Verein hilft seit 25 Jahren Zuwanderern und Flüchtlingen
Heute sind die ehemaligen Ausländerwohnheime in der Gehrenseestraße nur noch Ruinen. Einst lebten hier DDR-Vertragsarbeiter aus Vietnam, später auch Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion und Flüchtlinge aus dem zerfallenen Jugoslawien. Kontakte zu den deutschen Nachbarn gab es kaum, die Wohnverhältnisse waren mehr als bescheiden.
Bettina Grotewohl erinnert sich noch gut an die Anfänge. "Damals wollten wir eine Begegnungsmöglichkeit schaffen, einen nachbarschaftlichen Kontakt." Dazu sei gekommen, dass zur Wendezeit große Unsicherheit bei den einstigen Vertragsarbeitern herrschte. "Dürfen wir bleiben? Unter welchen Voraussetzungen? Das waren Fragen, bei deren Beantwortung wir mithelfen wollten." Zu den dunklen Kapiteln der damaligen Zeit hätten die Aufmärsche rechtsextremer Gruppen gehört.
Bettina Grotewohl und rund 25 Mitstreiter gründeten die "Bürgerinitiative Ausländische MitbürgerInnen". Es war der erste demokratische Verein in Hohenschönhausen. Die Mitglieder berieten Flüchtlinge, halfen beim Ausfüllen von Anträgen, unterstützten beim Formulieren von Briefen.
Diese Beratung gibt es auch heute noch. Zugewanderte, Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund bekommen in der Neustrelitzer Straße 63 Rat bei Fragen rund um Aufenthalt, Grundsicherung des Lebensunterhalts und Wohnen. Mittlerweile gibt es in dem vom Bezirk und vom Senat unterstützten Verein 14 Mitarbeiter, die in der deutschen, arabischen, russischen, bosnischen, kroatischen, serbischen und vietnamesischen Sprache vermitteln können. Zudem bietet der Verein "Integrationskurse" an. Bettina Grotewohl leitet einen solchen Sprachkurs, der Zugewanderten und Flüchtlingen von der Ausländerbehörde oder dem Jobcenter abgefordert wird. Ihr jahrzehntelanges Engagement für die Integration wurde erst kürzlich vom Bezirk mit dem Preis für "Demokratie und Zivilcourage" ausgezeichnet.
"Viele sind sehr motiviert, Deutsch zu lernen. Doch das ist gar nicht so einfach, wenn man tagsüber noch arbeitet und eine Familie hat", sagt Grotewohl. Die Sprachkenntnis sei nicht der einzige Weg zur Integration, hebt sie hervor. Der kulturelle Austausch, das Miteinander gehörten dazu. Deshalb seien Freizeittreffs wie "Plaudereien am Samowar" oder "Unterm Bambusdach" wichtig.
Die rund 6000 Vietnamesen und etwa ebenso viele Spätaussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion haben inzwischen eigene Vereine gegründet, die Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Heute sind es deshalb vor allem Flüchtlinge aus Kriegsgebieten wie Syrien, die auf Unterstützung der Bürgerinitiative angewiesen sind. "Wir sind ein direkter Partner der Lichtenberger Flüchtlingsheime", sagt Uta Jankowsky, die das Projekt "Integrationslotsen" leitet. Sechs dieser unter anderen russisch- und arabischsprachigen Lotsen sind in den Heimen in der Rhinstraße, Werneuchener Straße oder der Bornitzstraße unterwegs, unterstützen Mütter und Väter bei der Suche nach einem Kitaplatz oder einer Wohnung. "Sie helfen bei den ersten Schritten im fremden Land, machen mit Rechten und Pflichten vertraut, klären bei Erziehungsfragen auf", sagt Jankowsky.
Dank ihres Erfahrungsschatzes weiß Bettina Grotewohl, dass der Prozess für Zuwanderer im Prinzip gleich geblieben ist: "Sie kommen an und sind verunsichert. Dann müssen sie Selbstbewusstsein tanken." Erst dann sei Integration möglich.
Anlässlich des 25-jährigen Gründungsjubiläums lädt die "Bürgerinitiative Ausländische MitbürgerInnen", am 29. Mai um 11 Uhr zu einer Feier im kleinen Rahmen ein, zu der Wegbleiter und Interessierte eingeladen sind.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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