Verein hilft seit 25 Jahren Zuwanderern und Flüchtlingen

Bettina Grotewohl und Uta Jankowsky plaudern am Samowar über die Vereinsgeschichte. | Foto: Wrobel
2Bilder
  • Bettina Grotewohl und Uta Jankowsky plaudern am Samowar über die Vereinsgeschichte.
  • Foto: Wrobel
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Alt-Hohenschönhausen. Rund 20 000 Menschen aus vielen verschiedenen Herkunftsländern leben in Lichtenberg. Der Verein "Bürgerinitiative Ausländische MitbürgerInnen" berät Zuwanderer und Flüchtlinge seit 25 Jahren.

Heute sind die ehemaligen Ausländerwohnheime in der Gehrenseestraße nur noch Ruinen. Einst lebten hier DDR-Vertragsarbeiter aus Vietnam, später auch Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion und Flüchtlinge aus dem zerfallenen Jugoslawien. Kontakte zu den deutschen Nachbarn gab es kaum, die Wohnverhältnisse waren mehr als bescheiden.

Bettina Grotewohl erinnert sich noch gut an die Anfänge. "Damals wollten wir eine Begegnungsmöglichkeit schaffen, einen nachbarschaftlichen Kontakt." Dazu sei gekommen, dass zur Wendezeit große Unsicherheit bei den einstigen Vertragsarbeitern herrschte. "Dürfen wir bleiben? Unter welchen Voraussetzungen? Das waren Fragen, bei deren Beantwortung wir mithelfen wollten." Zu den dunklen Kapiteln der damaligen Zeit hätten die Aufmärsche rechtsextremer Gruppen gehört.

Bettina Grotewohl und rund 25 Mitstreiter gründeten die "Bürgerinitiative Ausländische MitbürgerInnen". Es war der erste demokratische Verein in Hohenschönhausen. Die Mitglieder berieten Flüchtlinge, halfen beim Ausfüllen von Anträgen, unterstützten beim Formulieren von Briefen.

Diese Beratung gibt es auch heute noch. Zugewanderte, Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund bekommen in der Neustrelitzer Straße 63 Rat bei Fragen rund um Aufenthalt, Grundsicherung des Lebensunterhalts und Wohnen. Mittlerweile gibt es in dem vom Bezirk und vom Senat unterstützten Verein 14 Mitarbeiter, die in der deutschen, arabischen, russischen, bosnischen, kroatischen, serbischen und vietnamesischen Sprache vermitteln können. Zudem bietet der Verein "Integrationskurse" an. Bettina Grotewohl leitet einen solchen Sprachkurs, der Zugewanderten und Flüchtlingen von der Ausländerbehörde oder dem Jobcenter abgefordert wird. Ihr jahrzehntelanges Engagement für die Integration wurde erst kürzlich vom Bezirk mit dem Preis für "Demokratie und Zivilcourage" ausgezeichnet.

"Viele sind sehr motiviert, Deutsch zu lernen. Doch das ist gar nicht so einfach, wenn man tagsüber noch arbeitet und eine Familie hat", sagt Grotewohl. Die Sprachkenntnis sei nicht der einzige Weg zur Integration, hebt sie hervor. Der kulturelle Austausch, das Miteinander gehörten dazu. Deshalb seien Freizeittreffs wie "Plaudereien am Samowar" oder "Unterm Bambusdach" wichtig.

Die rund 6000 Vietnamesen und etwa ebenso viele Spätaussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion haben inzwischen eigene Vereine gegründet, die Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Heute sind es deshalb vor allem Flüchtlinge aus Kriegsgebieten wie Syrien, die auf Unterstützung der Bürgerinitiative angewiesen sind. "Wir sind ein direkter Partner der Lichtenberger Flüchtlingsheime", sagt Uta Jankowsky, die das Projekt "Integrationslotsen" leitet. Sechs dieser unter anderen russisch- und arabischsprachigen Lotsen sind in den Heimen in der Rhinstraße, Werneuchener Straße oder der Bornitzstraße unterwegs, unterstützen Mütter und Väter bei der Suche nach einem Kitaplatz oder einer Wohnung. "Sie helfen bei den ersten Schritten im fremden Land, machen mit Rechten und Pflichten vertraut, klären bei Erziehungsfragen auf", sagt Jankowsky.

Dank ihres Erfahrungsschatzes weiß Bettina Grotewohl, dass der Prozess für Zuwanderer im Prinzip gleich geblieben ist: "Sie kommen an und sind verunsichert. Dann müssen sie Selbstbewusstsein tanken." Erst dann sei Integration möglich.

Anlässlich des 25-jährigen Gründungsjubiläums lädt die "Bürgerinitiative Ausländische MitbürgerInnen", am 29. Mai um 11 Uhr zu einer Feier im kleinen Rahmen ein, zu der Wegbleiter und Interessierte eingeladen sind.

Infos unter 981 45 46 oder www.bi-berlin.org.
Karolina Wrobel / KW
Bettina Grotewohl und Uta Jankowsky plaudern am Samowar über die Vereinsgeschichte. | Foto: Wrobel
Uta Jankowsky (r.) und Bettina Grotewohl plaudern in gemeinsamer Runde am Samowar. | Foto: Wrobel
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 239× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.002× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 655× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.143× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.033× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.