Nachbetrachtungen zum Verkauf der Holzmarktstraße
Die Tochtergesellschaft einer Pensionskasse mit dem Namen "Abendrot" aus Basel erwirbt das Areal und vergibt es jetzt in einem Erbbaurechtsvertrag an die Kater Holzig-Bewerber. Eine Wendung in diesem monatelangen Bieterstreit, die viele überrascht hat.Denn die Verantwortlichen aus der Politik waren davon ausgegangen, dass die Interessenten aus der Clubszene wahrscheinlich mangels entsprechender Finanzmittel den Kürzeren ziehen werden. Deshalb gab es verschiedene Versuche, die Ausschreibung so zu verändern, damit "Kater Holzig", der Wunschkandidat nicht nur des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, hier zum Zug kommen kann.
Gefordert wurde vor allem, beim Bieterverfahren nicht nur das höchste Preisangebot, sondern auch andere Vorgaben als Entscheidungskriterium heranzuziehen. Etwa die Baupläne eines Bewerbers. Denn die Vorstellungen der Bewerber um Kater Holzig stießen auf fast durchgehendes Wohlwollen.
Das Konsortium will eine weniger massive Bebauung, als sie eigentlich erlaubt wäre. Wohnungen für Studenten sollen entstehen. Dazu ein Gründerzentrum und auch wieder ein Club. Versprochen werden außerdem öffentliche Grünflächen sowie ein freier Zugang zum Spreeufer. Gerade das wünschen sich der Bezirk und die Aktivisten von Mediaspree versenken wünschen.
Sie haben allerdings spätestens beim Finale des Grundstückskaufs erfahren, dass es sich auch bei den neuen Eigentümern nicht um einen Wohltätigkeitsverein, sondern ebenfalls um kalkulierende Geschäftsleute handelt, die auch nicht unbedingt auf die Fürsorge der Politik angewiesen sind. Das zeigten sie schon dadurch, dass sie auf einmal den Geldgeber aus der Schweiz aus dem Hut zauberten.
Spannend wird es deshalb, wenn es jetzt an die Feinabstimmung der Bauvorhaben an der Holzmarktstraße geht. Und wie sehr es dort wirklich ein "Spreeufer für alle" gibt.
Zumindest in der Vergangenheit hat Kater Holzig diese Forderungen nur bedingt erfüllt. Bis 2010 betrieben die Macher auf dem Grundstück an der Holzmarktstraße die legendäre Bar25. Legendär vor allem für die Leute, die die Einlasskontrollen überstanden. Und damit sich wirklich kein Unbefugter Zutritt verschafft, wurde die Mauer noch zusätzlich mit Nato-Draht versehen.
In der Debatte der vergangenen Monate war das aber kein Thema. Ebenso wenig, dass die neuen alten Betreiber von zumindest einer Forderung des Bürgerentscheids aus dem Jahr 2008 abweichen werden. Nämlich der nach einem mindestens 50 Meter breiten unbebauten und öffentlichen Uferstreifen. Abgesehen davon, dass dieses Postulat ziemlich illusorisch ist und auch an anderer Stelle nicht eingehalten wird, entzünden sich darum trotzdem regelmäßig hitzige Debatten. Nicht so bei Kater Holzig, die nach eigenem Bekenntnis ebenfalls höchstens 25 Meter an der Spree frei halten wollen. Was aber selbst von den Hardcore-Gegnern aller Spreeraum-Pläne ohne großes Murren akzeptiert wurde. Begründung: Es hätte ohnehin schon viele Ausnahmen gegeben.
Das muss nicht unbedingt gegen Kater Holzig sprechen. Richtig ist auch, dass dessen Ideen zumindest auf dem Papier sehr interessant klingen und sich positiv von vielen Bauprojekten entlang der Spree abheben. Etwas irritierend war trotzdem, mit welcher Vehemenz sich Politiker fast aller Couleur dafür ins Zeug gelegt haben. Ob zu Recht, muss sich erst noch zeigen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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