Kolonie Buchenweg in Eichkamp feiert 70-jähriges Bestehen

Die beiden Rasenwege der Kolonie Buchenweg werden zur Jubiläumsfeier mit Tischen und Stühlen bestückt. | Foto: Matthias Vogel
5Bilder
  • Die beiden Rasenwege der Kolonie Buchenweg werden zur Jubiläumsfeier mit Tischen und Stühlen bestückt.
  • Foto: Matthias Vogel
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Westend. Aus notwendiger Eigenversorgung wurde verpflichtender Obst- und Gemüseanbau, aus mit harter Arbeit zu bewirtschaftendes Ackerland idyllisches Refugium. Die Kolonie Buchenweg in der Eichkamp-Siedlung feiert am Sonnabend, 23. September, ihr 70-jähriges Bestehen.

Dieter Stoltmann ist in die Rolle des Laubenpiepers quasi hineingeboren worden. Seine Eltern haben das Strauchland im Schatten des Messegeländes gerodet und zu Ackerland gemacht. Das war 1947, also kurz nach dem Krieg, als Berlin viele Flächen den Bürgern für die Eigenversorgung zur Verfügung stellte. Da war Stoltmann gerade einmal vier Jahre alt. Er erinnert sich gut an die ersten Jahre in der Kolonie: „Wir durften in bestimmten Zeiten auf der benachbarten Tennisanlage des SC Charlottenburg Wasser für unsere Mohrrüben, Kartoffeln und unseren Kohl abzapfen. Das haben meine Eltern dann mit Gießkannen und Eimern in eine Badewanne gefüllt.“ Nicht minder mühselig war die Einfriedung der Parzellen. „Wir haben uns mit alten Bettgestellen, gefunden in Ruinen, davor geschützt, dass unser Ernte in falsche Hände gelangte“, sagt Stoltmann.

Noch drei Familien aus der Gründerzeit

Stoltmann vertritt eine von nur noch drei Familien, die seit der Gründung der Kolonie dabei sind. Heute hat er eine schmucke Holzlaube und ist stolz auf seine Bohnenranken, die er gerade abgeerntet hat. Seine Kinder sind wie er mit dem Kleingarten auf- und der Schaukel im Garten längst entwachsen. „Weil sie irgendwann groß waren, haben meine Frau und ich überlegt, den Garten aufzugeben. Das wollten die Kinder aber nicht und deshalb habe ich vor zehn Jahren diese Laube gebaut“, sagt er. Nicht einmal die Schaukel durfte er abbauen. Sie ist sehr beliebt bei den Kindern aus den anderen Gärten, die in letzter Zeit wieder etwas mehr geworden sind.

53 Parzellen zählt die Kolonie am Buchenweg 32-34. Einige sehen aus wie geleckt, andere haben eher Biotopcharakter. Füchse, Fledermäuse und Reiher zählen ebenso zu den Gästen wie die „alten“ Eichkamper aus der benachbarten Einfamilienhaussiedlung, die sich gerne die Gärten an den beiden mit Rasen bepflanzten Wegen der Kolonie angucken. Bienenstöcke sorgen für kolonieeigenen Honig. Mandy Gutzeit, im Verein für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, beschreibt die Anlange so: „Obwohl wir eine relativ kleine Kolonie sind, ist das hier sehr vielseitig.“ Das Klischee des spießigen Kleingärtners erhalte dort keine Nahrung. Das habe sich gewandelt, viele jüngere Menschen aus ihrem Bekanntenkreis würden sich nach einem Stück Grün zur Erholung sehnen. „Eine Parzelle wird sogar von mehreren Parteien bewirtschaftet und genutzt“, sagt sie. Wer hier einen Garten hat, darf sich durchaus glücklich schätzen, auch wenn Gutzeit ihre Laubenpieper inmitten der Sportanlagen und der Siedlung als Exoten sieht. „Trotzdem super, andere Kolonien liegen direkt an den Bahngleisen oder dem Flughafen. Und wir liegen mitten in der Stadt, haben also eine kurze Anfahrt.“

Als Dauerkolonie sichern

Wie über vielen Kleingartenanlagen der Stadt schwebt auch über der Buchenweg-Kolonie das Damoklesschwert. Die Stadt hat die Möglichkeit, das Gelände einer anderen Nutzung zuzuführen. „Wenn Berlin vor einigen Jahren den Zuschlag für die Olympischen Spiele bekommen hätte, wäre hier eine weitere Sportstätte gebaut worden – und wir wären längst weg“, sagt Dieter Stoltmann. 2020 läuft der Bestandsschutz aus, derzeit ist die Gefahr aber ohnehin relativ gering. „Als Bauland ist das hier eigentlich zu klein“, sagt Gutzeit. Dennoch ist eines der dringlichsten Anliegen der Kolonie die Festlegung als Dauerkolonie im Bebauungsplan.

Jetzt wird gefeiert!

Jetzt wird aber erst einmal das Jubiläum gefeiert, wird das genossen, was eine Kleingartenkolonie nach Stoltmann ausmacht: „Lebens- und Gemeinschaftsgefühl.“ Die Pächter stellen am Sonnabend, 23. September, Tische und Stühle auf die Rasenwege vor ihren Parzellen. Die Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen, auch Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) hat sich angekündigt. Um 13 Uhr startet das Kinderprogramm, zwei Stunden später wird der Grill angeworfen und das Buffet eröffnet. Und eine kleine Ausstellung zur Historie gibt es auch. maz

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 831× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 820× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 516× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.012× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.903× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.