Kritik am Pilotprojekt hält an
Poller-Radweg am Dahlemer Weg weiter umstritten
Für die einen ist es ein „großer Gewinn an Sicherheit“ für andere unnütze Geldverschwendung. Der neue Radweg am Dahlemer Weg erregt weiter die Gemüter. Erstmals im Bezirk wurde ein geschützter Radstreifen angelegt. Rot-weiße Kunststoff-Poller begrenzen ihn und sind dadurch besonders sicher, weil Autos den Radstreifen nicht mehr befahren können.
Der Radstreifen mit Pollern wurde erst aufgrund von Bürgerprotesten angelegt. Ursprünglich war geplant, den alten Radweg vom Gehweg auf die Fahrbahn zu verlegen. Doch dort, zwischen Parkspur und Fahrbahn, war es viel zu eng für die Radfahrer. Und gefährlich. Schließlich hat das Bezirksamt die Planungen noch einmal überarbeitet. Die Radspur Dahlemer Weg wurde zum Modellprojekt und die Poller-Begrenzung zum heißdiskutierem Thema.
Als „Schwachsinn an Platz- und Geldverschwendung“ bezeichnet Auto- und auch Fahrradfahrerin Angelika Senger den neuen Radweg. Der Dahlemer Weg zwischen Curtius- und Mörchinger Straße werde von Fußgängern kaum genutzt. Sie fragt sich, ob man nicht einen der beiden Bürgersteige als Fahrradweg hätte verwenden können. Oder: „Wenn schon Poller, dann nur auf einer Straßenseite.“ Der geschützte Radstreifen hätte dann, wie auf vielen anderen Straßen auch, einen doppelten Fahrradweg gehabt. Je einen in jede Richtung. „Das wäre sicher billiger gewesen.“ Zudem würden jetzt die Parkplätze am Straßenrand wegfallen.
Auch Oliver Friederici, verkehrspolitischer Sprecher der Berliner CDU, fordert, den „Vollpfosten-Radweg“ abzureißen. „Besser wäre es, den alten Radweg auf dem Gehweg zu sanieren und Gefahrenstellen wie erhöhte Kantensteine zu beseitigen“, sagt Friederici. Er mahnt an, dass Senat und Bezirke dringend ihre Prioritäten bei der Radwegplanung überdenken müssten. Am Dahlemer Weg sei der Radverkehr nicht so stark und die Poller völlig unnütz. Außerdem sollten die Anwohner an den Planungen beteiligt werden. „Wir sind nicht gegen Radwege. Aber wir wollen keine, die gegen den Willen der Bürger errichtet werden.
Bernd Steinhoff, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bezirk, lobt dagegen den Radweg als „großen Gewinn an Sicherheit.“ Die Kunstsoff-Poller dienten der Sicherheit der Radler und werden im Rahmen eines Modellversuches getestet. „Die alten Radwege waren zu schmal und mit erhöhten Kantensteinen gefährlich.“ So sieht es auch Ragnild Soerensen vom Verein Changing Cities, der aus dem Netzwerk Lebenswerte Stadt hervorgegangen ist und erfolgreich den Volksentscheid Fahrrad organisiert hat. Soerensen kann die Kritik nicht verstehen. Sie betont, dass bei der Umplanung das neue Mobilitätsgesetz angewandt wurde. Meistens seien Falschannahmen Grund für die Ablehnung der neuen Radwege. Sie widerspricht auch, dass ein Schutzstreifen für Radfahrer gereicht hätte: „Schutzstreifen bieten Radfahrern keinen ausreichenden Schutz. Sie werden oft zugeparkt.“ So sei es auch zwischenzeitlich am Dahlemer Weg gewesen. Das entspräche nicht der Vision Zero, also „Null Tote“.
Auch die Äußerungen, die alten Radwege seine ausreichend und sollten auf dem Fußweg bleiben, lässt sie nicht ohne Kommentar: Der ehemalige Hochbordradweg entpräche nicht den heutigen Anforderungen an Radverkehrsanlagen und auf dem Fußweg müsste ausreichend Platz auch für Rollstühle, Kinderwagen, Kinderfahrräder und Hunde bleiben. Im Sinne einer nachhaltigen Stadtgestaltung müsse mehr Fußgänger und Radfahrer getan werden.
Das auf dem Dahlemer Weg kaum Radfahrer fahren, hält Soerensen für ein subjektives Empfinden. „Menschen fahren weniger Rad, wenn es nicht sicher ist. Erst eine sichere und attraktive Radinfrastruktur erleichtert Unentschlossenen die Entscheidung für das Fahrrad.“
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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