Qualmen auf dem Campus
Forum Rauchfrei fordert Verbot von Zigaretten auf dem Charité-Gelände

Johannes Spatz klebt Rauchverbotssticker auf einen Raucherpilz an der Mittelallee auf dem Charité-Campus Virchow.  | Foto: Forum Rauchfrei
  • Johannes Spatz klebt Rauchverbotssticker auf einen Raucherpilz an der Mittelallee auf dem Charité-Campus Virchow.
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Mit einer Aktion hat das Forum Rauchfrei am 11. Oktober erneut gegen das Rauchen auf dem Krankenhausgelände protestiert und eine „Rauchfreie Charité“ gefordert.

Die Aktivisten rund um Gründungsmitglied Johannes Spatz haben auf dem Virchow-Campus in Wedding volle Aschenbecher geleert und umgekippt, Rauchverbotsaufkleber auf Bänke und Raucherpavillon geklebt sowie mit Flugblättern ein absolutes Rauchverbot auf dem gesamten Krankenhausgelände gefordert.

Johannes Spatz, Sprecher des bundesweit aktiven Forums Rauchfrei, findet es „schizophren, dass die Charité Krankheiten heilt, aber nicht verhindert“. Mit dem Aufstellen von Aschenbechern fördere die Klinik das Rauchen. „Rauchen ist die Nummer Eins der Ursachen vermeidbarer Todesfälle“, so Spatz, der seit über 20 Jahren gegen Tabakwerbung kämpft.

Johannes Spatz ist Arzt und war in den 1980er-Jahren Gesundheitsstadtrat in Wilmersdorf. Im Bezirksamt Hohenschönhausen habe er später erfolgreich Kampagnen gegen Tabakwerbung im Umfeld von Schulen veranstaltet, wie er sagt. Das Forum Rauchfrei wurde 2000 von mehreren Ärzten im Deutschen Herzzentrum gegründet, das seinen Sitz auf dem Weddinger Virchow-Campus hat.

Spatz und seine Unterstützer haben bei der Antiraucheraktion am 11. Oktober mehr als 1500 Kippen um die 45 Sitzbänke auf der Mittelallee gezählt, wie das Forum mitteilt. „Es wird weiterhin überall gequalmt, weil es keine Verbotshinweise gibt und eine Vielzahl von Aschenbechern zum Rauchen einladen“, so Rauchgegner Spatz. Er fordert von der Charité, dass das gesamte Klinikgelände rauchfrei ist.

„Die Charité ist ein rauchfreies Krankenhaus“, sagt Charité-Sprecherin Manuela Zingl. Die Hausordnung der Charité würden ebenso wie das Nichtraucherschutzgesetz das Rauchen, insbesondere in den Gebäuden der Charité und deren Eingangsbereichen, untersagen. Um dennoch Mitarbeitern, Patienten und Angehörigen die Möglichkeit zum Rauchen zu geben, wurden gekennzeichnete Raucherbereiche an allen Campi im Freien eingerichtet. Das sind beispielsweise Raucherpavillons und überdachte Raucherpilze. Manuela Zingl betont, dass „die Charité ihre Mitarbeiter mit diversen Entwöhnungsangeboten unterstützt und dass dieses Angebot auch von Patienten angenommen wird“. Dies alles sei ein „gesunder Mittelweg“; es gebe schließlich in der Gesellschaft auch Raucher. Ein striktes Verbot auf dem gesamten Klinikgelände der Charité führe wahrscheinlich nur zu einer Verlagerung der Raucherstandorte.

Die unangemeldete Aktion des Forums Rauchfrei sorge kurzfristig für Aufmerksamkeit, sei aber zu kurz gedacht, so Zingl. Das Umkippen der Aschenbecher sei lediglich eine Sachbeschädigung.

Spatz bezeichnet die vorhandenen Präventionsangebote der Charité als „Alibiveranstaltungen“ und „finsterstes Mittelalter“. Er fordert von der Charité ein Präventionsprogramm. „Die Charité soll systematisch und überprüfbar die Patienten und Mitarbeiter aufklären und Entwöhnungsangebote machen“, sagt er. Medizinstudenten sollen „während ihres Studiums im weißen Kittel auf das Krankenhausgelände gehen und mit den Ärzten, Krankenschwestern und Patienten sprechen“. Als erster Schritt müssten alle Aschenbecher entfernt werden. Das gesamte Gelände müsse als rauchfreie Zone kenntlich gemacht werden.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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