Wie weiter mit dem Fachwerkhaus?
Investor stellt erst einmal noch keinen Bauantrag

Das Fachwerkhaus stammt noch aus der Rayonbau-Ära bis 1903.  | Foto: Ulrike Kiefert
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  • Das Fachwerkhaus stammt noch aus der Rayonbau-Ära bis 1903.
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Das Fachwerkhaus mit der Kiezkneipe „Zur Traube“ steht unter Denkmalschutz. Daran ist nicht mehr zu rütteln. Aber wie geht es jetzt weiter mit dem Haus?

In Spandau haben viele applaudiert, als das Landesdenkmalamt entschied, das Fachwerkhaus an der Ecke Pichelsdorfer und Weißenburger Straße neu in die Denkmalliste einzutragen. Damit soll die wertvolle Bausubstanz des Gebäudes aus der Rayonbau-Ära erhalten und vor dem Abriss bewahrt werden. So weit, so gut.

Doch ist das Fachwerkhaus damit tatsächlich gerettet? Eine große Hürde ist der Denkmalschutz zweifellos, denn mit ihm wird nicht nur der Abbruch erschwert, sondern sind auch strenge Auflagen an den Eigentümer verbunden. Will er renovieren, die Fassade streichen oder Fenster austauschen, muss das mit der Denkmalschutzbehörde abgesprochen sein. „Das gilt also auch für alle Maßnahmen, für die normalerweise kein Bauantrag nötig ist“, informiert Christina Czymay, Baudenkmalinventarisatorin beim Landesdenkmalamt Berlin. “Denkmalschutzrechtlicher Genehmigungsvorbehalt“ heißt das im Behördensprech.

Vernachlässigen darf der Eigentümer sein Eigentum natürlich auch nicht. Das aber könnte zum Problem werden, sagt Christina Cymay. Denn mit dem Auszug der Wohnungs- und Gewerbemieter drohe das Fachwerkhaus über längere Zeit leer zu stehen. Dass die Mieter Ende September raus sein müssen, steht fest. Der Eigentümer hat die Kündigungen nicht zurückgezogen, wie Andreas Wagner, Inhaber von „Zigarren-Lüdicke“, bestätigt.

Der Eintrag in die Denkmalliste kann aber möglicherweise noch weitere Probleme mit sich bringen – trotz der guten Absicht. Denn der Denkmalschutz greift in diesem Fall in die Eigentumsrechte ein. Will heißen: Falls das Haus gegen den Willen des Eigentümers unter Denkmalschutz gestellt wurde – und das ist wegen seiner Neubaupläne anzunehmen –, könnte er klagen. Zum Beispiel auf Übernahme des Baudenkmals durch den Bezirk. Oder aus wirtschaftlichen Gründen, wenn sich etwa der Wert seiner Immobilie durch den Denkmalschutz ändert oder der Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes „angesichts des hohen Instandsetzungs- und Unterhaltungsaufwands nicht mehr zumutbar ist“, wie es im Denkmalschutzgesetz heißt.

Was genau er jetzt vorhat, darüber hält sich der Eigentümer zurzeit noch bedeckt. „Unser ursprünglicher Zeitplan sah vor, im Herbst 2018 den Bauantrag zu stellen“, teilt Yvonne Hoberg von der Corpus Sireo Real Estate GmbH mit. Mit der Aufnahme des Fachwerkgebäudes in die Liste zu schützender Baudenkmäler sei nun erforderlich, die Planungen für den Neubau an der Ecke Pichelsdorfer und Weißenburger Straße an das nunmehr geltende Baurecht anzupassen, heißt es weiter. Dabei wolle man sich weiterhin eng mit den städtischen Behörden und zuständigen Stellen auf Bezirksebene und Landesebene abstimmen. „Dieser Prozess wird einige Zeit in Anspruch nehmen“, so Yvonne Hoberg. Sobald der Eigentümer Klarheit über die künftige Bebauung habe, werde dies der Öffentlichkeit mitgeteilt. Ob der angekündigte Abriss damit vom Tisch ist, bleibt offen.

Wie berichtet, plant die Corpus Sireo Real Estate GmbH, die zur Schweizer Swiss Life Gruppe gehört, an der Ecke den Bau neuer Wohn- und Gewerbeflächen (www.berliner-woche.de/wilhelmstadt/c-bauen/protest-im-kiez-denkmalamt-prueft-schutzstatus_a172973). Laut Eigentümer sollen die Wohnungen im mittleren Preisgefüge liegen und Platz für Familien und Single-Haushalte bieten. Neues Gewerbe soll in der Erdgeschosszone ansiedeln. Die Stadtteilvertretung Wilhelmstadt, die sich mit vielen anderen für den Erhalt des Fachwerkhauses einsetzt, hat dem Investor derweil ein „konstruktives Gespräch“ angeboten. „Da eines der Kernziele des Sanierungsgebietes Wilhelmstadt die Verbesserung der Gewerbesituation insbesondere der Pichelsdorfer Straße ist, hätte ein Leerstand in diesem prominenten Bereich eine extrem negative Strahlkraft“, befürchten die Stadtteilsprecher Michael Henkel, Markus Ritter und Emilio Paolini. Stattdessen wolle man den Investor darin unterstützen, Leerstand zu vermeiden.

Das Fachwerkhaus stammt noch aus der Rayonbau-Ära bis 1903.  | Foto: Ulrike Kiefert
Vergangene Zeit: So sah das Fachwerkhaus 1962 aus. | Foto: Andreas Kalesse
Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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