Weniger Bäume, neue Weideflächen, breitere Wege
Pflegemaßnahmen in der Hönower Weiherkette nicht unumstritten
Für viele Menschen ist die Hönower Weiherkette ein wichtiges Naherholungsgebiet. Zugleich ist es ein wertvolles Biotop für geschützte Tier- und Pflanzenarten. Im Oktober haben Pflegemaßnahmen begonnen, um das Landschaftsschutzgebiet zu erhalten. Zudem soll es langfristig den verschiedenen Ansprüchen gerecht werden.
Bis Ende 2022 dauert dieser Umbau an. Dafür stehen dem Bezirk zwei Millionen Euro aus BENE-Mitteln (Berliner Programm für Nachhaltige Entwicklung) zur Verfügung. Mit dem Geld sollen unter anderem vier Weideflächen mit einer Größe von jeweils 30 000 Quadratmetern zur Wechselbeweidung eingerichtet werden. Drei bis vier Rinder sollen sich auf jeweils einer Fläche aufhalten, das Gebiet somit naturnah und schonend gepflegt werden. Der marode Holzpfad, der durch die Weiherkette führt, wird erneuert. Außerdem ist die Einrichtung eines Naturerlebnispfades für Kinder vorgesehen. Damit in Zukunft Pflegefahrzeuge leichter in das Gebiet kommen, sollen die Wege mit seitlichen Rasenschotterstreifen befestigt und auf drei Meter verbreitert werden. An Stellen, wo der Weg nicht verlassen werden soll, kommen punktuell Totholzhecken oder Geländer zum Schutz sensibler Biotope, Gehölze und Wiesenflächen zum Einsatz.
Neben den Hauptwegen soll die Verkehrssicherheit hergestellt werden. Genau dieser Punkt sorgt jedoch für Kritik, denn das bedeutet, dass Bäume gefällt werden.
Ein Anwohner wandte sich nach einer Informationsveranstaltung zu Beginn der Pflegearbeiten im Oktober an die Berliner-Woche-Redaktion. „Der Bezirk plant dort einen Kahlschlag, die Bäume sind schon markiert. Schätzungsweise über 1000 sollen in den schmalen Grünstreifen zwischen Wohngebiet und Landsberger Chaussee gefällt werden. Ohne Ersatzpflanzung!“, schrieb er in einer E-Mail. Auf Nachfrage erklärte die damals noch für das Ressort Umwelt zuständige Stadträtin Nadja Zivkovic (CDU): „Die bestehenden Gehölze sind nicht standortheimisch. Gleichzeitig sind diese Pflanzungen auch schon in einem gewissen Alter und die trockenen Sommer waren nicht zuträglich, sodass Fällungen notwendig sind.“ Damit würden die Voraussetzungen für einen „klimaangepassten Wald“ geschaffen. „Wie viele Bäume es konkret sein werden, kann noch nicht gesagt werden. Das wird in der Projektumsetzung geschehen“, erläuterte Zivkovic. An den Gewässern müssten außerdem Gehölzpflegemaßnahmen vorgenommen werden. Damit sollen die dort vorkommenden streng geschützten Arten, insbesondere Amphibien, ihre notwendigen Lebensraumbedingungen vorfinden. Ob es Ersatzpflanzungen gibt – und wenn ja, wie viele – könne aktuell noch nicht gesagt werden.
Zudem warf der Anwohner dem Bezirk vor, im Coronajahr 2020 alle wichtigen Planungsschritte vollzogen zu haben, ohne die Betroffenen wirklich einzubeziehen. Den Vorwurf wies Nadja Zivkovic zurück. Die Anwohner seien frühzeitig ab 2017 und angemessen beteiligt worden. Es habe mehrere Planungswerkstätten und Präsentationen möglicher Varianten und Konzepte gegeben. Um die Bürgerbeteiligung hatte sich im Auftrag des Bezirksamts das Landschaftsarchitekturbüro „gruppe F - Freiraum für alle GmbH“ gekümmert. Auf der Internetseite lsg-hoenower-weiherkette.de habe das Büro fortlaufend den Beteiligungsprozess dokumentiert.
Dort kann auch nachgelesen werden, welche Veränderungen in der Weiherkette sich Erholungssuchende wünschen. Gefordert werden demnach zukünftig Hinweisschilder an den Geländern, die Auskunft darüber geben, warum eine bestimmte Fläche geschützt wird. An den Eingängen sollte es Fahrradabstellplätze, im Landschaftsschutzgebiet mehr Mülleimer und ergänzend Hundekotbeutelspender geben. Weil es in der Vergangenheit Probleme wegen Vermüllung, Vandalismus, wildem Grillen und Lärmbelästigung gegeben hat, werden ein Parkmanagement und Parkläufer vorgeschlagen.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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