Mit "Dorfromantik" einige Preise abgeräumt
Im Studiengang Game Design an der HTW Berlin werden digitale Videospiele entwickelt

Namin Hansen (mit VR-Brille), Meike Strippel (am Computer) und Daria Pankau (nicht im Bild) entwickeln ein Virtual-Reality-Game, das unter Wasser spielt. Sie befinden sich im zweiten Semester ihres Masterstudiums.  | Foto: Philipp Hartmann
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  • Namin Hansen (mit VR-Brille), Meike Strippel (am Computer) und Daria Pankau (nicht im Bild) entwickeln ein Virtual-Reality-Game, das unter Wasser spielt. Sie befinden sich im zweiten Semester ihres Masterstudiums.
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Rund 54 Prozent der Deutschen spielen Computer- und Videospiele. Der Umsatz mit Videospielen lag 2021 bei über sechs Milliarden Euro. Es ist ein riesiger Markt, der in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist. An der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin werden Jahr für Jahr neue Spiele entwickelt. Seit 2009 gibt es dort den Studiengang Game Design.

In einem von außen unscheinbaren Bürogebäude in der Slabystraße 12, Ecke Ostendstraße in Oberschöneweide stehen Studios auf dem neuesten Stand der Technik zur Verfügung. Den klassischen Hörsaal gibt es hier nicht. Stattdessen sieht es eher wie in einem Start-up-Unternehmen aus. Die Wände und Schreibtische sind gepflastert mit Klebezetteln. Überall sind Ideen aufgekritzelt. Junge Menschen starren auf Bildschirme, programmieren, klicken sich durch Softwareprogramme, testen Computerspiele.

Thomas Bremer hat den Studiengang gemeinsam mit seiner Kollegin Susanne Brandhorst aufgebaut. | Foto: Philipp Hartmann
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In Co-Working-Atmosphäre wird in kleinen Gruppen gearbeitet. Regelmäßig finden Meetings statt, wobei die Studenten ihre Zwischenergebnisse präsentieren. Eine Atmosphäre, die Professor Thomas Bremer gefällt. Seit 2003 lehrt er an der HTW, hatte dort zunächst eine Professur für Medienkonzeption. Das Thema Spiele habe ihn schon immer interessiert, berichtet Bremer, der zuvor in Hamburg Kunst studierte. Spannend sei für ihn vor allem das Interdisziplinäre daran. „Ich spiele fast nur beruflich“, sagt er. Natürlich probiere er vor allem die Spiele seiner Studenten aus. Er selbst komme noch aus der Arcade-Zeit, also jener Zeit, als Spielautomaten populär waren.

In Co-Working-Atmosphäre arbeiten die Studenten in Teams an der Umsetzung ihrer Spielideen. | Foto:  Philipp Hartmann
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An der HTW gehe es darum, digitale Unterhaltungsspiele zu entwickeln. Den Studiengang Game Design gibt es seit 13 Jahren. Aufgebaut hat ihn Thomas Bremer gemeinsam mit seiner Kollegin Susanne Brandhorst, die auch für die Innenarchitektur mitsamt der Farbkonzepte und Möbel verantwortlich gewesen ist. „Es ist eine recht einzigartige Raumsituation in Deutschland“, betont er. Jedes Jahr wählen die Professoren 40 Personen aus, die im Bewerbungsprozess am meisten überzeugen konnten. 200 Studenten sind es aktuell insgesamt, die ihren Bachelor- und Masterabschluss in Game Design schaffen wollen. Die Hälfte ist weiblich. Studiengebühren werden nicht erhoben.

Zu Beginn des Studiums fertigen die Studenten aus Kunststoff Figuren wie diese, die später dann in digitalen Unterhaltungsspielen auftauchen sollen. | Foto: Philipp Hartmann
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Während ihres Studiums realisieren die Studenten im Durchschnitt drei bis fünf Spiele sowie zahlreiche Prototypen. Dafür lernen sie von der Pike auf, wie ein Spiel für den Computer, fürs Smartphone oder die Spielekonsole entwickelt wird. Am Anfang stehen vor allem die Grundlagen in Spielgestaltung und Spieltechnik im Vordergrund. Ab dem dritten Semester können sich die Studenten dann immer weiter spezialisieren. So gibt es beispielsweise Ergänzungsfächer in 3D-Modellierung und 3D-Digitalisierung. Einige der Studenten gründen bereits während des Studiums ein eigenes Entwicklerstudio, in dem sie direkt nach ihrem Abschluss in den Beruf starten und an neuen Spielen tüfteln.

"Dorfromantik", entwickelt von Studenten der HTW Berlin, gewann in zwei Kategorien den Deutschen Computerspielpreis 2021.  | Foto: Philipp Hartmann
  • "Dorfromantik", entwickelt von Studenten der HTW Berlin, gewann in zwei Kategorien den Deutschen Computerspielpreis 2021.
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„Viele Studenten wollen heute nicht mehr in großen, anonymen Firmen arbeiten, sondern einen Job, der ihnen Freude macht und wo sie ihren Freiraum haben“, erzählt Thomas Bremer. Er schließt ein abgeschlossenes Büro auf, in dem das Modell einer Windmühle steht. Diese ist das Symbol des Spiels „Dorfromantik“, das von Studenten mit ihrem eigens gegründeten Studio „Toukana Interactive“ kreiert wurde. Darin geht es um den Aufbau von Landschaften. Dorfromantik hat zahlreiche Preise gewonnen, darunter den Deutschen Entwicklerpreis 2021 in der Kategorie „Bestes Deutsches Spiel“ und den Deutschen Computerspielpreis 2021 in den Kategorien „Bestes Debüt“ und „Bestes Gamedesign“. 95.000 Euro gab es dafür als Prämie. Es kann auf dem Computer und der Videospielkonsole Nintendo Switch gespielt werden. Inzwischen gibt es auch eine Brettspielversion. An den Einnahmen ist die HTW nicht beteiligt. Sie gehen komplett an die Studenten. „Dorfromantik hat eine unheimlich große Fanbase“, so Thomas Bremer über den größten Erfolg eines an der HTW entwickelten Spiels bisher.

Teil des Studiums sind regelmäßig stattfindende Präsentationen wie hier. | Foto: Philipp Hartmann
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So weit sind Meike Strippel, Namin Hansen und Daria Pankau noch nicht. Unter dem Arbeitstitel „Underwater VR“ arbeiten die drei Masterstudentinnen aktuell an einem Spiel, wofür eine Virtual-Reality-Brille benötigt wird. In zwei Jahren soll das Videospiel, bei dem ein im Wasser versunkenes Dorf erkundet werden muss, fertig sein. Der Erfolg von Dorfromantik dient ihnen dabei als Ansporn, auch wenn Thomas Bremer sagt: „Ich gehe nicht davon aus, dass wir seriell solche Erfolge vorweisen können.“

Am 10. und 11. Februar 2023 können Interessierte beim Tag der offenen Tür mehr über den Studiengang und die dort entwickelten Spiele erfahren. Weitere Infos auf gamedesign.htw-berlin.de.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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