Kaiserschnitt lieber nur bei einem echten Notfall

Hauptsache, es ist gesund: Wann und wie es das Licht der Welt erblickt, sollte Nebensache sein. | Foto: Silvia Marks
  • Hauptsache, es ist gesund: Wann und wie es das Licht der Welt erblickt, sollte Nebensache sein.
  • Foto: Silvia Marks
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Die Zahl der Kaiserschnitte steigt in Deutschland seit Jahren. Bei ungefähr jeder dritten Geburt ist der erste Schrei eines Babys inzwischen im Operationssaal zu hören. Vor 20 Jahren lag der Anteil nur halb so hoch.

"Laut Weltgesundheitsorganisation erfolgen durchschnittlich zehn Prozent der Kaiserschnitte wegen einer deutlichen Gefährdung für Mutter oder Kind", sagt die Gesundheitswissenschaftlerin Petra Kolip von der Universität Bielefeld. Doch warum sind die Kaiserschnitt-Raten deutlich gestiegen? "Eines ist klar: Der vielzitierte Wunschkaiserschnitt, beispielsweise von Frauen, die die Geburt mit dem Terminkalender ihres Mannes abstimmen, ist selten, der Anteil liegt bei zwei Prozent der Schwangeren", sagt Kolip, Mitautorin des "Faktencheck Kaiserschnitt" der Bertelsmann-Stiftung.Das bestätigt auch Prof. Klaus Friese, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. "Für das besondere Datum 12.12.2012 hatten wir nur drei geplante Kaiserschnitte im Terminkalender, bei 4400 Geburten im Jahr", sagt der Leiter der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtsmedizin am Uniklinikum München.

"Für die Mutter ist das Risiko bei einem Kaiserschnitt insgesamt nicht mehr so viel höher als bei einer vaginalen Geburt", sagt Friese. Zu den Risiken des Kaiserschnitts gehörten Infektionen und Wundheilungsstörungen oder die erhöhte Gefahr einer Thrombose. Andererseits könne auch eine natürliche Geburt mit Problemen einhergehen, einem gerissenen Damm oder Blutungen etwa. "Die Frauen müssen darauf bestehen, ausführlich aufgeklärt zu werden", rät er.

Als eindeutige Gründe für eine operative Geburt nennt Friese, wenn der Mutterkuchen direkt vor der Vagina liegt und so den Weg für das Kind bei der Geburt versperren würde. "Diese Fehllage der Plazenta könnte zu lebensgefährlichen Blutungen führen." Auch eine Querlage des Kindes, ein drohender Riss in der Gebärmutter oder eine mangelnde Versorgung des Babys mit Sauerstoff könnten einen Kaiserschnitt notwendig machen.

Zahlreiche Gründe

In anderen Fällen gibt es laut Kolip einen Ermessensspielraum. Dazu zählen ein vorausgegangener Kaiserschnitt, die Beckenendlage, also wenn der Po des Kindes und nicht der Kopf als erstes im Geburtskanal liegt, oder Zwillingsgeburten. "Dieser Handlungsspielraum und die Bewertung von Risiken werden in den Kliniken sehr unterschiedlich genutzt", sagt Kolip. Krankenhäuser mit Belegärzten, das sind niedergelassene Frauenärzte, die ihre Patientinnen auch in der Klinik betreuen, hätten zudem höhere Raten an Kaiserschnitten als "normale" Fachabteilungen.

Der Deutsche Hebammenverband in Karlsruhe kritisiert seit jeher die hohe Rate an Kaiserschnitten. "Die regionalen Unterschiede, die sich nicht medizinisch belegen lassen, lassen uns zusätzlich ins Grübeln kommen", sagt Sprecherin Edith Wolber. Sie ist der Überzeugung, dass mit den Ängsten der Mütter vor der Geburt nicht angemessen umgegangen wird. "Angst und Unsicherheit gehören zu einer Geburt dazu." Es gebe unterschiedliche Herangehensweisen, damit umzugehen. "Wir Hebammen wollen den Müttern zeigen, dass wir sie begleiten, gehen auf die Angst ein und ermutigen sie, dass sie eine natürliche Geburt schaffen können." Oft werde aber von Seiten der Ärzte zu schnell ein Kaiserschnitt als "technische Lösung" angeboten.

dpa-Magazin / mag
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 234× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 993× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.140× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.030× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.