Trommeln für bezahlbare Ateliers: Künstler im ehemaligen Postgebäude in der Palisadenstraße 89 müssen raus
Friedrichshain. Ein weiteres Atelierhaus in Berlin muss schließen. Zum Ende des Monats August haben die rund 50 Künstler im ehemaligen Postgebäude in der Palisadenstraße 89 die Kündigung erhalten.
Im Gebäude erinnert noch vieles an die alte Post, da gibt es noch den Paketschalter, Schließfächer und Telefonboxen. Seit 2003 war das alte Portgebäude das Atelierhaus „Post Ost“. Im Keller waren schalldichte Studioräume gebaut worden, Maler, Grafiker, Fotografen und ein Kunstschmied haben im Erdgeschoss gearbeitet. Nun hat ein Investor das Gebäude gekauft und will Start-up-Unternehmen ansiedeln. „Unsere Zukunft ist ungewiss“, erklärte der Sprecher des Atelierhauses, Boris Jöns. „Am 31. August müssen wir das Haus besenrein an den Investor übergeben.“ Viele Künstler haben inzwischen eine Übergangslösung gefunden. „Unser Plan ist es eigentlich als Atelierhaus zusammenzubleiben. Die Künstler können sich gut vorstellen, dass Kunst und junge Unternehmer in einem Haus zusammenarbeiten."
"Wir wollen kämpfen"
Es gibt Ideen, das Haus sowohl für die Start-ups als auch weiter als Atelierhaus nach der Sanierung zu nutzen. „Wir wollen auf jeden Fall für unser Atelierhaus kämpfen“, betonte Boris Jöns. Zu jungen kreativen Unternehmern kann sich die Kunstszene gut ergänzen. „Wir wollen etwas dafür tun, hier im Zentrum von Friedrichshain ein Modellprojekt zu schaffen.“ Die Künstler wollen mit dem Investor im Gespräch bleiben, um sie für eine gemeinsames Pilotprojekt zu begeistern.
Dazu haben sich Künstler verschiedener Projekte zu einer Allianz bedrohter Atelierhäuser (AbBA) zusammengeschlossen. Die Initiativen haben neun Punkt in einem Forderungskatalog zusammengefasst. Hauptpunkt ist die Finanzierung von freien Atelierhäusern. Sie dürfen nicht aus dem Zentrum Berlins in den Randbereich gedrückt werden. Sie fordern von der Politik, mehr zu tun, um diese Einrichtungen zu erhalten. „Atelierräume dürfen nicht durch Immobilienbüros an Künstler vergeben werden“, meint Boris Jöns. Die Kunstproduktion dürfe in Berlin nicht auf eine Zwischennutzung leer stehender Gewerbeflächen beschränkt werden. „In letzter Zeit werden auch Ateliers über Agenturen vermietet“, klagen die Künstler. „Dadurch werden die Mietpreise in die Höhe getrieben.“
Es gibt aber kaum Künstler, die eine Gewerbemiete für ihre Ateliers bezahlen können. Deshalb fordert die Allianz vom Senat, dass er sich nach der Wahl auch verstärkt mit diesen Künstlergruppen beschäftigen muss. „Gewachsene Gruppen dürfen bei Verlust ihrer Atelierhäuser nicht zerschlagen werden“, heißt es in dem 9-Punkte-Programm. Ihnen sollen landseigene Häuser in Selbstverwaltung übergeben werden.
In Zukunft sollten Atelierräume durch einen Beirat beim Berliner Atelierbeauftragten vergeben werden. Dazu müssten auch Künstler in dem Beirat ein Mitspracherecht bekommen. KT
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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