Linke-Abgeordnete Evrim Sommer: mehr Einsatz gegen Armut
"Die Armut ist real. Viele Menschen fühlen sich im Bezirk abgehängt, enttäuscht und nicht beachtet", sagt Evrim Sommer. Das sei die andere Seite des Boom-Bezirks Lichtenberg mit seinem Wirtschaftswachstum, sinkenden Arbeitslosenzahlen und attraktiven Wohngegenden. "Natürlich können Familien in Karlshorst oder Rummelsburg gut leben", bestätigt Sommer.
Auf der anderen Seite würden aber zum Beispiel im Altbezirk Hohenschönhausen viele Alleinerziehende wohnen. Kinderarmut sei gerade im Norden des Ortsteils Alltag, weiß Sommer. Ihr Wahlkreis erstreckt sich nördlich der S-Bahnlinie vom Ostseeviertel an der Falkenberger Chaussee und der Zingster Straße bis zur Landesgrenze hinter dem Dorf Falkenberg. Doch nicht nur hier gibt es viele finanziell Schwache. Insgesamt leben 66 Prozent der Lichtenberger in sozial problematischen Wohngebieten, auch in südlichen Gegenden wie Friedrichsfelde.
"Die soziale Schere geht immer weiter auf", sagt Sommer. "Die Armut im Bezirk ist real. Deshalb hat nicht jeder hat die gleichen Chancen. Um das zu ändern, müssen die Dinge beim Namen genannt werden." Zu den Fakten gehöre, dass immer mehr Lichtenberger auf Sozialhilfe angewiesen seien, sagt Sommer. In einer Anfrage an die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales fand die Abgeordnete heraus, dass im Jahr 2013 rund 116 Millionen Euro für Sozialhilfe im Bezirk ausgegeben wurden - mehr als fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders armutsgefährdet ist laut Statistik die Gruppe der 18- bis 25-Jährigen. Auch die Bildungsarmut nehme laut dieser Zahlen zu. So wiesen 2012 noch 10,9 Prozent der über 25-Jährigen einen niedrigen Bildungsstand auf, 2013 waren es zwölf Prozent.
Die Abgeordnete setzt sich als frauenpolitische Sprecherin ihrer Fraktion im Abgeordnetenhaus besonders für die Alleinerziehenden ein, denn sie sind besonders gefährdet, in die Armut abzurutschen. Den Alltag dieser Mütter kennt Sommer gut, denn er spielt sich vor ihrer Haustür im Ostseeviertel ab. "Sie haben Schwierigkeiten, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Viele haben finanzielle Sorgen. Manche kommen aus schwierigen Verhältnissen, haben Erfahrungen mit häuslicher Gewalt." Zuletzt forderte Sommer den Senat auf, mehr Beratungsstellen einzurichten und Frauen besser zu schützen. Familienzentren sollen über Verhütung und Familienplanung aufklären. Um der Gewalt gegen Frauen etwas entgegenzusetzen, fordert sie auch die Einführung einer anonymen und Spurensicherung nach sexueller Gewalt, unabhängig davon, ob die Frau Anzeige erstatten will.
"Naturgemäß werden die meisten Anträge der Opposition von der rot-schwarzen Koalition abgelehnt", weiß Sommer. Doch zur Arbeit der Opposition gehöre es zuallererst, sich Gehör zu verschaffen. Das will Sommer durch Gespräche mit Anwohnern in ihrem Wahlkreis erreichen. So findet eine Einwohnersprechstunde am 27. Mai um 18 Uhr im Wahlkreisbüro der Abgeordneten in der Zingster Straße 12 statt.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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