Ohne Angst ins Wasser: Die Hälfte der Grundschulen macht beim „Schwimmbär“ mit

Eine Woche lang eine Stunde ins kühle Nass reicht den meisten Kindern, um sich sicher zu fühlen.
  • Eine Woche lang eine Stunde ins kühle Nass reicht den meisten Kindern, um sich sicher zu fühlen.
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Der Neuköllner Schwimmbär geht ins vierte Jahr: Zweitklässler kommen eine Woche lang ins Kombibad Gropiusstadt, um ihre Angst vor dem Wasser zu verlieren. Der Erfolg kann sich sehen lassen. Die Nichtschwimmerquote ist inzwischen um die Hälfte gesunken.

Das Projekt ins Leben gerufen hatte die damalige Bildungsstadträtin und spätere Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). Angesichts der von der Senatsbildungsverwaltung veröffentlichen Zahlen war sie alarmiert: 40 Prozent der Neuköllner Drittklässler konnten nicht schwimmen – obwohl sie es in diesem Schuljahr im Sportunterricht hätten lernen sollen. Damit war der Bezirk berlinweit das Schlusslicht, gefolgt von Mitte mit knapp 30 Prozent. In Stadtteilen wie Pankow und Steglitz-Zehlendorf waren es nur sechs beziehungsweise 7,5 Prozent.

Also beauftragte Giffey die Schwimmtrainerinnen Daniela von Hoerschelmann und Nicole Hilarius, ein Konzept zu erarbeiteten. Deren Idee: Schon Zweitklässler sollen in einer Projektwoche lernen, sich mit Spaß und ohne Angst im Wasser zu bewegen, zu gleiten, zu springen, zu tauchen, zu atmen. Dabei sollten sie nicht, wie beim späteren regulären Schwimmunterricht, vom Beckenrand, sondern im Wasser von Trainern unterstützt werden.

So wurde es gemacht. Der erste „Schwimmbär“ fand 2015 statt. Elf Grundschulen mit 500 Kindern nahmen teil. Von Jahr zu Jahr wurden es mehr. In dieser Saison sind es 21 Grundschulen mit 2700 Mädchen und Jungen – das ist die Hälfte aller Zweitklässler. Für die Schulen ist die Teilnahme freiwillig. Wenn sie jedoch dabei sind, kommen alle Kinder einer Klasse mit ins Gropiusbad, auch jene, die schon schwimmen können. „Wir haben uns besonders auf die Schulen konzentriert, deren Nichtschwimmerraten hoch sind“, sagt Bildungsstadträtin Karin Korte (SPD). Andererseits gebe es natürlich auch in Neukölln Bildungseinrichtungen, die das Angebot nicht brauchen. „In der Britzer Wetzlar-Schule und der Evangelischen Schule an der Mainzer Straße können alle Kinder schwimmen“, so Korte. Gut sieht es auch in der Schule am Sandsteinweg (Buckow), der Fritz-Karsen- und der Oskar-Heinroth-Schule (beide Britz) aus: Hier liegen die Nichtschwimmerquoten knapp unter zehn Prozent.

Finanziert wird das Ganze aus dem Landesprogramm für Schulen in schwieriger Lage, vom Bezirksamt, mit Elternbeiträgen und Spenden. 2017 wurde zudem der Verein „Neuköllner Schwimmbär“ gegründet. Vorsitzende ist Trainerin Daniela von Hoerschelmann. Sie sagt: „Unsere Erfolgsgeschichte geht weiter. Das Modellprojekt erfährt inzwischen die Anerkennung der Senatsbildungsverwaltung und soll künftig auch in anderen Bezirken Schule machen.“

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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