Spinonagetunnel und Wasserbüffel
Vor zehn Jahren wurde der Landschaftspark Rudow-Altglienicke eröffnet – Ein Spaziergang

Im Sommer weiden Wasserbüffel auf dieser großen Fläche und schaffen Lebensraum für viele Tiere. | Foto: Schilp
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Das Rauschen der Autobahn ist stets zu hören, dennoch ist ein Spaziergang im Landschaftspark Rudow-Altglienicke entspannend. Die offene Wiesenlandschaft vermittelt dem Besucher ein Gefühl von Weite, viele Radler und Skater nutzen den asphaltierten Hauptweg für eine unbeschwerte Fahrt.

Schon kurz nach der Wende begann die Planung für die Stadtautobahn A 113 vom Dreieck Neukölln nach Schönefeld. Doch sollte so kurz nach Mauerfall schon wieder eine Barriere den Süden Neuköllns und Treptows trennen? Nein. Also wurde beschlossen, die Straße kurz nach Überquerung des Teltowkanals in Troglage mit zwei Tunneln von 900 und 300 Metern zu errichten. Die Tunneldecken wurden begrünt und Teil des neuen 64 Hektar großen, verbindenden Landschaftsparks. Eröffnet wurde er vor zehn Jahren. Die Finanzierung übernahm der Bund – als grüne Ausgleichsmaßnahme für den Autobahnbau.

Die gut zwei Kilometer lange Hauptachse ist Teil des Berliner Mauerwegs. Am nördlichen Zugang zum Park, dort, wo der Neudecker Weg in die Rudower Straße übergeht, liegt ein kleiner Kiessee, es folgt ein gut 350 Meter langes Stück „Hinterlandssicherungsmauer“ der DDR. Dahinter befanden sich einst ein Signalzaun und der Kontrollstreifen, der nachts hell beleuchtet und mit Wachtürmen gespickt war, dann erst kam die vordere Mauer Richtung West-Berlin. Heute ist es einfach, durch die Lücken der denkmalgeschützten Reste zu treten und auf der anderen Seite die Rudower Höhe zu erklimmen.

440 000 abgehörte Gespräche

Folgt der Spaziergänger oder Radfahrer dem Mauerweg bergan, verschwindet die Autobahn zum ersten Mal unter der Erde und der Park öffnet sich. Etliche Wege führen ins angrenzende Adlershofer Wohngebiet, während sich auf Rudower Seite Kleingärten hinter Zäunen verstecken.

Nach etwa einem Kilometer erinnert eine Stele an den 450 langen Rudower Spionagetunnel, der an der Schönefelder Chaussee endete. In der Röhre war aufwendige Technik installiert, mit der die West-Alliierten Telefongespräche der sowjetischen Streitkräfte abhörten. Nach elf Monaten, im April 1956, flog das Ganze auf. Ein Doppelagent hatte ausgepackt. Doch es waren bereits 440 000 Gespräche aufgezeichnet worden. Die Bänder hatte man jeden Tag in die USA und nach Großbritannien geflogen, wo hunderte von Mitarbeitern die Informationen auswerteten.

Idylle für diverse Arten

An etwa dieser Stelle verlässt die Autobahn ihren ersten Tunnel und ermöglicht dem Besucher von einer Fußgängerbrücke aus einen Blick auf den Verkehr. Auf der anderen Seite erstrecken sich große Wiesen. Wenige hundert Meter weiter geht es für die Autos wieder unter die Erde. Darüber haben Landschaftsgärtner das „Glienicker Fenster“ angelegt. Die bis fünf Meter hohe Böschung bietet einen Ausblick auf die Weide- und Wiesenlandschaft auf Rudower Seite. Auch der einst zugeschüttete Massantepfuhl wurde freigelegt. Im Sommer weiden dort Wasserbüffel. Ihre Suhlen schaffen Lebensraum für Amphibien und Libellen sowie für Sumpfdotterblumen und das Sumpf-Vergissmeinnicht. Außerdem dient der Büffel-Dung vielen Vogelarten als Nahrung.

Wieder hat sich der Landschaftspark zu einer beachtlichen Breite geöffnet. Der Spaziergänger kann nun unter etlichen Möglichkeiten wählen, ihn in Richtung Waltersdorfer Chaussee zu verlassen. Wer eine Stärkung braucht, folgt dem Mauerweg und kehrt im Kiosk mit dem beredten Namen „Am Ziel“ ein.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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