Einkommensverteilung in Neukölln zunehmend ungleichmäßig
In Bezug auf die Einkommensverteilung innerhalb der einzelnen Stadtviertel Berlins gibt es eine deutliche Zweiteilung. Während die westlichen Bezirke eine relativ hohe Ungleichverteilung aufweisen, sah es in den östlichen Bezirken bisher besser aus. Erstaunlicherweise ließ sich bisher auch der zum ehemaligen Westteil Berlins zählende Stadtteil Neukölln zur Gruppe der Bezirke rechnen, in dem eine relativ gleiche Verteilung vorlag. Dies scheint sich mittlerweile jedoch stetig zu verändern.
Die Einkommensverteilung innerhalb eines Gebiets wird mit dem sogenannten Gini-Koeffizienten gemessen. Ein Wert von 0 bedeutet dabei absolute Gleichheit, während ein Koeffizient von 1 eine absolute Ungleichverteilung anzeigt. Mit einem Gini-Koeffizienten von 0,3 liegt Berlin ungefähr im bundesdeutschen Durchschnitt. Doch innerhalb der Bezirke sieht es höchst unterschiedlich aus.
Lichtenberg mit gleichmäßigster Einkommensverteilung – Charlottenburg ist trauriger Statistik-Sieger
Während Stadtteile wie Lichtenberg (Gini-Koeffizient: 0,23), Pankow (0,25), Marzahn-Hellersdorf (0,25) und Treptow (0,26) eine relativ gleichmäßige Einkommensverteilung aufweisen, sieht dies in Stadtvierteln wie Charlottenburg (0,35), Mitte (0,33), Friedrichshain (0,31), Tempelhof (0,30) und Steglitz (0,30) schon anders aus.
Darüber hinaus gibt es auch noch eine Mittelgruppe mit Reinickendorf (0,29), Spandau (0,27) und Neukölln (0,27). Gerade Neukölln nimmt hier eine eher erstaunliche Entwicklung, denn der Gini-Koeffizient hat hier seit 2015 von 0,26 auf 0,27 zugelegt. Steigende Ungleichheit weisen sonst nur noch Charlottenburg, Mitte und Friedrichshain auf. Doch wie kommt es zu dieser steigenden Ungleichverteilung?
Neukölln im Wandel – Verdrängung durch Bessergestellte
Gerade im Norden Berlin-Neuköllns hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Studenten und auch viele wohlhabendere Personen aus der Kreativszene ließen sich dort nieder. Dies schlägt sich jetzt auch in der Statistik für die Einkommensverteilung nieder. Was auf den ersten Blick wie ein Glücksfall für das Viertel wirkt, bringt jedoch eine ganze Reihe negativer Entwicklungen mit sich.
So steigen die Durchschnittsmieten in Neukölln seit Jahren. Die durchschnittliche Miete liegt mittlerweile bei 9,80 Euro pro m² und hat damit schon viele andere Stadtviertel hinter sich gelassen. Dies erweist sich vor allem für die bisher in Neukölln wohnhaften Personen als negativ: Sie können sich das Wohnen in Neukölln kaum noch leisten und werden verdrängt.
Viele, die sich trotzdem dort halten, haben noch weniger Geld zum Leben und weisen mittlerweile eine besonders hohe Armutsgefährdung auf. Dies zeigt wiederum die hohe Armutsgefährdungsquote von 26,8%, die in keinem Stadtviertel Berlins höher ausfällt. In Neukölln sind also kreative Lösungen gefragt, um die Entwicklung in eine bessere Zukunft anzustoßen.
Autor:Gerald Maier aus Pankow |
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