Dicke Luft in der Alliierten-Siedlung: Deutsche Wohnen entfernt Asbest aus leergezogenen Wohnungen

Böse Überraschung: Die verbliebenen Mieter wussten nichts von der Asbestbelastung ihrer Häuser. | Foto: Steffen Unger
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Sanierungsarbeiten. Säcke mit Asbest-Müll stehen am Straßenrand. Steffen Unger, einer der verbliebenen Bewohner der Allierten-Siedlung, sorgt sich um seine Gesundheit. Keine Gefahr, beteuert die Eigentümerin Deutsche Wohnen, nicht zuständig, sagt die Bauaufsicht. "Am Thema vorbei", ärgert sich Bewohner Christoph Stechmann.

Die Tinte auf dem städtebaulichen Vertrag zwischen der Deutsche Wohnen und dem Bezirksamt ist seit zwei Wochen trocken, die in den 50er-Jahren von den Allierten errichtete Siedlung am Scottweg, Swiftweg und Dickensweg wird abgerissen und neu aufgebaut, aus 200 Wohnungen werden 580. Um an einer Stelle anfangen zu können, werden die verbliebenen 120 Mietparteien umgesiedelt und die dann leerstehenden Wohnblöcke dem Erdboden gleich gemacht. Dazu nimmt die Deutsche Wohnen nach eigenen Angaben tatsächlich Asbestsanierungen in den Wohnungen vor, in die die Bestandsmieter übergangsweise einziehen sollen. "Das geschieht nach einem staatlich geprüften, hinlänglich erprobten und von absoluten Spezialisten durchgeführten Verfahren. Es besteht keine Gefahr für die Anwohner", sagt Unternehmenssprecherin Manuela Damianakis. "Wir sind weder zu dieser Sanierung noch zur Information darüber verpflichtet."

Steffen Unger, einst Kopf der Bürgerinitiative Siedlung Westend, die sich gegen den Abriss der Kolonie stemmen wollte, beschwerte sich aus Sorge um die Gesundheit über die Säcke voller Asbest-Müll vor der Tür und eben auch darüber, von der Deutsche Wohnen weder von den Sanierungsarbeiten noch jemals überhaupt von der Existenz des als stark krebserregend geltenden Baumaterials in den Wohnungen in Kenntnis gesetzt worden zu sein. Und er ärgert sich in seiner Rundmail auch darüber, dass die Bauaufsicht die mögliche Gefahr "lapidar abgetan" hätte. Genannte Arbeiten seien verfahrensfrei, hatte diese bekundet. Das bestätigte auch Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Grüne): "Wenn da nicht groß angelegt mit Einhausung, Unterdruck und Absaugen gearbeitet werden muss, sind wir aus dem Spiel."

Christoph Stechmann ist wie Unger einer der Siedlungsbewohner, die nicht vorzeitig das Handtuch geworfen haben, er wohnt noch im Scottweg. Doch bestärken mag er den vermeintlichen Mitstreiter nicht: "Zum wiederholten Male redet Herr Unger am Thema vorbei. Er hätte sich lieber viel früher gegen den Abriss stärker machen sollen, hat es aber damals abgelehnt, mit der Politik zu sprechen. Das gehört leider zur Wahrheit dazu. Zuletzt wollte die Politik dann nicht mehr mit uns reden, was genauso schlecht für uns und bedauerlich war."

Jetzt sei es jedenfalls amtlich, dass die Bestandsmieter ihre Bleibe verlassen und in den neuen Wohnungen mit einem höheren Mietzins rechnen müssen, so Stechmann, der zuletzt zusammen mit Hermann Röhricht für die Interessen der Bürgerinitiative öffentlich eingetreten war. "Ich denke nicht, dass sich das noch irgendwie drehen lässt", sagt er. Zudem halte er es auch durchaus für möglich, dass die Deutsche Wohnen die Asbestbelastung vorschiebe, um den Abriss zu rechtfertigen. "Ich höre zum ersten Mal davon, dass das Material dort verbaut wurde."

Böse Überraschung: Die verbliebenen Mieter wussten nichts von der Asbestbelastung ihrer Häuser. | Foto: Steffen Unger
Staatlich geprüftes Verfahren. Es bestehe keine Gefahr für die Anwohner, sagt die Deutsche Wohnen AG. | Foto: Steffen Unger
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Matthias Vogel aus Charlottenburg

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