Zukunft der Spandauer Integrationslotsen ist unsicher
Für Migranten und Flüchtlinge ist der Start ins Leben in einem fremden Land voller Hindernisse. Sie wollen hier leben, sprechen aber meist die Sprache nicht. Da wird dann Alles zum Problem: Von der Jobsuche über den Arztbesuch bis hin zum Kartenkauf am Fahrkartenschalter. Von Behördengängen ganz zu schweigen.
In Spandau gibt es daher fünf Integrationslotsen. Angestellt sind sie bei der gemeinnützigen Gesellschaft für interkulturelles Zusammenleben e.V. (GIZ). Ihre Klienten empfangen sie neuerdings in der Jüdenstraße 30. In dem hellen Erdgeschoss ist es ruhiger als in den alten Büros am Reformationsplatz. Drei weitere Lotsen kümmern sich ausschließlich um Flüchtlinge. Sie haben ihre Arbeitsplätze deshalb direkt in den Flüchtlingsunterkünften.
Eine der fünf Integrationslotsen ist Dilek Kirak. Die 34-Jährige ist seit Dezember 2013 bei der GIZ. Bezahlt wird sie für 35 Wochenstunden, doch ihre Arbeitstage sind oft deutlich länger. Kirak betreut die türkischstämmigen Klienten, meist EU-Bürger aus Süd- und Osteuropa. Mehr als 80 sind es zurzeit. Darunter ist eine Familie aus Bulgarien. Das Ehepaar lebt mit seinen Zwillingen und einem Kleinkind zu Fünft in einer Einzimmerwohnung in Spandau. Dilek Kirak hilft ihnen als Dolmetscherin bei den Unterlagen für das Jobcenter. Bei der Wohnungssuche begleitet sie ihre Klienten allerdings nicht. "Sie sollen selbst aktiv werden und sich auch etwas trauen", sagt sie. Hilfe zur Selbsthilfe nennt sie das.
Die Integrationslotsen verstehen sich als Sprachmittler, nicht als Berater. Sie sprechen Türkisch, Arabisch, Spanisch, Polnisch und Russisch. Sie begleiten ihre rund 500 Klienten zum Jobcenter, zum Arzt oder aufs Jugendamt. Sie übersetzen Briefe und Formulare, kommen als Übersetzer zu Elternabenden mit, stellen über die GIZ Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern her, vermitteln Integrationskurse und auch psychologische Hilfe.
Die Begleitung zu Behörden ist die Hauptarbeit für Flüchtlingslotsin Mary Matta. Die studierte Soziologin ist 33 Jahre alt und kam als Kind mit ihrer Familie aus Syrien nach Deutschland. Sie weiß, wie schwierig es ist, das Leben hier zu meistern. Täglich erzählen ihr die Flüchtlinge davon und von ihrem dramatischen Weg nach Deutschland. "Da fällt es schwer, stark zu bleiben", sagt sie.
Hinzu kommt ein ernsthaftes Problem. Das Lotsenprogramm des Landes Berlin läuft Ende 2015 aus. Zwar ist in der Regierungskoalition der Wille da, für die hochwertige Arbeit der 88 Integrationslotsen auch im Doppelhaushalt 2016/17 Geld bereitzustellen. Doch der Haushalt wird erst im Dezember verabschiedet. Die Zeitverträge der Spandauer Lotsen laufen am 31. Dezember aus. "Sie wissen also nicht, ob und wie es weitergeht. Diese Unsicherheit verstärkt den Stress, denn ohne Zusage müssen sie sich bald nach einer neuen Arbeit umsehen", sagt Britta Marschke, Geschäftsführerin der GIZ. Noch aber hoffen alle, dass es weitergeht.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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