„Plötzlich war sie weg“
Anwohner fordern den baldigen Wiederaufbau der Brücke über den Fließgraben am Rostsperlingweg

Gerald Rabsch (Dritter von links), Mario Rubelowski (Vierter von links) und Anneliese Rabsch (Vierte von rechts) hoffen gemeinsam mit ihren Nachbarn, dass die Brücke wieder aufgebaut wird. | Foto: Bernd Wähner
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Die Anlieger am Rostsperlingweg fordern den baldigen Wiederaufbau der abgerissenen Brücke über den Fließgraben, die jahrzehntelang dort stand.

„Ich wohne seit Ende der 1950er-Jahre in der Anlage Blankenburg“, sagt Gerald Rabsch. „Schon damals gab es die Brücke. Und sie war für uns immer wichtig. Über sie kamen wir schnell und ohne Umweg zum Bahnhof.“ Aber Mitte Dezember vergangenen Jahres wurden die Anwohner dann überrascht. „Die Brücke ist ohne Ankündigung abgerissen worden“, so Anneliese Rabsch. „Morgens konnten noch viele über die Brücke zur Arbeit fahren oder laufen und am Abend auf dem Rückweg war sie plötzlich weg.“

Stattdessen stand an beiden Uferseiten ein Bauzaun. Dieser wurde inzwischen für alle, die vom S-Bahnhof Blankenburg kommen, durch eine Sicherheitsbake ersetzt. Auf der anderen Seite steht inzwischen ein Zaun. Die Anwohner müssen jetzt einen Umweg von über 500 Metern zur nächsten Brücke nehmen. „Für meine Großmutter, die immer bei Netto an der Bahnhofstraße einkauft, bedeutet das eine Viertelstunde mehr Fußweg“, berichtet einer der Siedler. Aber auch Radfahrer, die von Buch kommend zur Arbeit fahren, Wanderer und die Senioren aus den Einrichtungen der Albert-Schweitzer-Stiftung, die gern in der Anlage Blankenburg spazieren gehen, ärgern sich über die fehlende Brücke.

Anfang März erkundigte sich die Berliner Woche nach den Hintergründen des Brückenabrisses. Im Bezirksamt verwies man den Reporter an die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK), die zuständig sei. Derk Ehlert von der Pressestelle teilte mit, dass sich die Brücke in einem schlechten baulichen Zustand befand und deshalb abgerissen wurde.

Sie hätte eigentlich neu gebaut werden müssen, doch angesichts der Kosten und der vergleichsweise geringen Anzahl der Nutzer wurde darauf verzichtet, hieß es aus dem Senat. Die freigeräumten Flächen an der einstigen Brücke seien von der Senatsverwaltung inzwischen der Serviceeinheit Facility Management im Bezirksamt Pankow übergeben worden, so Derk Ehlert.

Dass die Brücke so marode gewesen sein sollte, können die Anlieger indes nicht nachvollziehen. „2017 ist noch der Belag auf der Brücke erneuert worden“, so Anneliese Rabsch. „Und dann soll sie ein Jahr später so marode gewesen sein, dass sie abgerissen werden muss. Das glaube ich nicht.“ Auch dass vergleichsweise wenig Menschen die Brücke nutzten, stimme nicht. Vor allem in den Morgen- und Abendstunden sei sie stark frequentiert gewesen.

Vielleicht hätte sich einer der Entscheider aus dem Senat die Situation mal vor Ort anschauen sollen, meint Mario Rubelowski. Die Siedler wären zum Thema Brücke auch immer gesprächsbereit gewesen. Und sie sind es immer noch. Als der Berliner-Woche-Reporter sich einen Eindruck vom Standort der einstigen Brücke verschaffen wollte, trommelte Rubelowski etwa 50 Siedler binnen kurzer Zeit zusammen. Auch den Pankower Bürgermeister Sören Benn (Die Linke) und den zuständigen Facility-Management-Stadtrat Torsten Kühne (CDU) lud er ein. Diese erschienen allerdings nicht, weil zur verabredeten Zeit das Bezirksamt tagte.

Mario Rubelowski und Anneliese Rabsch führten inzwischen aber ein Gespräch mit Stadtrat Torsten Kühne. „Er sagte uns, dass das Bezirksamt eigentlich kein Geld für einen Neubau der Brücke hat“, so Rubelowski. „Man müsse sich im Bezirksamt verständigen, ob möglicherweise Mittel aus dem Finanztopf des Bereiches Stadtentwicklung zur Verfügung gestellt werden könnten. Doch das muss erst einmal bezirksamtsintern geklärt werden. So gesehen machte er uns Hoffnung, dass eine neue Brücke gebaut werden könnte.“

Die Anlieger werden jedenfalls am Ball bleiben. Und notfalls werden sie sich geeignete Aktionen überlegen, mit denen sie einen Brückenneubau fordern. Mit derartigen Aktionen haben die Siedler aus der Anlage Blankenburg inzwischen Erfahrungen gesammelt, und zwar bei ihren Protesten gegen eine Bebauung ihrer Anlage. Am 9. Mai um 16.30 Uhr starten sie eine nächste Aktion – eine Demonstration ab S-Bahnhof Blankenburg gegen die Inanspruchnahme von Flächen in der Anlage Blankenburg für Wohnungsbau- und Infrastrukturprojekte.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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