SPD hält sozialen Mix im Bezirk für nicht gefährdet

Der WGLi-Chef Clemens Thurmann (r.), der SPD-Fraktionsvorsitzende Erik Gührs, Bürgermeister Andreas Geisel (SPD) und Mieterberater Wilhelm Fehse. | Foto: Wrobel
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Alt-Hohenschönhausen. Früher ließ es sich in der Platte gut und günstig wohnen. "Gilt das noch?" Diese Frage stellte die SPD-Fraktion der Lichtenberger Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in ihrer öffentlichen Sitzung am 24. Februar, zu der viele interessierte Lichtenberger erschienen waren.

Etliche Mieter im Wohngebiet der Anna-Ebermann-Straße sind verunsichert. Rund 690 vermietete und 300 leer stehende Wohnungen sollen dort markttauglich modernisiert werden. Wie wirkt sich das auf die Mieten aus? "Drei Euro Modernisierungsumlage pro Quadratmeter: Eine solche Preissteigerung kann einen Rentner oder Transferleistungsempfänger zum Ausziehen zwingen", so Mieterberater Wilhelm Fehse. Er wurde vom Bezirksamt eingesetzt, um die von den Modernisierungen betroffenen Bewohner zu unterstützen. "Ohne unser Eingreifen hätte der Eigentümer die Mieten noch deutlich mehr steigern können", sagte deshalb Bürgermeister Andreas Geisel (SPD) in der öffentlichen Sitzung, die im Modernisierungsgebiet stattfand. Für die SPD bot sie eine Gelegenheit, den erfolgreichen Einsatz für die Mieter zu betonen: Nachdem die Luxemburger Fondsgesellschaft FFS 4 S.a.r.l. die Häuser gekauft hatte, zwang das Bezirksamt die neue Eigentümerin an den Verhandlungstisch - und erwirkte unter anderem die gekappte Modernisierungsumlage.

Dennoch sind viele Mieter nach wie vor skeptisch. "Das Gehalt einer Arzthelferin reicht jedenfalls nicht aus, um hier nach der Modernisierung noch wohnen zu können", sagte ein Anwohner. Einige Bewohner finden die angekündigten Umbauten ihrer Wohnungen wenig sinnvoll, sie fühlen sich schlichtweg abkassiert.

Dabei will auch das SPD-geführte Rathaus in Lichtenberg der ungebremsten Mietenexplosion etwas entgegensetzen, beispielsweise, indem es den Neubau unterstützt. Auch die rot-schwarze Regierungskoalition hat sich für die laufende Legislaturperiode zum Ziel gesetzt, mit der Errichtung von 30.000 Wohnungen den Markt zu entspannen. "Es ist gut, dass der Zuzug von Familien nach Lichtenberg weiter anhält", so Bürgermeister Geisel. "Denn günstiges Wohnen in Lichtenberg ist auch weiterhin möglich." Damit das so bleibt, rief Geisel vor einem Jahr das Bündnis für Wohnen ins Leben. 16 Partner, darunter die Wohnungsbaugesellschaft Howoge, die Wohnungsbaugenossenschaft Lichtenberg (WGLi), aber auch private Investoren wie Ulrich und Lakomski haben sich in einer Vereinbarung dazu bereit erklärt, neben teurem auch günstigen Wohnraum bereitzustellen. Doch nicht alle Neubauprojekte im Bezirk werden auch realisiert.

Doch immerhin: am Mühlengrund an der Rüdickenstraße soll das Einkaufszentrum durch 372 neue Wohnungen ersetzt werden, weitere 400 sind an der Wartenberger Straße am Bahnhof Berlin-Hohenschönhausen geplant. Der Bau von 140 Einfamilienhäusern an der Gehrenseestraße soll dort für eine Aufwertung des Gebietes sorgen. Schon im März steht hier der erste Spatenstich an. "Es sind tatsächlich viele Hohenschönhausener, die hier ein Haus bauen", weiß Bürgermeister Geisel. Er sieht damit die soziale Mischung in Lichtenberg gewahrt.

Viele Hohenschönhausener aber sehen das günstige Wohnen in der Platte in Gefahr. "Neubauprojekte, wie das am Mühlengrund, aber auch Modernisierungen, wie die in unserem Wohngebiet, werden auf den Mietspiegel in der Platte eine erhebliche Auswirkung haben", fasste ein Anwohner die Befürchtungen zusammen.

Karolina Wrobel / KW
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

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