Komponist Gerd Natschinski starb mit 86 Jahren Anfang August
Oberschöneweide. Über zehn Jahre lang hat Gerd Natschinski in einer Nebenstraße der Griechischen Allee gelebt. Jetzt ist der bekannte Komponist und Dirigent am 4. August gestorben, drei Wochen vor seinem 87. Geburtstag.
Der Chemnitzer hatte nach dem Krieg an der Hochschule für Musik in Dresden ein Dirigentenstudium begonnen, es auf Wunsch seines Vaters jedoch ein Jahr später abgebrochen. Dafür nahm er Privatunterricht in Musiktheorie, Komposition und Klavier. Ab 1948 hatte Natschinski bereits das Unterhaltungsorchester des Leipziger Rundfunks geleitet. Anfang der 50er-Jahre war er Meisterschüler bei Hanns Eisler und ab 1952 auch Chefdirigent des Unterhaltungsorchesters des Berliner Rundfunks. Von 1978 bis 1981 übernahm er die Intendantenstelle des Berliner Metropol-Theaters.
Der Name Gerd Natschinski steht im Abspann von fast 20 Defa-Filmen, für die er die Musik schrieb. Darunter „Carola Lamberti – eine vom Zirkus“, „Heißer Sommer“, „Ein Lord am Alexanderplatz“ und „Der Mann, der nach der Oma kam“. Bekannt wurde Gerd Natschinski auch durch die Operette "Messeschlager Gisela" (1960) und das Musical „Mein Freund Bunbury“, das er 1964 auf eine Komödie von Oscar Wilde schrieb.
Aus der Komponistenfeder stammen zudem mehrere Lieder der staatlichen DDR-Jugendbewegung, darunter „Blaue Wimpel im Sommerwind“ und „Marsch der Thälmannpioniere“.
Im vorigen Jahr hatte Gerd Natschinski einen seiner letzten öffentlichen Auftritte im Industriesalon Schöneweide. Er hinterlässt seine Ehefrau Gundula und die Tochter Viola sowie die Söhne Thomas, Felix und Lukas. Wie die Familie auf der Internetseite http://lukasnatschinski.com/ mitteilt, hatte Gerd Natschinski auf einem Blatt Papier mehrfach den Satz „Love you“ als letzte Nachricht an sie hinterlassen. „Mit Gerd Natschinski hat sich nicht nur ein großer deutscher Komponist von uns verabschiedet, sondern ein Künstler unseres Bezirks, der in Oberschöneweide eine Heimat gefunden hatte. Er hat mit seiner Musik in Filmen und Musicals ganze Generationen erfreut“, sagt Bürgermeister Oliver Igel.
Auf eigenen Wunsch wird Gerd Natschinski anonym und ohne öffentliche Trauerfeier beigesetzt. RD
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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