Gedenkveranstaltung 81. Jahrestag der Schließung des KZ Columbia

8. November 2017
19:00 Uhr
Alte Zollgarage im Flughafen Tempelhof, 10965 Berlin

Anlässlich des 81. Jahrestags der Schließung des KZ Columbia im November 1936 führt der Förderverein eine Gedenkveranstaltung am Mittwoch, den 8. November, um 19.00 Uhr im Flughafen Tempelhof mit Kranzniederlegung vor der Gedenktafel am Flughafengebäude durch.

Programm:

• Kranzniederlegung vor dem Flughafengebäude
• Begrüßung durch Beate Winzer, Vorsitzende
• Vortrag Prof. Dr. Bernward Dörner
• NS-Justiz und Katholikenprozesse - Podiumsdiskussion über die Bedeutung der Katholikenprozesse
Prof. Bernward Dörner und Prof. em. Gerhard Baader im Gespräch
• Musikalisches Programm: Olaf Ruhl

Ende der Veranstaltung: 21.00 Uhr

Im NS wurde das Instrument von Verleumdung zu einer tödlichen Waffe im Kampf um das Primat bei Jugendarbeit, Erziehung und der Pflege. Unter der Anklage von sexueller Gewalt und Nötigung gegen Schutzbefohlene und homosexueller Betätigung wurden zwischen 1936 und 1937 mindestens 2700 Angehörige der Katholischen Kirche von der Geheimen Staatspolizei verhört. Zahlreiche Verhöre fanden im Konzentrationslager Columbia statt, dazu wurden die Männer für etwa 24 Stunden in das Konzentrationslager in der Reichshauptstadt eingeliefert. Unter dem Stichwort „Sittlichkeitsprozesse“ wurden mehrere Prozesse nur gegen etwa 170 Beteiligte geführt. Verurteilt wurden etwa 25 Männer wegen „homosexueller Handlungen, etwa 9 wegen sexueller Gewalt“, die anderen wurden wegen Hochverrat und Hetze gegen den NS-Staat, Verstoß gegen das Reichsflaggengesetz und Verstoß gegen Sammlungen von Geldbußen bis zu Zuchthaus bestraft.

Wer also, so das NS-Fazit, sich gegen Jugendliche und Patienten vergeht, kann weder unterrichten noch sich um Patienten kümmern. Entsprechend wurden Konfessionsschulen geschlossen, an den Staat übertragen, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen enteignet oder den Kommunen unterstellt. Mit Beginn des Krieges wurden zusätzlich zahlreiche Klöster beschlagnahmt, um sie in Lazarette umzuwandeln. In diesen Lazaretten waren Hirnverletzte und Tuberkulose-Kranke untergebracht. In Hirtenbriefen warnten der Bischof von Berlin, Konrad, Graf von Preysing und sein Cousin, der Bischof von Münster, Graf von Galen, vor den Vorgängen in den Krankenhäusern und Heilanstalten sowie den Klöstern und wiesen öffentlich darauf hin, dass dort Menschen getötet wurden. Von Preysing gründete ein Hilfswerk für die vom Judentum konvertierten Katholiken und Menschen jüdischen Glaubens, das er nach der Verhaftung und Deportation Bernhard Lichtenbergs persönlich führte, um keine weiteren Priester zu gefährden. Beide Bischöfe hatten Kenntnis von der „Endlösung“ und der Euthanasie, informierten Gläubige wie den Papst und hatten Kontakte zum Kreisauer Kreis. Worum ging es also tatsächlich in den „Katholikenprozessen“?

Prof. Dr. Bernward Dörner, seit 2013 apl. Prof. für Neuere Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte. Geschichte des Nationalsozialismus, Holocaustforschung, Politische Justiz, Deutsche Justizgeschichte des 20. Jahrhunderts, Deutsche Polizeigeschichte des 20. Jahrhunderts

Prof.Dr. em. Gerhard Baader, 1983 zum Professor ernannt. Seit 1993 formell im Ruhestand. Visiting Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem. Medizinhistoriker, zahlreiche Beiträge zur Sozialgeschichte der Medizin und zur Geschichte der Medizin mit Schwerpunkt NS-Geschichte.
Olaf Ruhl, Musiker und Theologe, Klezmer, jiddische Geschichten und Lieder

Autor:

Förderverein zum Gedenken an Naziverbrechen um und auf dem Tempelhofer Flugfeld e.V. aus Tempelhof

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