Alles paletti beim Schulessen? Checkliste prüft nicht nur die Qualität
Das Essen sei gut, bestätigen einige der jungen Kunden. Auch ihre meist leeren Teller verweisen darauf. Und Gabriela Schynol, die im Auftrag des Caterers hier seit über einem Jahr die Mahlzeiten ausgibt, glaubt ebenfalls, dass die Geschmacksnerven der Schüler ganz gut getroffen werden. Einige seien zwar bei manchen Soßen und Beilagen etwas kritisch, meint sie. "Aber ich bestehe darauf, dass sie zumindest ein wenig davon probieren." Mit dem Erfolg, dass viele danach einen Nachschlag haben wollten.
Also alles paletti beim Schulessen? Wegen dessen Qualität hatte es gerade in Friedrichshain-Kreuzberg vor etwa zwei Jahren massive Klagen gegeben. Eltern und Lehrer fanden den Speisezettel wenig ausgeglichen und nicht auf der Höhe der Ernährungs- und Gesundheitsvorgaben. Anbieter verwiesen wiederum darauf, dass für die Summe, mit denen die öffentliche Hand jede Mahlzeit bezuschusst, nicht durchgehend ein Öko, Bio oder sonstwie korrektes Menü ausgegeben werden kann. Deshalb wurde zum einen der Zuschuss des Senats für jedes Gericht auf 3,25 Euro erhöht und andererseits Standards für ein gesundes Schulessen aufgestellt.
Seither sei das Essen besser geworden, findet auch Gökhan Akgün, Koordinator der Erzieher in der Lenau-Grundschule. Allerdings sieht er noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Er wünsche sich eine größere Abwechslung. Darüber hinaus habe es auch schon Probleme mit der Quantität gegeben. "Es wurden zu geringe Mengen angeliefert." Auch beim Thema, wie halte ich eine Mahlzeit auch über mehrere Stunden frisch, gebe es noch Nachholbedarf, meint Gökhan Akgün.
Genau das waren auch die Fragen, mit denen sich das Modellvorhaben "Qualitätssicherung der Schulverpflegung" beschäftigt hat. Bei diesem Projekt haben Mitarbeiter des Schulamtes mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, Eltern sowie pädagogischen Teams an 16 Grundschulen im Bezirk nicht nur das Essen, sondern auch das Umfeld der Nahrungsaufnahme unter die Lupe genommen. Dabei entstand unter anderem ein Fragebogen, mit dessen Hilfe nun ein Mensa-Check möglich wird.
Denn neben der Verköstigung spielten auch andere Dinge eine Rolle, erklärte Dr. Elke Liesen bei der Präsentation der Ergebnisse. Etwa in welcher Form die Lebensmittel angeboten werden. Fotobeispiele, bei denen in ihrer unmittelbaren Umgebung ein Mülleimer zu sehen war, sollten unterstreichen, wo es hier noch Defizite gibt.
Auch sollte den Schülern in der Regel rund eine Stunde Zeit eingeräumt werden, um ihr Essen einzunehmen. Häufig hätten sie dafür aber gerade mal 20 Minuten. Lehrer und Erzieher müssten ihrer Vorbildfunktion nachkommen und gemeinsam mit den Kindern den Mittagstisch aufsuchen. Das trage zu mehr Gemeinschaftsgefühl bei. Und zu einem höheren Stellenwert der Nahrungsaufnahme. Was ganz auf der Linie von Werner Munk lag. Der Direktor der Reinhardswald-Grundschule, der bei dem Projekt mitgemacht hatte, sieht den richtigen Umgang mit Essen auch als pädagogische Aufgabe.
Gökhan Akgün nimmt manche dieser Postulate dagegen eher zurückhaltend auf. "Schön und gut, dass wir die Kinder in die Mensa begleiten sollen. Nur bleibt bei manchmal bis zu drei Gruppen, die die Erzieher betreuen müssen, wenig Zeit für ein entspanntes Mittagessen." Mit dem erarbeiteten Katalog beschäftige sich aber natürlich auch seine Schule, sagt er. Eltern und Lehrer würden mit dessen Hilfe das Angebot und das Umfeld des Speiseplans unter die Lupe nehmen.
Auch was die Ausstattung betrifft. In den vergangenen Monaten habe der Bezirk mehr als 300.000 Euro für die Verbesserung der Schulküchen und in Lärmschutzmaßnahmen investiert, sagt Schulstadtrat Dr. Peter Beckers (SPD). Solche Verbesserungen und überhaupt das Engagement des Schulamtes wurden von der Gesellschaft für Ernährung auch besonders hervorgehoben.
Bei manchen Details komme es dagegen immer noch zu Problemen, erzählt Gökhan Akgün. "Es gibt bei uns beispielsweise schon lange einen Streit darüber, wer für das Geschirr der Mensa verantwortlich ist. Der Caterer verweist auf das Schulamt und das wieder auf den Caterer."
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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