Trommeln für bezahlbare Ateliers: Künstler im ehemaligen Postgebäude in der Palisadenstraße 89 müssen raus

Die Künstler aus dem Atelierhaus "Post Ost" in der Palisadenstraße 89 trommeln für ihr Pilotprojekt. | Foto: Klaus Teßmann
2Bilder
  • Die Künstler aus dem Atelierhaus "Post Ost" in der Palisadenstraße 89 trommeln für ihr Pilotprojekt.
  • Foto: Klaus Teßmann
  • hochgeladen von Klaus Teßmann

Friedrichshain. Ein weiteres Atelierhaus in Berlin muss schließen. Zum Ende des Monats August haben die rund 50 Künstler im ehemaligen Postgebäude in der Palisadenstraße 89 die Kündigung erhalten.

Im Gebäude erinnert noch vieles an die alte Post, da gibt es noch den Paketschalter, Schließfächer und Telefonboxen. Seit 2003 war das alte Portgebäude das Atelierhaus „Post Ost“. Im Keller waren schalldichte Studioräume gebaut worden, Maler, Grafiker, Fotografen und ein Kunstschmied haben im Erdgeschoss gearbeitet. Nun hat ein Investor das Gebäude gekauft und will Start-up-Unternehmen ansiedeln. „Unsere Zukunft ist ungewiss“, erklärte der Sprecher des Atelierhauses, Boris Jöns. „Am 31. August müssen wir das Haus besenrein an den Investor übergeben.“ Viele Künstler haben inzwischen eine Übergangslösung gefunden. „Unser Plan ist es eigentlich als Atelierhaus zusammenzubleiben. Die Künstler können sich gut vorstellen, dass Kunst und junge Unternehmer in einem Haus zusammenarbeiten."

"Wir wollen kämpfen"

Es gibt Ideen, das Haus sowohl für die Start-ups als auch weiter als Atelierhaus nach der Sanierung zu nutzen. „Wir wollen auf jeden Fall für unser Atelierhaus kämpfen“, betonte Boris Jöns. Zu jungen kreativen Unternehmern kann sich die Kunstszene gut ergänzen. „Wir wollen etwas dafür tun, hier im Zentrum von Friedrichshain ein Modellprojekt zu schaffen.“ Die Künstler wollen mit dem Investor im Gespräch bleiben, um sie für eine gemeinsames Pilotprojekt zu begeistern.

Dazu haben sich Künstler verschiedener Projekte zu einer Allianz bedrohter Atelierhäuser (AbBA) zusammengeschlossen. Die Initiativen haben neun Punkt in einem Forderungskatalog zusammengefasst. Hauptpunkt ist die Finanzierung von freien Atelierhäusern. Sie dürfen nicht aus dem Zentrum Berlins in den Randbereich gedrückt werden. Sie fordern von der Politik, mehr zu tun, um diese Einrichtungen zu erhalten. „Atelierräume dürfen nicht durch Immobilienbüros an Künstler vergeben werden“, meint Boris Jöns. Die Kunstproduktion dürfe in Berlin nicht auf eine Zwischennutzung leer stehender Gewerbeflächen beschränkt werden. „In letzter Zeit werden auch Ateliers über Agenturen vermietet“, klagen die Künstler. „Dadurch werden die Mietpreise in die Höhe getrieben.“

Es gibt aber kaum Künstler, die eine Gewerbemiete für ihre Ateliers bezahlen können. Deshalb fordert die Allianz vom Senat, dass er sich nach der Wahl auch verstärkt mit diesen Künstlergruppen beschäftigen muss. „Gewachsene Gruppen dürfen bei Verlust ihrer Atelierhäuser nicht zerschlagen werden“, heißt es in dem 9-Punkte-Programm. Ihnen sollen landseigene Häuser in Selbstverwaltung übergeben werden.

In Zukunft sollten Atelierräume durch einen Beirat beim Berliner Atelierbeauftragten vergeben werden. Dazu müssten auch Künstler in dem Beirat ein Mitspracherecht bekommen. KT

Weitere Informationen zur Allianz der Künstler: www.abba-netzwerk.de.
Die Künstler aus dem Atelierhaus "Post Ost" in der Palisadenstraße 89 trommeln für ihr Pilotprojekt. | Foto: Klaus Teßmann
Die Künstler aus dem Atelierhaus "Post Ost" in der Palisadenstraße 89 trommeln für ihr Pilotprojekt. | Foto: Klaus Teßmann
Autor:

Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 264× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 93× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.