Ehemaliges Gaswerk bildet Auftakt zu neuer Serie

Für den alten Gasometer suchen die neuen Eigentümer noch eine Nutzung. | Foto: Liptau
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Mariendorf. Früher wurde hier Gas hergestellt, künftig wird unter anderem Bier gebraut: Das stillgelegte Gaswerk Mariendorf befindet sich im Umbruch. Es ist unser heutiges "Denkmal im Fokus". Mit der neuen Serie stellen das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg und die Berliner Woche Baudenkmäler vor.

Das Denkmalensemble aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts war in den vergangenen Monaten häufiger in den Medien vertreten. Zunächst, weil die Sanierungsarbeiten am dortigen, über 100 Jahre alten Gasometer abgeschlossen wurden. Die zweite Meldung betraf die "Reinigungshalle 1" aus dem Jahr 1901: Der US-amerikanische Craft-Beer-Brauer "Stone Brewing" wird hier bis Ende 2015 oder Anfang 2016 seine einzige europäische Produktionsstätte inklusive Schaubrauerei, Gaststätte und Biergarten einrichten.

Rund 100 Jahre lang war das Gelände zwischen Teltow-Kanal, Lankwitzer Straße und Ringstraße zur Herstellung von Gas in Betrieb. Die heute erhaltenen Gebäude stammen zum größten Teil aus der ersten Bauphase in den Jahren 1900 und 1901 (Architektensozietät Schulz & Schlichting), sowie dem zweiten Bauabschnitt in den direkt darauffolgenden Jahren (Architekt Paul Karchow).

Heute ist unter anderem noch der Gasometer vorhanden, der 1892 in Wien aufgebaut worden war und neun Jahre später nach Mariendorf gebracht wurde. Außerdem stehen noch zwei Kugelgasbehälter, zwei Wassertürme und zwei große Hallen zur Reinigung des Gases von Schwefelwasserstoff. Erhalten haben sich auch mehrere Funktionsbauten für die Mitarbeiter, zum Beispiel das Sozial- und Kantinengebäude. Nachdem die Gasag das Gelände wegen der Umstellung der Berliner Gasversorgung von Stadtgas auf Erdgas Ende der 1990er-Jahre aufgegeben hat, ist hier nichts mehr passiert. In den Duschräumen und bei den Umkleiden für die Mitarbeiter steht alles herum, wie eben erst verlassen. Allerdings sind die Spindschränke inzwischen aufgebrochen worden. Darin hängen Jahreskalender von 1989, stehen bis heute vergessene Schuhe. Auch die Kantine wirkt trotz ihrer Leere noch immer einsatzbereit, auch wenn heute wohl niemand mehr zwischen braungrünen Wandkacheln und quietschorangefarbenen Vorhängen mit Blick auf großformatige Schwarzweißbilder der Westberliner Politprominenz essen wollen würde.

Das Gaswerk, das erst 2013 an die Investorengruppe BMDF Gewerbepark Berlin-Mariendorf GmbH & Co. KG verkauft wurde, erzählt also nicht nur von der ersten Entstehungszeit um die Jahrhundertwende, als das Werk zu den modernsten Anlagen dieser Art in Europa zählte. Es gibt auch noch Hinweise auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als das Gelände noch einmal erheblich erweitert wurde.

Die vorwiegend technischen Bauten aus dieser Zeit sind mit Ausnahme des großen Wasserturms von 1968/69 aber nicht mehr erhalten. Die frei gewordenen Flächen beherbergen schon seit einigen Jahren zwei Logistikzentren und eine großflächige Solaranlage, die weiterhin die Gasag betreibt. Trotzdem sind große Teile des Areals heute unbebaut. Für sie gilt, was für den größten Teil der erhaltenen Gebäude gilt: Sie suchen nach einer neuen, kreativen Nutzung. Und warten darauf, neu entdeckt zu werden.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter marienpark-berlin.com.
Ralf Liptau / flip
Autor:

Ralf Liptau aus Tiergarten

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