Eine Kindheit zwischen Ruinen an der Panke

Spandau/ Wedding. Lutz Grützmacher wohnt in Spandau. Doch wenn einer den Berliner fragt, wo seine Heimat liegt, dann ist es der Bezirk Wedding, der Ort seiner Kindheit. Im Rahmen der Leser-Aktion "Meine Heimat" hat Lutz Grützmacher seine Erinnerungen niedergeschrieben und bei der Berliner Woche eingereicht.

Meiner Meinung nach ist Heimat dort, wo man seine Kindheit verbracht hat, weil diese Zeit die Persönlichkeit und den Charakter geprägt hat. Für die Einen mag es der Bauernhof oder das kleine Dorf mit den umgebenden Feldern und Wäldern gewesen sein, für die Anderen der umgebende Kiez in der Stadt.

Ich selbst bin Jahrgang 1950 und habe die ersten elf Jahre in einem Ruinenhaus in der Kösliner Str. im Berliner Wedding gewohnt: das Vorderhaus fehlte, ebenso wie Teile der Seitenflügel. Ein Hinterhaus stand noch (in dem wohnte ich mit meinen Eltern), das zweite Hinterhaus fehlte ebenfalls. Dadurch lag unser Haus praktisch direkt an der Panke.

Von Stichlingen und Treibeball

Dort konnte ich mit Freunden aus der Straße Stichlinge fangen, im Marmeladenglas ans Fenster stellen und den Fischen zusehen, die dann am nächsten Tagen von meiner Mutter aber wieder in die Panke befördert worden sind.

Wir haben im Sandkasten gespielt oder in den umgebenden Ruinen; wir konnten stundenlang auf der Straße „Treibeball“ spielen, ohne dass ein Auto vorbeikam und uns störte. Ab und zu kam das motorisierte Dreirad des Kohlenhändlers, dann wurde das Spiel kurz unterbrochen. Die Größeren, Jugendlichen „klimperten“ am Bordstein, das heißt, 5-Pfennig-Stücke mussten auf dem Bordstein durch Werfen platziert werden und dann mit anderen Münzen vom Bordstein geputzt werden.

Spaß für ein paar Groschen

Im Sommer ging meine Mutter mit mir in den nahen Schiller-Park, wo es ein Planschbecken gab, das immer gut besucht war. Es war keine Kindheit im Überfluss, aber ich musste nie hungern, kriegte auch meine Süssigkeiten (immer freitags, wenn mein Vater seinen Lohn erhielt) und durfte am Sonntagnachmittag des Öfteren ins Kino: für zwei Groschen! In einem Kino in der Chausseestr. (im Westen) sogar für zwei Groschen „Ostgeld“, das ich von meiner Oma aus Ost-Berlin kriegte.

Das ist meine Heimat, an die ich mich gerne erinnere!

Ende der Ruinen-Zeit

In den 1960er–Jahren wurde die gesamte Straße gründlich saniert: alle Ruinen verschwanden, es entstanden Neubauten, der Autoverkehr nahm zu, spielen auf der Straße gab es nicht mehr; schade! Lutz Grützmacher

Autor:

Lokalredaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 193× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 377× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.342× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.173× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.