Interkultureller Treff im Haus Pangea eröffnet
Mit dieser neuen Begegnungsstätte will der Verein neue Akzente setzen: Die Integration soll durch die Inklusion ersetzt werden. Gemäß diesem neuen Herangehen ist dieser Treff als Begegnungsstätte von behinderten und nichtbehinderten Bürgern gedacht. Elvira Yevtushenko ist die Vorsitzende von "Respekt". Bei der Eröffnung des neuen Treffs sagte sie: "Versehrte Migranten sind doppelt behindert, einmal als körperlich oder seelisch Behinderte und dann wegen ihrer mangelnden Kenntnis von Sprache und Kultur in der neuen Heimat. Im Haus Pangea sollen sie nun alle zusammenfinden: behinderte und nicht behinderte Migranten, behinderte und nichtbehinderte Einheimische."
Neu ist, dass Behinderung nicht mehr als Mangel betrachtet wird, sondern als Bereicherung durch Vielseitigkeit. Integration hieß bisher immer, dass Menschen separiert wurden, weil sie von Natur, durch ihre soziale Herkunft, als Zuwanderer aus fremden Kulturen oder durch soziales Fehlverhalten nicht mit der Mehrheitsgesellschaft harmonieren. In speziellen Einrichtungen werden sie gefördert, um sich möglichst nahtlos in das allgemeine soziale Leben einzugliedern. Der Ersatz durch die Inklusion hat praktische Folgen: Sonderschulen, die behinderte Kinder mit erhöhtem Aufwand von speziell dafür ausgebildeten Pädagogen fördern, werden in der Perspektive abgeschafft. In Niedersachsen ist es bereits beschlossen. Dies legt den Gedanken nahe, dass Inklusion besonders unter den Haushaltssparern seine Anhänger hat. "Ich bin gegen Inklusion um jeden Preis", sagt die Charlottenburger Leiterin einer renommierten Fördereinrichtung. "Doch da, wo sie sinnvoll ist, soll sie entwickelt werden."
Das geschieht bei "Respekt" mit dem Netzwerk "Freire Freunde". Der Name bezieht sich auf den brasilianischen Pädagogen Paulo Freire, der Behinderte ermutigt, aus ihrer Situation die Ansprüche an die Gesellschaft zu stellen. Die Notwendigkeit schilderte Sükran Bulak, eine Mutter, die ein behindertes Kind großzieht: "Zunächst ist es ein Schock. Dann kommen die Fragen: ,Warum trifft es gerade mich, was habe ich falsch gemacht? Schließlich siegt die Einsicht, dass das Leben weitergeht und man sich auf die Situation einstellen muss. Letztlich gibt es auch glückliche Momente, wenn das Kind Fortschritte macht. Das funktioniert aber nur, wenn man Freunde, Hilfe und Ansprechpartner hat, aus der gesamten Gesellschaft, nicht nur unter den gleichermaßen Betroffenen."
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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