Frauen fühlen sich übergangen
Bezirk will UCW umgestalten

Der Bezirk will das UCW in der Sigmaringer Straße umgestalten. Viele Mieterinnen haben jetzt ihre Kündigung erhalten.  | Foto: K. Rabe
  • Der Bezirk will das UCW in der Sigmaringer Straße umgestalten. Viele Mieterinnen haben jetzt ihre Kündigung erhalten.
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Das Unternehmerinnenzentrum in Charlottenburg-Wilmersdorf (UCW) gibt es seit fast 20 Jahren. Es wurde eingerichtet, um Frauen zu ermutigen, ein Unternehmen zu gründen. Durch vielfältige Veranstaltungen im Haus und nicht zuletzt durch günstige Mieten sollten Gründerinnen gefördert werden. Jetzt hat der Bezirk neue Pläne für das UCW.

Derzeit sind im bezirkseigenen Gebäude sieben Vereine und 32 Einzelunternehmerinnen ansässig. Teilweise können sie schon sehr lange im Haus günstig Räume nutzen, befinden sich aber nicht mehr, wie ursprünglich vorgesehen, in der Gründungsphase. Daher plane der Bezirk eine Umgestaltung und Weiterentwicklung des Hauses. Der eigentliche Zweck solle wieder stärker in den Fokus rücken – nämlich Unternehmensgründerinnen gerade in ihrer Startphase stärker zu unterstützen, teilt das Bezirksamt in einer Pressemitteilung mit. Geplant sind unter anderem, das Familienservice-Büro und eine Anlaufstelle für ein Beteiligungsbüro im UCW-Gebäude anzusiedeln. Des Weiteren seien unter anderem auch ein Co-Working-Space geplant und weitere Angebote für junge Gründerinnen und flexibles Arbeiten.

Mit der Weiterentwicklung des UCW wolle der Bezirk ein starkes gleichstellungspolitisches Signal senden, sagt Bürgermeisterin Kirstin Bauch (Bündnis 90/Grüne), die gemeinsam mit dem Bezirksamt mehr Verantwortung für das UCW und das Gebäude übernehmen will. Alle Ideen für ein modernes offenes UCW seien jetzt gefragt. Der Weiterentwicklung wird eine komplette Sanierung vorausgehen, um das Gebäude "zukunftsfest für die neuen Mieterinnen" zu machen. Das Bezirksamt investiert 2,5 Millionen Euro in das Zentrum.

Allen Mieterinnen wurde gekündigt

Das klingt zunächst gut, aber für die derzeitigen Mieterinnen ist die Information wie ein Schlag ins Gesicht. „Wir haben lediglich aus der Pressemitteilung im Internet erfahren, dass der Bezirk eine Neugestaltung des UCW wünscht“, ärgern sich die Unternehmerinnen in einem Schreiben an die frauenpolitischen Sprecherinnen der Fraktionen im Abgeordnetenhaus. Allen Unternehmerinnen, die im UCW ansässig sind, sei am 30. Juni per Bote zum Ende dieses Jahres gekündigt worden. Damit sollen wohl „die ,alten’ Unternehmerinnen durch neue, gerne junge Frauen in Start-ups ausgetauscht werden“, vermutet die Gemeinschaft der Unternehmerinnen in ihrem Schreiben.

Schon seit Jahren hätten die Unternehmerinnen im UCW „konstruktiv mit dem Bezirksamt und allen Verantwortlichen zusammengearbeitet, um das Haus in die Jetztzeit zu überführen“, schreiben die Frauen. Co-Working-Spaces für Gründerinnen, kleine flexibel nutzbare Besprechungsräume, Gemeinschaftsorte zur Vernetzung – das alles sei nicht neu und gehörte bereits vor zehn Jahren zu den Vorschlägen, die von den Unternehmerinnen im Haus entwickelt wurden. Letztendlich hätte die Corona-Krise die Umsetzung der Vorhaben verhindert.

Runder Tisch gefordert

„Für keine der Unternehmerinnen im UCW ist es kurz nach Corona möglich, am freien Markt innerhalb weniger Monate einen vergleichbaren bezahlbaren Büroraum zu finden. Auch wenn sie sich nicht mehr in der Gründungsphase befinden“, erklärten die Frauen in ihrem Schreiben und fordern die Politik auf, sich mit ihnen für ein wirklich zukunftsweisendes Unternehmerinnenzentrum im Westen Berlins an einen Runden Tisch zu setzen. „Wir haben längst Konzepte für die Weiterentwicklung des UCW.“ Auf Nachfrage der Berliner Woche erklärt Bürgermeisterin Kirstin Bauch, dass es bereits erste Gespräche mit einzelnen Mieterinnen gebe. „Und ich bin selbstverständlich gerne bereit, der Einladung zum Runden Tisch zu folgen und weitere Konzepte mit den Unternehmerinnen zu diskutieren.“

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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