Auch nach zehn Jahren noch keine Sicherheit
Senioren fordern langfristige Zusagen für Begegnungsstätte Stille Straße

Gemeinsam mit Jasmin Tabatabei (hinten Mitte) kämpfen die Seniorinnen und Senioren um den Fortbestand der Begegnungsstätte. Deren Zukunft ist auch zehn Jahre nach der Besetzung noch unsicher. | Foto: Bernd Wähner
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  • Gemeinsam mit Jasmin Tabatabei (hinten Mitte) kämpfen die Seniorinnen und Senioren um den Fortbestand der Begegnungsstätte. Deren Zukunft ist auch zehn Jahre nach der Besetzung noch unsicher.
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Die Zukunft der Begegnungsstätte Stille Straße 10 ist noch immer nicht gesichert. Deshalb fordern die „ältesten Besetzerinnen und Besetzer der Welt“ von der Politik endlich eine gesicherte Perspektive.

Denn eine sich abzeichnende Lösung, nämlich der Umzug in einen geplanten Neubau an der Tschaikowskistraße 14, ist inzwischen vom Tisch, wie die Vorsitzende des Fördervereins Stille Straße 10, Evelin Lämmer, auf Anfrage der Berliner Woche informiert.

Anlass dafür, dass die Nutzerinnen und Nutzer der Begegnungsstätte erneut in die Öffentlichkeit gehen, ist der zehnte Jahrestag ihrer Besetzungsaktion. Am 1. Juli 2012 besetzten Senioren aus Protest das Gebäude an der Stille Straße 10, das bis dahin kommunale Begegnungsstätte war. Aus Kostengründen wollte das Bezirksamt die viel besuchte Einrichtung dicht machen. Die Gruppen, die sich im Haus trafen, sollten auf andere Begegnungsstätten verteilt werden. Aber die Nutzerinnen und Nutzer des Hauses wollten als Gemeinschaft zusammenbleiben.

Dass sich ältere Menschen mit einer Hausbesetzung für ihre Sache einsetzen: Das gab es in Berlin so noch nie. So landete diese Besetzung nicht nur bundes- sondern sogar weltweit in den Medien. Insgesamt 112 Tage hielten die Besetzer durch. Das Bezirksamt startete währenddessen ein Interessenbekundungsverfahren, um die Einrichtung in freie Trägerschaft zu übergeben. Seit Anfang 2013 hat der Sozialverband Volkssolidarität einen Nutzungsvertrag für die Einrichtung mit dem Bezirksamt. Dieser Vertrag hat allerdings immer nur eine Laufzeit von einem Jahr und muss dann jeweils erneuert werden. Das wiederum hat zur Folge, dass längst fällige Investitionen am und im Gebäude nicht möglich sind, weil die Vertragslaufzeit zu kurz ist. Mindestens fünf Jahre Laufzeit wären nötig, damit richtig investiert werden kann.

Mitglieder kümmern sich um
Programm und Betrieb

Die Kosten für den Betrieb der Begegnungsstätte trägt bisher der Sozialverband Volkssolidarität mit seinen gut 9000 Mitgliedern. Sie belaufen sich auf immerhin 28 000 Euro pro Jahr. Um die Angebote und die Aufrechterhaltung des Betriebs der Begegnungsstätte kümmern sich indes die Mitglieder des Fördervereins rein ehrenamtlich. Im Haus treffen sich unterschiedliche Freizeitgruppen und es gibt ein Programm mit Lesungen, Konzerten und anderem mehr.

Unterstützung für ihre Forderung nach einer langfristigen Lösung für ihre Begegnungsstätte erhalten die Nutzerinnen und Nutzer von der Schauspielerin und Musikerin Jasmin Tabatabei, die in der Nähe wohnt. „Ich war vor zehn Jahren gleich am ersten Tag der Besetzung hier“, erinnert sie sich. „Damals fand ich einen Brief in meinem Briefkasten, in dem die Besetzung angekündigt wurde. Ich finde, eine Gesellschaft muss sich daran messen lassen, wie sie mit ihren älteren Menschen umgeht. Und nicht zu Letzt, weil ich die hier Aktiven als Inspiration für meine eigene Zukunft sehen, unterstütze ich sie.“

Mit Blick auf die vergangenen zehn Jahre müssen die einstigen Besetzer resümieren, dass sich kaum etwas für sie geändert hat. So wie 2012 gibt es bis heute noch keine langfristige Perspektive. Sie fordern deshalb: „Gebt uns endlich eine akzeptable Lösung!“ Und nach dieser suchen Evelin Lämmer und Bürgermeister Sören Benn (Die Linke) derzeit. Denkbar wäre, dass aus der Begegnungsstätte ein Mehrgenerationenhaus mit angeschossener Kita werden könnte. Doch dazu muss auch die Landespolitik mit ins Boot geholt werden.

Anlässlich des zehnten Jahrestages der Besetzung hat der Förderverein gemeinsam mit dem Pankower Rohnstock-Verlag das Buch „Die unbeugsamen Alten der Stille Straße 10“ herausgegeben. In diesem schreiben die Besetzerinnen und Besetzer: „Wir sind zwar alt, aber nicht dumm, nicht unmündig und schon gar kein Kostenfaktor. Wir wissen genau, dass wir nicht aufgeben und unsere, ehemals durch eine Besetzung erkämpfte Begegnungsstätte in der Stillen Straße 10 weiter betreiben werden. So oder so! Eine Entscheidung ist zwingend notwendig“.

Weitere Informationen: https://stillestrasse.de/.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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