Regenten-Besuch aus Holland: Außergewöhnliches Werk zu Gast in der Gemäldegalerie

Das monumentale Gruppenporträt ist auch ein Spiegel gesellschaftlicher Verhältnisse der holländischen Gesellschaft des 17. Jahrhunderts. | Foto: KEN
  • Das monumentale Gruppenporträt ist auch ein Spiegel gesellschaftlicher Verhältnisse der holländischen Gesellschaft des 17. Jahrhunderts.
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Tiergarten. Ernst und ihrer Verantwortung bewusst blicken die fünf „Regenten“, die Vorsteher des Loridanhofs, eines karitativen Wohnstifts für alte Menschen in Leiden, ihre heutigen Betrachter an. In der Gemäldegalerie am Kulturforum ist das außergewöhnliche Bildnis für zwei Jahre zu sehen.

Das ist dem Umstand zu verdanken, dass das Museum de Lakendal in Leiden umgebaut wird. Nur noch an die National Gallery sei etwas so langfristig ausgeliehen worden, betont Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin und Direktor der Gemäldegalerie. Das sogenannte Regentenstück in Raum 432 der Gemäldegalerie ist in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich. Zum einen haben sich hier nicht Adelige, wie im Europa des 17. Jahrhunderts üblich, sondern Mitglieder des vermögenden Stadtbürgertums porträtieren lassen. Sie waren in den Niederlanden die wichtigsten Auftraggeber für Künstler. Zum anderen hat sich der Originalrahmen mit den vergoldeten Kartuschen und den Initialen der Stiftsvorsteher erhalten. So waren alle Regenten zu identifizieren. Das den Rahmen krönende kleine Porträt zeigt den Loridanhof-Stifter, einen reichen Textilfärber aus Leiden, Pieter Loridan.

Der Maler Jacob Fransz van der Merck (um 1610 bis 1664) malte die Leidener Regenten 1658. Jeder der Herren musste sein Porträt selbst bezahlen. Van der Merck stellte hier aber auch den Pförtner und den Schreiber der sozialen Einrichtung dar, etwas zurückgenommen am linken Bildrand. „Damit spiegeln die Regentenstücke ein stückweit die sozialen Verhältnisse der holländischen Gesellschaft des 17. Jahrhunderts anschaulich wieder“, interpretiert Museen-Pressereferent Markus Farr das Bild.

Und noch etwas ist sehr ungewöhnlich. Alle Rechnungen für das Gruppenporträt sind erhalten. Die Kunsthistoriker kennen heute die Kosten für Rahmen, Schnitzwerk und Vergoldung. Gruppenbilder wie „Die Regenten des Loridanhofes in Leiden“ kamen nicht auf den Kunstmarkt. Vielmehr blieben sie im Besitz der Stadt mit der Folge, dass dieser Bildtypus außerhalb den Niederlanden kaum in einer Kunstsammlung zu finden ist. KEN

Die Gemäldegalerie am Kulturforum, Matthäikirchplatz, ist dienstags, mittwochs und freitags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr sowie am Wochenende von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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