Jubiläum des Otto-Spielplatzes: Zeitzeugen gesucht

Witterungsbedingt noch etwas verlassen aber seit vier Jahrzehnten beliebt im ganzen Kiez: Der Ottospielplatz im gleichnamigen Park. Foto: Liptau
2Bilder
  • Witterungsbedingt noch etwas verlassen aber seit vier Jahrzehnten beliebt im ganzen Kiez: Der Ottospielplatz im gleichnamigen Park. Foto: Liptau
  • hochgeladen von Ralf Liptau

Moabit. Als er vor 40 Jahren eröffnet wurde, bezeichnete der zuständige Stadtrat den Otto-Spielplatz als "pädagogisches Experiment". Bis heute unterscheidet sich die betreute Freizeitfläche von den meisten anderen Spielplätzen in der Stadt.

Vor wenigen Wochen hat der Moabiter Ratschlag als Träger ein neues Faltblatt zu den Angeboten auf der rund 5000 Quadratmeter großen Fläche an der Straße Alt-Moabit herausgegeben und sich bei dessen Erarbeitung die Frage gestellt, ob der Otto-Spielplatz überhaupt ein Spielplatz ist. "Irgendwie trifft der Begriff nicht das, was wir hier eigentlich machen", so der Leiter Bernd Brunner. "Wir haben ihn dann trotzdem gelassen. Weil wir sonst ganz tief in die Diskussion hätten einsteigen müssen." Denn was die Anlage sonst sein könnte, ist nicht leicht zu beantworten. Ein herkömmlicher Spielplatz mit Rutsche und Schaukel sollte sie niemals werden. Der Platz, den sich eine Moabiter Bürgerinitiative Anfang der 70er-Jahre erfolgreich erkämpft hatte, sollte von Anfang an etwas Neues sein, sollte sich vor allem durch das auszeichnen, was es hier an Spielgeräten nicht gibt."Dem Platz liegt die Idee zugrunde, dass man Kinder einfach machen lassen muss", erklärt Rüdiger Müller-Cleve, der sich derzeit als Ehrenamtlicher mit der Geschichte der Einrichtung auseinandersetzt. Auf diesem "Bauspielplatz" sollten sich die Kinder frei entfalten können, ihr Spiel mit Naturmaterialien wie Holz, Sand und Steinen selbst entwickeln. Und damit automatisch auch ihre eigene Persönlichkeit. Man müsse, so Müller-Cleve, das Konzept des Spielplatzes im Zusammenhang mit der den 68ern und dem damaligen Zeitgeist sehen. "Freie Liebe, freies Denken - und eben auch freies Spiel."

Ähnliche pädagogische Konzepte hatte es bis dato beinahe nur in Dänemark gegeben. Den Ideen der Moabiter Eltern schlossen sich schnell die Kommunalpolitiker des damaligen Bezirks Tiergarten an. Sie lenkten anderweitig verplante Investitionsmittel um, damit die Anlage im Ottopark errichtet werden könnte, stellten Pädagogen für die Betreuung der Kinder ein. In einem ausführlichen Zeitungsartikel legte der damalige Jugend- und Sportstadtrat Kurt Zillmann dar, warum man sich für das "pädagogische Experiment" entschieden hatte: "Auf einem Abenteuerspielplatz stehen das Erleben, das aktive Mitgestalten und das Verändern im Vordergrund." Eine solche Anlage entwickle sich weiter, werde nie "fertig."

Tatsächlich gibt es vom ursprünglichen Bestand der Anlage heute - 40 Jahre später - nur noch den Zaun. Die wenigen Spielgeräte wurden inzwischen ersetzt, sogar das Haus für die Spielangebote bei schlechtem Wetter ist erneuert worden. Als es vor zwei Jahren eröffnet wurde, hat der Verein Moabiter Ratschlag die Trägerschaft übernommen und möchte nun im Jubiläumsjahr die Eindrücke von Zeitzeugen der vergangenen vier Jahrzehnte zusammentragen. Bei einem Sommerfest sollen sie dann präsentiert werden.

Wer seine Erinnerungen teilen möchte, kann einen Fragebogen ausfüllen. Infos dazu gibt es vor Ort in Alt-Moabit 34, unter 39 83 57 30 und im Internet auf www.moabiter-ratschlag.de/otto-spielplatz.
Ralf Liptau / flip
Witterungsbedingt noch etwas verlassen aber seit vier Jahrzehnten beliebt im ganzen Kiez: Der Ottospielplatz im gleichnamigen Park. Foto: Liptau
Spielplatzleiter Bernd Brunner (links) und Rüdiger Müller-Cleve wollen Erlebnisse aus den vergangenen 40 Jahren zusammentragen. | Foto: Liptau
Autor:

Ralf Liptau aus Tiergarten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 237× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 997× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.141× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.030× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.