SPD-Verordnete wirft Schulstadträtin Bagatellisierung von Vorfällen vor

Steglitz-Zehlendorf. Die SPD verlangt genauere Auskunft über Vorfälle an Schulen, bei denen Schulkinder bedroht oder geschlagen wurden. Die Bezirksverordnete Renate Krohm wirft der CDU-Schulstadträtin vor, die Zustände im Bezirk zu beschönigen.

Fast die Hälfte der registrierten Missetaten seien Beleidigungen, Bedrohungen oder Tätlichkeiten, die zu 44 Prozent an Grundschulen vorkämen, erklärte Schulstadträtin Cerstin Richter-Kotowski auf eine Kleine Anfrage der SPD. Insgesamt habe es in Steglitz-Zehlendorf im vergangenen Schuljahr lediglich eine Zunahme der Gewalttaten von drei Prozent gegeben. Berlinweit stiegen die Vorfälle dagegen um 25 Prozent auf 1836. Die SPD-Verordnete Renate Krohm zweifelt an der Vollständigkeit der Angaben von Schulstadträtin Cerstin Richter-Kotowski. "Drei Prozent ist nicht realistisch, es sind mehr Fälle", sagte Krohm zur Berliner Woche.

Tatsächlich obliegt dem Bezirk laut Senatsbildungsverwaltung nur die Sicherung von Gebäuden, nicht aber die Erfassung von Vorfällen unter Schülern. Die SPD-Verordnete fordert daher, dass das Schulamt enger mit der Senatsbildungsverwaltung zusammenarbeitet.

"Das Thema Gewalt an Schulen wird unter den Tisch gekehrt und die Verantwortung hin und her geschoben", kritisiert Krohm. Sie vermisst auch einen bezirklichen Schulentwicklungsplan, der seit 2009 nicht mehr neu erstellt worden sei. In diesem Plan wird zum Beispiel festgeschrieben, wie viele Stellen es für Schulpsychologen im Bezirk geben soll. Nach Ansicht von Krohm reichen die sieben vorhandenen "vorne und hinten nicht."

Mit der Polizei haben elf Schulen in Steglitz-Zehlendorf mittlerweile Kooperationsverträge. "Sie dienen der besseren Zusammenarbeit und Kommunikation in Bezug auf Prävention und Repression", heißt es vonseiten der Polizei.

Laut Martin Draheim vom Bezirkselternausschuss (BEA) gibt es eine gefühlsmäßige Zunahme von "Vorfällen." Diese seien jedoch schwer fassbar, so der Vater dreier Schulkinder. "Schulleitungen gehen vorsichtig mit Informationen über Gewalttaten unter Schülern um, da sie das Image schädigten", ergänzt BEA-Vertreterin Liselotte Stockhausen-Doering. Die SPD will die strikte Trennung von äußeren und inneren Schulangelegenheiten, wie die Stadträtin sie anführt, durchbrechen. "Das Schulamt muss mehr mit der Schulaufsicht des Senats und mit Einrichtungen der Jugendhilfeplanung zusammenarbeiten", so Krohm.

Martinus Schmidt / mst
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Lokalredaktion aus Mitte

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