Kinderklinik hatte eine Mordstation
Die zwei "Kolonistenhäuser" am Eichborndamm 238/240 gehören zur ehemaligen städtischen Irrenanstalt Dalldorf, die 1887 errichtet wurde. Damals wurden die Häuser als Unterkünfte für nervenkranke Männer genutzt, die auf dem Gut Dalldorf tätig waren. Ab 1941 waren in den Gebäuden die psychiatrischen Stationen II und III der Städtischen Nervenklinik für Kinder untergebracht. In die sogenannte Kinderfachabteilung wurden Kinder aus ganz Berlin und der Umgebung eingewiesen. Ihre Krankenakten enthielten vielfach den Vermerk "R.A.". Dieser besagt, dass der "Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden" die Kinder als "lebensunwert" eingestuft hatte. Viele dieser Kinder starben an den Folgen von medizinischen Versuchen oder riskanten Untersuchungen, aufgrund von fehlender ärztlicher Hilfe oder mangelnder Ernährung.
Im Rahmen des "Tag des offenen Denkmals" finden am 8. September um 14, 15 und 16 Uhr Führungen durch die Kellerräume des Gebäudes am Eichborndamm 238 statt, in denen sich unter anderem das Labor und der Sektionsraum der ehemaligen Städtischen Nervenklinik für Kinder befanden.
Zu diesem Thema zeigt auch das Heimatmuseum Reinickendorf, Alt-Hermsdorf 35, bis zum 31. Januar die Ausstellung "Auf freundlichen Zuspruch lächelt das Kind - die medizinischen Verbrechen der Städtischen Nervenklinik für Kinder 1941-1945". Öffnungszeiten sind montags bis freitags sowie sonntags von 9 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Außerdem können Interessenten der deutsch-deutschen Geschichte im ehemaligen Grenz- und heutigen Naturschutzturm an der Grenze von Frohnau zu Brandenburg nachspüren. Der Turm ist am 8. September von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Eine Führung beginnt um 14 Uhr an der Bushaltestelle Oranienburger Chaussee (B 96)/Hubertusweg.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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