Mit Handicap eine Ausbildung finden
Obwohl Unternehmen ab 20 Beschäftigten dazu verpflichtet sind, mindestens fünf Prozent schwerbehinderte Menschen einzustellen, finden viele Jugendliche mit Handicap keinen Ausbildungsplatz. Die Unternehmen zahlen lieber eine Ausgleichsabgabe, als den Arbeitsplatz behindertengerecht umzubauen, sagt Ulrike Jansen von der Aktion Mensch. Im Schnitt besetzten Firmen nur vier Prozent ihrer Jobs mit Schwerbehinderten. Jugendliche mit Handicap müssen sich deshalb häufig stärker als andere um einen Ausbildungsplatz bemühen. Doch sie sind dabei nicht allein.
Unterstützung bietet vor allem die Arbeitsagentur. Sie hat Reha-Berufsberater, die bei der Suche nach der passenden Ausbildungsart helfen. Mit ihnen sollten Jugendliche spätestens ein Jahr vor Ausbildungsbeginn Kontakt aufnehmen. "Die jeweilige Unterstützung erfolgt nach dem Grundsatz: So normal wie möglich, so speziell wie erforderlich", erklärt Paul Ebsen von der Bundesagentur für Arbeit. Zunächst werde versucht, die Jugendlichen in Betriebe zu vermitteln. Bei der Suche lohnt es sich, nach Firmen Ausschau zu halten, die in der Vergangenheit gegenüber Menschen mit Handicap besonders aufgeschlossen waren - und etwa von Integrationsämtern schon einmal ausgezeichnet wurden. "Manchmal ist eine Ausbildung in einer Werkstatt für Behinderte aber die bessere Alternative", sagt Ebsen. "Die besondere Stärke der Berufsbildungswerke liegt in einem ganzheitlichen Konzept", berichtet Hanna Buse von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke (BBW). Berufsschule, Praxis, Beratung und - je nach BBW - Internat befinden sich auf einem Gelände. Insgesamt bieten die BBW 240 Berufe an - vom Änderungsnäher bis zum Zahntechniker.
Nach der Ausbildung hilft das BBW bei der Jobsuche. Hat ein Mensch ein so starkes Handicap, dass auch eine Fachpraktikerausbildung nicht möglich ist, bleibt die Alternative, ohne Ausbildung in einer Behindertenwerkstatt zu arbeiten.
Marie Schenk hat es inzwischen geschafft - die heute 24-Jährige konnte aufgrund guter Noten ihre Ausbildung sogar um ein halbes Jahr verkürzen. Im Anschluss wurde sie von Audi übernommen. Ihr nächster Traum: Eine Weiterbildung im Personalbereich.
Autor:Ratgeber-Redaktion aus Mitte |
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