Schiene gegen Schule
Verwaltungen streiten um ein Grundstück
Seit Langem ist im Bezirksamt klar, dass die Grundschule am Schleipfuhl, Nossener Straße 85, einen Erweiterungsbau braucht. Die Schule platzt aus allen Nähten, und in den kommenden Jahren sind noch mehr Schüler zu erwarten. Deshalb beantragte das Bezirksamt bei der Bildungsverwaltung des Senats das Geld für einen sogenannten Modularen Ergänzungsbau (MEB).
Die Senatsverwaltung stimmte auch zunächst zu. Dann stellte eine Mitarbeiterin fest, dass das Grundstück für den MEB auf einer Fläche liegt, die für den Bau einer Straßenbahnlinie vorgesehen ist. Es handelt sich um die Verlängerung der Straßenbahn vom S-Bahnhof Mahlsdorf über die Ridbacher und Nossener Straße zur Riesaer Straße. Mit ihr sollen das Siedlungsgebiet und die Großsiedlung Hellersdorf in Zukunft besser verbunden werden.
Der Ausbau der Straßenbahn steht schon lange auf der Wunschliste der Verkehrsplaner und wurde auch wieder in den Entwurf für die Verkehrsplanung 2019-23 aufgenommen. Konkrete Zusagen über die Finanzierung, geschweige denn über einen Zeitrahmen gibt es aber nicht.
Die Senatsverwaltung für Verkehr sah zunächst kein Problem, wie Senatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) im Mai in einem Schreiben an Verkehrsstadtrat Johannes Martin (CDU) bestätigte. Die Überquerung der Straßenbahnschienen sei an der Stelle für die Schüler durch eine Ampel sicher zu gewährleisten.
Die Senatsverwaltung für Bildung aber stellte sich quer und vergab die für die Grundschule am Schleipfuhl geplanten Mittel umgehend an andere Schulprojekte. Ein Schulgrundstück, dass durch eine Straßenbahntrasse durchschnitten werde, sei nicht zulässig, ließ Senatorin Sandra Scheeres (SPD) verkünden. Das Bezirksamt will den MEB weiter und bat Ende Juli Scheeres und den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) um Einsicht und Unterstützung. „Wir brauchen die Schulplätze jetzt. Wer weiß, ob die Straßenbahnstrecke jemals gebaut wird“, sagt Martin.
Schulstadtrat Gordon Lemm (SPD) lässt inzwischen prüfen, ob die Probleme an der Grundschule wenigstens zwischenzeitlich durch Schulcontainer gelöst werden können. Diese stünden voraussichtlich allerdings auch erst frühestens in zwei Jahren zur Verfügung.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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