Versöhnende Erinnerung an Mauer
Gedenkstunde für Mauertote kürzer als bisher
Das Gedenken an den Mauerbau büßt in Spandau die Beteiligung prominenter Gastredner ein.
Im Jahre 2010 hatten Bezirksamt und Heimatkundliche Vereinigung an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze in Höhe der Bergstraße an der Heerstraße eine Gedenkstätte für die neun dokumentierten Todesfälle an der Mauer im Bereich Spandau vorgestellt. Im Zusammenhang mit der gemeinsam finanzierten Einrichtung wurde vereinbart, wie die jährliche Gedenkstunde zu gestalten sei. Danach sprechen der jeweilige Bürgermeister, der Baustadtrat, der Vereinsvorsitzende der Heimatkundler sowie möglichst ein prominenter Gast.
Im vergangenen Jahr hatte der Vorsitzende der Heimatkundler, Karl-Heinz Bannasch, während der Gedenkstunde öffentlich gemacht, dass sein Verein wohl heimatlos werde. Der für die Zitadelle zuständige Kulturstadtrat Gerhard Hanke (CDU) hatte den auslaufenden Vertrag der Heimatkundler für deren Räume auf der Zitadelle nicht erneuert. Hanke begründete dies mit Umbauten und Raumbedarf seines Amtes. Bannasch sah dagegen im „Rauswurf aus der Zitadelle“ den Versuch, die Heimatkundliche Vereinigung zu zerschlagen. Bis heute hat der Verein keine neuen Räume in der Zitadellenstadt.
Der Baustadtrat fehlt, Prominente auch
Die Gedenkstunde am diesjährigen 12. August fand dann auch in verknappter Form statt. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Helmut Kleebank (SPD) zeigte Bannasch sein Erstaunen über das Fehlen von Baustadtrat Frank Bewig (CDU). Der Politiker weilte im Urlaub. Bannasch verwies darauf, dass bisher die bezirklichen Redner notfalls ihren Urlaub unterbrochen hatten für den Gedenktermin, der nun einmal meist in der Ferienzeit liegt.
Die als Gastredner geladenen Politiker Annegret Kramp-Karrenbauer, Generalsekretärin der CDU, und die Berliner CDU-Vorsitzende Monika Grütters hatten ebenfalls aus Termingründen abgesagt. Also hielt Bannasch die Gedenkrede, und betonte das Versöhnende am Gedenken. So befindet sich unter den neun dokumentierten Mauertoten im Bereich Spandaus auch der Grenzsoldat Ulrich Steinhauer, der von seinem fliehenden Kameraden erschossen wurde. „Unabhängig, wer Recht oder Unrecht hat, sehen wir unsere Verantwortung im toleranten Dialog, in Humanität und Menschenwürde“, sagte Bannasch auch mit Blick auf heute flüchtende Menschen.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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