Stiftungsrat geht in Widerspruch
Ehemaliger Gedenkstättenleiter klagt sich kurz zurück
Der Eklat um die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen dauert an. Nachdem der vom Stiftungsrat abgesetzte Leiter, Hubertus Knabe, in der vergangenen Woche aufgrund eines Gerichtsurteils an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt war, musste er ihn wenige Stunden später wieder räumen.
Der Stiftungsrat der Gedenkstätte hatte sich am 25. November – einem Sonntag – eigens zur außerordentlichen Sitzung getroffen. Anlass war die einstweilige Anordnung des Landgerichts Berlin vom Freitag zuvor, nach der Hubertus Knabe ab dem 26. November seine Tätigkeit vorläufig wieder hätte aufnehmen können. Der langjährige Direktor der Gedenkstätte war im September nach Vorwürfen wegen sexueller Belästigung gegen seinen Stellvertreter vom Stiftungsrat gekündigt und freigestellt worden.
Vor dem Landgericht Berlin hatte Hubertus Knabe nun ein Eilverfahren gegen die Stiftung Gedenkstätte Hohenschönhausen eingeleitet, den die Zivilkammer 63 zunächst mit oben genanntem Beschluss beschied, er dürfe vorerst zurückkehren. Dagegen legte die Stiftung ihrerseits sofort Widerspruch ein, dem eine Vertreterkammer am 26. November entsprach. Hubertus Klage musste sein (ehemaliges) Büro am Montag nach wenigen Stunden wieder verlassen, das Gerichtsverfahren dauert indessen an.
Mit sofortiger Wirkung abberufen
Knabe wurde vom Stiftungsrat noch am Sitzungssonntag mit sofortiger Wirkung als Vorstand und Direktor der Gedenkstätte abberufen. Dazu gab das Gremium die Erklärung: „Mit Blick auf die abgeschlossenen Untersuchungen zur Führungskultur innerhalb der Gedenkstätte stellte der Stiftungsrat diverse Rechtsverstöße … sowie eine Zerrüttung des Vertrauensverhältnisses zwischen Stiftungsrat und Vorstand in einem Maße fest, das die weitere Wahrnehmung des Amts als Vorstand durch Hubertus Knabe ausschließt.“
Das Gericht begründete sein Urteil damit, die Stiftung habe glaubhaft gemacht, dass die Abberufung Knabes aufgrund eines Berichts der Beauftragten Marianne Birthler beschlossen worden sei. Birthler soll mehr als 40 Gespräche geführt und erklärt haben, in keinem der Gespräche seien die Vorwürfe der Frauen angezweifelt worden; die Mitarbeiterinnen hätten große Angst vor dem Antragsteller.
Bis zum Abschluss des Nachbesetzungsverfahrens hat die Stiftung Jörg Arndt, ehemals Vize-Vorstand der Stiftung Zentral- und Landesbibliothek, zum Direktor der Gedenkstätte bestellt.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.