Leben mit den Ratten
Das Ehepaar Frößl und sein Kampf gegen die Nager

Eine markierte Ratte im Geäst. | Foto: privat
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Vor kurzem sind Sonja und Franz Frößl für eine Woche aus ihrem Heim in die Ferien geflüchtet. "Rattenurlaub" nannte das die Frau, als sie davon erzählte. Denn zu Hause sei es nicht mehr auszuhalten gewesen.

Das Ehepaar aus der Spandauer Straße hat seit Wochen ein großes Problem mit den wenig possierlichen Nagern. Die würden sich schon am Morgen auf der Terrasse tummeln, ein Anblick, der den ganzen Tag verderbe, sagt Sonja Frößl.

Bereits im August hatte das Spandauer Volksblatt über die Ratteninvasion auf ihrem Grundstück berichtet. Danach habe es zwar einige Aktivitäten gegeben, aber noch immer wären die Ämter in dieser Sache nur halbherzig unterwegs, beklagen die Frößls. Beim ersten Text wollten sie nicht, dass ihr Name genannt wird. Mittlerweile scheinen sie darauf sogar Wert zu legen. Auch Fotos von Ratten in ihrem Garten wurden geschickt. Das alles soll verdeutlichen: Sie haben mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die ihr Leben einschränken.

Als Ursache für ihre Rattenplage hat das Ehepaar zwei Orte lokalisiert. Zum einen den Parkplatz der nahe gelegenen Grundschule am Brandwerder. Außerdem einen vermeintlich tierlieben Nachbarn, von dessen Futterspenden aber nicht nur Vögel profitieren.

Ehepaar sieht Gefahr für Schüler

In Sachen Parkplatz hat sich inzwischen geändert, dass die im August noch offene, weil kaputte Schranke inzwischen repariert wurde und wieder schließt. Autos ohne Berechtigung können dort nicht mehr abgestellt werden. Außerdem sei dort auch gereinigt worden, übermittelte das Schulamt. Nach dessen Angaben habe sich aber herausgestellt, dass das Gelände keine Heimstatt größerer Rattenpopulationen sei.

Sonja Frößl widerspricht, als sie mit diesen Erkenntnissen konfrontiert wird. Zum einen, so sagt sie, wäre die Reinigung höchstens zur Hälfte ausgeführt worden. Und die Ansicht, der Parkplatz sei kein Rattennest, kontert sie mit der Beobachtung, dass auch beim Säubern mehrere der Tiere dort sichtbar geworden wären. Das Ehepaar hat deshalb inzwischen auch die Elternvertreter der Brandwerder-Schule informiert. Denn sie sehen die Gesundheit der Kinder durch die Nager stark gefährdet. Eigentlich, so finden sie, müsste die Schule so lange schließen, bis das Problem durch eine gezielte Bekämpfung gelöst sei.

Dass Ratten in diesem Gebiet stark unterwegs sind, ist auch dem Schulamt nicht verborgen geblieben. Nur verortet es deren Herkunft fast ausschließlich an einer anderen Stelle. Nämlich beim Nachbarn, den auch die Frößls als weiteren Verursacher ausgemacht haben. Der biete nicht nur Vögeln Nahrung, sondern auch anderen Tieren, inzwischen sogar einem Waschbär, haben sie festgestellt. Was von deren Verzehr auf den Boden fällt, holen sich die Ratten. Die werden von der Speisekammer angezogen und setzen sich in der Gegend fest.

Vermeintlicher Tierfreund im Visier

So ähnlich sieht das auch das Gesundheitsamt und hat den vermeintlichen Tierfreund inzwischen im Visier. Er müsse dafür sorgen, dass die Population eingedämmt werde, sei ihm, laut Sonja Frößl auferlegt worden. Mache er das nicht, werde das vom Amt veranlasst, die Kosten seien dann von ihm zu tragen. So ihr Bericht, der aus der Gesundheitsbehörde zumindest nicht in Abrede gestellt wird.

Allein, auch das dauert. Zumal der Mann anscheinend angekündigt hat, er wolle das Problem "ökologisch" lösen. Was er sich darunter vorstellt, bleibt seiner Nachbarin ein Rätsel.

Sie und ihr Mann wollen, dass es wirklich Bewegung bei der Ratten-Saga und eine Lösung gibt. Dass die Ämter dran bleiben, auch keine Verantwortlichkeiten hin und hergeschoben werden. Ob das gelingt, werden die kommenden Wochen zeigen. Das hängt nicht nur vom Engagement in dieser Sache ab, gerade am Beispiel des Gesundheitsamtes. Sollten, wie sich derzeit andeutet, die Coronazahlen weiter stark ansteigen, gibt es dort wahrscheinlich wieder andere Prioritäten als der Rattenbefall an der Spandauer Straße.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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