Sondermüll monatelang nicht entsorgt: Beim Wildwuchs lagert asbesthaltiges Material
Wilhelmstadt. Seit Monaten lagern auf dem Gelände des Sportjugendclubs Wildwuchs asbesthaltige Eternitplatten. Der Sondermüll ist zwar verpackt. Doch das Bezirksamt lässt sich Zeit mit der Entsorgung.
Auf der Baustelle an der Götelstraße 64 wird der Altbau des Sportjugendclubs Wildwuchs abgerissen. Das asbesthaltige Haus soll einem modernen Neubau weichen. Ein Teil des Abbruchs steht oder liegt in Säcken verpackt auf dem gesperrten Gelände herum. In mindestens vier dieser verschließbaren Big-Bags lagern asbesthaltige Eternitplatten von der Außenverkleidung und das schon seit acht Monaten.
Für Ina Bittroff ist das eine Umweltsünde, die sie nicht hinnehmen will. „Das schädliche Material ist bis heute nicht entfernt worden, ja nicht einmal ordentlich in Containern entsorgt. Das ist unglaublich“, sagt die Wilhelmstädterin und Bezirksverordnete der SPD-Fraktion. Dabei sei dem Bezirksamt lange bekannt, dass der Altbau asbesthaltig ist. „Es hätte sich also schon längst kümmern müssen.“ Asbest gilt als gesundheitsgefährdend, weil es die Entstehung von Lungenkrebs begünstigt. Weshalb Arbeiten mit diesem giftigen Stoff angezeigt werden müssen.
Asbest erstmals im Februar angezeigt
Das ist auch geschehen. Laut dem Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit (LAGetSi) liegen für die Götelstraße 64 die Anzeigen zweier Firmen über 480 Quadratmeter entfernten Asbestzement vor. Die eine Anzeige stammt von Februar, die andere aus dem Juni. Aufgrund einer Beschwerde hat das Landesamt den „zeitnahen Abtransport des gefährlichen Abfalls“ inzwischen beim Bezirksamt angemahnt.
Das aber will eine Spezialfirma schon längst mit der Entsorgung des Sondermülls beauftragt haben, wie Andreas Otti (AfD), Stadtrat für Facility Management, Umwelt- und Naturschutz, in der BVV auf eine mündliche Anfrage von Ina Bittroff mitteilte. Denn das Amt könne den Abfall nicht selbst entsorgen, auch weil das schwere Gerät dafür fehle. Warum der Bagger noch nicht rollt, und wie lange es noch dauert, konnte der Stadtrat aber nicht sagen.
Für Ina Bittroff kaum nachvollziehbar, vielmehr scheine sich das Amt bis heute keine Gedanken darüber gemacht zu haben, wie der asbesthaltige Abfall entfernt werden soll. Die Bezirksverordnete mutmaßte gar, dass hier möglicherweise gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen werde. Was Andreas Otti zurückwies. „Bei den asbesthaltigen Platten handelt es sich um festgebundenes Material, von dem keine große Gefahrenlage ausgeht.“
Die Ausweichquartiere sind viel zu klein
Tatsächlich gilt Asbestzement als weniger problematisch, solange er nicht zerstört oder mechanisch bearbeitet wird. Ob das passiert ist, sieht man den Säcken von außen allerdings nicht an. „Fakt ist, der Abfall muss weg“, sagt Ina Bittroff. Auch deshalb, weil die Bauarbeiten wegen des Sondermülls seit Juli ruhen. Bis Ende 2018 sollte der Neubau eigentlich fertig sein und die Wildwuchs-Jugend zügig zurückziehen. Denn in dem Interimscontainerbau gegenüber der Baustelle ist es für die rund 60 jungen Leute, die täglich in den Klub kommen, viel zu eng. Statt bisher 400 Quadratmeter können sie jetzt nur 120 Quadratmeter in zwei Räumen und ein provisorisches Zelt nutzen. Darum haben die Bezirksverordneten auf Antrag der SPD-Fraktion das Bezirksamt jetzt aufgefordert zu prüfen, wie und wo weitere Räume bis zum Winter bereit gestellt werden können. In der Wilhelmstadt ist der Wildwuchs das einzige Angebot für Jugendliche und Kinder. uk
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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