Denn da stand beispielsweise Sexualkunde und das Sezieren von Schweineaugen auf dem Programm. Hier konnten sie sogar außerhalb der Schule recherchieren und befragten etwa einen Apotheker.
Den Schülern standen für viele ihrer Fragen auch zwölf Gymnasiasten der neunten Jahrgangsstufe des privaten Kreativitätsgymnasiums aus der Rüdigerstraße 76 zur Seite. "Das war für uns schon ein Rollenwechsel", so der Gymnasiast Ingmar Leuschner. Er half als Assistent der Lehrer den jüngeren Schülern etwa dabei, an den "Matheführerschein" zu gelangen.
Die Bilanz der "Uniwoche" fällt bei den Schülern erfolgreich aus. "Das selbstständige Arbeiten hat mir besonders gefallen", sagt der Siebtklässler Paul Schmedicke. Lehrreich war die "Uniwoche" auch für die Lehrer. "Mal ohne Frontalunterricht, das war sehr angenehm", sagt die Lehramtsanwärterin Lisa Haus. "Während der Seminare waren wir eher Berater der Gruppenarbeit. Was aber besonders schön war: die Schüler kamen mit einer anderen Motivation in den Unterricht. Schließlich waren sie es, die sich diese Unterrichtsthemen gewünscht hatten", beobachtete die Deutsch- und Chemielehrerin.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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