Sieben Träger unter einem Dach
Zentrum für soziales und betreutes Wohnen feiert Richtfest
In Gesundbrunnen bekam ein Modellprojekt kürzlich die Richtkrone aufgesetzt. An der Prinzenallee baut die Degewo mit sieben Trägern ein Zentrum für soziales und betreutes Wohnen – Berufsorientierungswerk und Kita inklusive. 2023 soll der Bau fertig sein.
Im Soldiner Kiez feierte ein Vorzeigeprojekt jetzt Halbzeit. Die Wohnungsbaugesellschaft Degewo baut an der Gotenburger Straße/Ecke Prinzenallee einen Fünf- und Siebengeschosser mit 58 barrierefreie Wohnungen. Einziehen werden dort junge Eltern, geistige behinderte Menschen und Suchtkranke. Die 47 Ein-Zimmer-Wohnungen und elf Zwei- bis Neun-Zimmer-Wohnungen mit 104 Wohnplätzen verteilen sich über verschiedene Etagen. Es gibt Gemeinschaftsräume, aber auch Rückzugsorte. Eine Kita und ein Berufsorientierungswerk für 30 jugendliche Schulverweigerer ergänzen das Modellprojekt.
Für Berlin einzigartig ist das Projekt, weil sich hier sieben soziale Träger unter einem Dach vereinen. Generalmieter ist die „KiezQuartier GmbH“, die die Räume langfristig an die Vereine und gemeinnützigen Institutionen zu moderaten Preisen weitervermietet. Die Degewo und die Kiezquartier GmbH haben dafür einen Mietvertrag über 25 Jahre unterschrieben, mit der Option auf Verlängerung. Entworfen haben den Neubau die „Anne Lampen Architekten“. Die Degewo finanziert ihn mit rund 15 Millionen Euro Fördergeld und Eigenmitteln.
„Wir sind hier zusammen mit Sozialträgern und der Politik einen ganz neuen Weg gegangen“, sagte Sandra Wehrmann vom Degewo-Vorstand beim Richtfest. „Das soziale Zentrum ist auf die speziellen Bedürfnisse maßgeschneidert und zeigt, wie Quartiere für alle Bewohner, auch für die mit einem Betreuungsbedarf, lebenswert bleiben.“ In Mitte bewirtschaftet die Degewo mehr als 8000 Wohnungen. Christian Gäbler, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, betonte, wie schwer es soziale Träger in Berlin hätten, Wohnraum anzumieten. „Dass dies hier an zentraler Stelle möglich wird, ist eine großer Erfolg, der Schule machen sollte.“ Außerdem zeige das Projekt, „wir bauen nicht nur für Besserverdiener“.
Auch Christoph Keller, Stadtrat für Jugend, Familie und Gesundheit, wünschte sich, dass das Modellprojekt „in Serie geht“. Der Bedarf sei da. „Viele Menschen kommen im Laufe ihres Lebens an einen Punkt, an dem sie an Unterstützung und Betreuung im Alltag angewiesen sind, aus sozialen oder gesundheitlichen Gründen.“ Für Stefan Lutz, Geschäftsführer der Kiezquartier GmbH, wäre es vorstellbar, hier künftig auch „Künstlerateliers, Läden und Kultur“ unterzubringen.
Spatenstich für das soziale Zentrum war im September 2021. Die Idee stammt allerdings schon aus dem Jahr 2014, als es langsam eng wurde auf dem Wohnungsmarkt, viele Wohnungen aus der Sozialbindung herausfielen und es für Sozialträger, die für ihre Klienten Wohnungen gemietet hatten, Kündigungen hagelte. Anstoß für das kühne Gemeinschaftsprojekt gab damals die L.I.S.T. GmbH, die die vor sich hin dümpelnde Brachfläche an der Gotenburger Straße entdeckte. Mit Bauprojekten erfahrene Träger wurden angefragt, ob sie Interesse hätten. Dann begannen die Verhandlungen mit dem Land Berlin. Nach der Wahl 2016 übertrug der Senat das Grundstück schließlich an die städtische Degewo mit der Auflage, dort etwas gemeinsam mit sozialen Einrichtungen entstehen zu lassen.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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