Leben mit den Ratten
Das Ehepaar Frößl und sein Kampf gegen die Nager

Eine markierte Ratte im Geäst. | Foto: privat
5Bilder
  • Eine markierte Ratte im Geäst.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Thomas Frey

Vor kurzem sind Sonja und Franz Frößl für eine Woche aus ihrem Heim in die Ferien geflüchtet. "Rattenurlaub" nannte das die Frau, als sie davon erzählte. Denn zu Hause sei es nicht mehr auszuhalten gewesen.

Das Ehepaar aus der Spandauer Straße hat seit Wochen ein großes Problem mit den wenig possierlichen Nagern. Die würden sich schon am Morgen auf der Terrasse tummeln, ein Anblick, der den ganzen Tag verderbe, sagt Sonja Frößl.

Bereits im August hatte das Spandauer Volksblatt über die Ratteninvasion auf ihrem Grundstück berichtet. Danach habe es zwar einige Aktivitäten gegeben, aber noch immer wären die Ämter in dieser Sache nur halbherzig unterwegs, beklagen die Frößls. Beim ersten Text wollten sie nicht, dass ihr Name genannt wird. Mittlerweile scheinen sie darauf sogar Wert zu legen. Auch Fotos von Ratten in ihrem Garten wurden geschickt. Das alles soll verdeutlichen: Sie haben mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die ihr Leben einschränken.

Als Ursache für ihre Rattenplage hat das Ehepaar zwei Orte lokalisiert. Zum einen den Parkplatz der nahe gelegenen Grundschule am Brandwerder. Außerdem einen vermeintlich tierlieben Nachbarn, von dessen Futterspenden aber nicht nur Vögel profitieren.

Ehepaar sieht Gefahr für Schüler

In Sachen Parkplatz hat sich inzwischen geändert, dass die im August noch offene, weil kaputte Schranke inzwischen repariert wurde und wieder schließt. Autos ohne Berechtigung können dort nicht mehr abgestellt werden. Außerdem sei dort auch gereinigt worden, übermittelte das Schulamt. Nach dessen Angaben habe sich aber herausgestellt, dass das Gelände keine Heimstatt größerer Rattenpopulationen sei.

Sonja Frößl widerspricht, als sie mit diesen Erkenntnissen konfrontiert wird. Zum einen, so sagt sie, wäre die Reinigung höchstens zur Hälfte ausgeführt worden. Und die Ansicht, der Parkplatz sei kein Rattennest, kontert sie mit der Beobachtung, dass auch beim Säubern mehrere der Tiere dort sichtbar geworden wären. Das Ehepaar hat deshalb inzwischen auch die Elternvertreter der Brandwerder-Schule informiert. Denn sie sehen die Gesundheit der Kinder durch die Nager stark gefährdet. Eigentlich, so finden sie, müsste die Schule so lange schließen, bis das Problem durch eine gezielte Bekämpfung gelöst sei.

Dass Ratten in diesem Gebiet stark unterwegs sind, ist auch dem Schulamt nicht verborgen geblieben. Nur verortet es deren Herkunft fast ausschließlich an einer anderen Stelle. Nämlich beim Nachbarn, den auch die Frößls als weiteren Verursacher ausgemacht haben. Der biete nicht nur Vögeln Nahrung, sondern auch anderen Tieren, inzwischen sogar einem Waschbär, haben sie festgestellt. Was von deren Verzehr auf den Boden fällt, holen sich die Ratten. Die werden von der Speisekammer angezogen und setzen sich in der Gegend fest.

Vermeintlicher Tierfreund im Visier

So ähnlich sieht das auch das Gesundheitsamt und hat den vermeintlichen Tierfreund inzwischen im Visier. Er müsse dafür sorgen, dass die Population eingedämmt werde, sei ihm, laut Sonja Frößl auferlegt worden. Mache er das nicht, werde das vom Amt veranlasst, die Kosten seien dann von ihm zu tragen. So ihr Bericht, der aus der Gesundheitsbehörde zumindest nicht in Abrede gestellt wird.

Allein, auch das dauert. Zumal der Mann anscheinend angekündigt hat, er wolle das Problem "ökologisch" lösen. Was er sich darunter vorstellt, bleibt seiner Nachbarin ein Rätsel.

Sie und ihr Mann wollen, dass es wirklich Bewegung bei der Ratten-Saga und eine Lösung gibt. Dass die Ämter dran bleiben, auch keine Verantwortlichkeiten hin und hergeschoben werden. Ob das gelingt, werden die kommenden Wochen zeigen. Das hängt nicht nur vom Engagement in dieser Sache ab, gerade am Beispiel des Gesundheitsamtes. Sollten, wie sich derzeit andeutet, die Coronazahlen weiter stark ansteigen, gibt es dort wahrscheinlich wieder andere Prioritäten als der Rattenbefall an der Spandauer Straße.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 761× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 782× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 473× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 11.12.24
  • 923× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.855× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.