Bezirk will zweiten Druckraum
Immobilie in Wedding dringend gesucht

In der Birkenstube können sich die Abhängigen an blanken Metalltischen Heroin spritzen. | Foto: Christian Hennis
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Gesundheitsstadtrat Ephraim Gothe (SPD) möchte wegen des hohen Bedarfs einen weiteren Drogenkonsumraum „im Bereich Osloer Straße“ einrichten. Das Geld für Miete und Einrichtung ist da; nur bisher hat das Amt keinen Vermieter gefunden, der eine solche Einrichtung in seinem Haus haben möchte.

Die Birkenstube in der Moabiter Birkenstraße 51 ist Berlins ältester Druckraum. Seit 2004 können sich dort Abhängige harter Drogen wie Heroin oder Kokain unter Aufsicht den Schuss setzen.

Wo früher mal die Zapfhähne einer Kneipen liefen und später Anwälte eine Kanzlei betrieben, kommen seit 15 Jahren die Süchtigen, um einigermaßen gefahrlos Heroin in ihre Adern zu jagen oder die Droge zu rauchen. In der Birkenstube bekommen die Abhängigen sterile Nadeln, Pfännchen und Desinfektionszeug. Nach dem Drogenkonsum können sie in der Kontakt- und Anlaufstelle, wie die Birkenstube offiziell heißt, wenn sie möchten, ausruhen, duschen, Mittagessen oder einfach mal reden. Mit dem Angebot will der Senat vermeiden, dass sich die schwer Abhängigen ins Jenseits befördern, an keimigen Spritzbestecken infizieren oder sich den Schuss in der Öffentlichkeit geben.

Fünf Krankenpflegekräfte und vier Sozialarbeiter sind für die Drogensüchtigen da und beraten über Hilfsangebote. Es geht auch darum, den Betroffenen den Weg raus aus dem Drogenmilieu zu zeigen, so Christian Hennis. Er leitet die Birkenstube, die vom Träger Vista gGmbH betrieben wird. 700 Abhängige waren 2019 dort, Tendenz steigend. Etwa 85 „Konsumvorgänge“ pro Tag gibt es in der Birkenstube. 95 Prozent der Süchtigen sind Männer, von Mitte 30 bis etwa 60. Sie kommen aus 30 verschiedenen Nationen, „von Finnland bis Bangladesh“, so Hennis.

Senat stellt 2,5 Millionen Euro bereit

Die Birkenstube platzt aus allen Nähten. Die Öffnungszeiten – derzeit Montag bis Freitag von 10.30 bis 16.30 Uhr – sollen erweitert werden. Als zweiten Standort sucht das Gesundheitsamt „händeringend“ Räume in Wedding oder Gesundbrunnen, wie Mittes Suchthilfekoordinatorin Petra Scholz sagt. Das Geld ist da. Der Senat stellt für 2020 und 2021 rund 2,5 Millionen Euro für die Einrichtung von Drogenkonsumräumen zur Verfügung. Seit November sucht der Bezirk eine Immobilie, doch bisher winken alle Vermieter ab. Über den Makler hinaus ging es bisher nicht. Scholz hat selbst mit einem Hauseigentümer telefoniert. Als er hörte, dass es sich um einen Druckraum handelt, sei er nicht mehr an einer Vermietung interessiert gewesen.

Es ist nicht einfach, Räume für so ein Hilfsprojekt zu finden. Auch in der Birkenstraße gab es anfangs massiven Widerstand seitens der Anwohner, so Petra Scholz. „Die Befürchtungen haben sich nicht bestätigt, die Birkenstube hat sich gut eingefügt“, sagt die Suchthilfekoordinatorin. Neben der Birkenstube gibt es noch je einen Drogenkonsumraum in Kreuzberg und Neukölln und ein Spritzmobil in Tempelhof-Schöneberg und Charlottenburg.

Lokale an der U8 ideal

Petra Scholz sucht 200 bis 350 Quadratmeter, vielleicht zwei nebeneinander liegende Ladenlokale. In einem könnte der Konsum stattfinden, in dem anderen die Beratung und Betreuung. Idealerweise sollte die Immobilie zwischen Leopoldplatz und Osloer Straße liegen. „Am besten entlang der U8 oder am S-Bahnring“, sagt Scholz. Die U8 gilt als „starke Handelslinie“, wie die Suchthilfekoordinatorin weiß. Die Konsumenten können so schnell zum Drogenkonsumraum gelangen, nachdem sie sich das Zeug besorgt haben.

Der Bezirk Mitte liegt bei den Drogentoten ganz weit vorn. Deshalb soll mit einem zweiten Druckraum auch dringend ein weiteres Hilfsangebot geschaffen werden. Im vergangenen Jahr gab es bis Ende Juli 123 Drogentote. In Friedrichshain-Kreuzberg 22, in Mitte 20 und Neukölln 17.

Vermieter, die entsprechende Räume haben, können sich bei Petra Scholz unter per E-Mail an Petra.Scholz@ba-mitte.berlin.de melden.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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