101-Jährige ist Berlins größter Traberfan

Gemeinsame Leidenschaft für schnelle Pferde: Irene Bürgel mit Andreas Haase vom Mariendorfer Trabrennverein, der mit einem Blumenstrauß vorbeischaute. | Foto: Heiko Lingk
  • Gemeinsame Leidenschaft für schnelle Pferde: Irene Bürgel mit Andreas Haase vom Mariendorfer Trabrennverein, der mit einem Blumenstrauß vorbeischaute.
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Wenn man ihr gemütliches Appartement betritt, fällt die auf dem Wohnzimmertisch ausgebreitete Rennzeitschrift auf. In der Kruckenbergstraße – nur wenige Meter von der Mariendorfer Traberpiste entfernt – lebt Irene Bürgel schon seit vielen Jahren.

Und wenn einem als nächstes ihr wacher und hochkonzentrierter Blick begegnet, gerät man endgültig ins Staunen. Denn Irene Bürgel ist fast so alt wie die 1913 eröffnete Rennbahn. Sie wurde am 11. August 1917 geboren.

Zwar nicht in der Hauptstadt, denn sie wuchs in Stepnica, einem kleinen Ort nahe der polnischen Ostseeküste, auf. Er hieß zu jener Zeit noch Stebnitz. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Berlin zu ihrer Heimat. Es dauerte dann zwar noch ein paar Jahre, bis sie ihre größte Leidenschaft entdeckte: den Trabersport. Aber dafür wurde die Passion umso mächtiger. Irene Bürgel erinnert sich: „Es war das Jahr 1960. Ich las eine Überschrift in der Tageszeitung. Da stand in fettgedruckten Lettern: „Hairos II startet in Mariendorf!“. Ich dachte: Geh mal hin und guck dir an, was da passiert.“

Es war ein unvergessliches Erlebnis. Denn die Mariendorfer Bahn begrüßte damals das berühmteste Rennpferd der Welt: den legendären Hengst Hairos II. Sein niederländischer Fahrer Willem Geersen führte den Traber zu einem Triumphzug rund um den Globus. Das Pferd siegte nicht nur in Mariendorf, sondern auch in Paris und in New York. Ganz nebenbei hatte der Hengst etwas bewegt, was man nicht in den Chroniken findet: Er hatte Irene Bürgels Herz im Sturm erobert.

Seit jenem Renntag ließ der Trabersport die Seniorin, die bis zu ihrer Pensionierung bei Siemens gearbeitet hat, nicht mehr los. Mit ihrem Mann Walter besuchte sie fortan Europas bedeutendste Bahnen und fieberte beim Kampf um Sieg und Platz mit. Zumindest, was die Traber betraf, hielt sie in der Ehe bis zum Tod ihres Mannes 1997 das Heft in der Hand. „Wenn sich das Thema um Pferde dreht, müssen Sie meine Frau fragen“, hatte er stets mit einem Augenzwinkern gesagt.

Falls es das Wetter zulässt, beobachtet Irene Bürgel nun von ihrem Balkon aus die Traber beim täglichen Training. „Manche Rennfahrer kennen mich und winken mir zu“, erzählt sie schmunzelnd. Einen Ratschlag, wie man so alt werden kann, hat die 101-Jährige ebenfalls parat: „Man sollte viel Folsäure zu sich nehmen. Das habe ich vor ewigen Zeiten in einem Buch gelesen und stets befolgt.“ So agil, wie Mariendorfs treuester Fan trotz des hohen Alters wirkt, muss an dem Geheimrezept wohl etwas dran sein.

Autor:

Heiko Lingk aus Marienfelde

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