Prinzen, preußische Reiter und ein verschwundener See
Karlshorst feiert 125. Geburtstag – ein Blick zurück
Der beschauliche und beliebte Ortsteil Karlshorst feiert 2020 seinen 125. Geburtstag – mit großem Bahnhof und einer Festwoche. So war‘s zumindest geplant. Dann kam Corona und machte alle Vorbereitungen zunichte. Der Bürgerverein Karlshorst hofft nun, die Party im nächsten Mai unter dem Motto „125 + 1 Jahre Karlshorst“ nachholen zu können. Und wir werfen anlässlich des Jubiläums einen Blick in die „Gründerzeit“.
Die Geburtsstunde liegt fast auf den Tag genau ein ganzes plus ein Viertel Jahrhundert zurück: Offizielles Gründungsdatum von Karlshorst ist der 25. Mai 1895. Damals unterzeichnete der Niederbarnimer Landrat Wilhelm von Waldow den „Koloniekonsens“ für die Villen- und Landhaussiedlung Karlshorst. Wobei sich der Ort zu jener Zeit noch mit „C“ schrieb – wie sein Namenspatron Johann Carl Sigismund von Treskow (1787–1846). Er hatte das Rittergut Friedrichsfelde erworben und auf einem Teilgrundstück das Vorwerk Carlshorst angelegt. Seinen Familiennamen trägt inzwischen die Magistrale des Ortsteils.
Die Gegend im Südosten von Berlin hatte aber schon früher von sich reden gemacht. Im Juni 1862 fand auf einem Gelände an der heutigen Treskowallee das erste deutsche Armee-Jagdrennen des preußischen Heeres statt. Selbst König Wilhelm I reiste samt Entourage an, um das Spektakel zu verfolgen. Es war quasi ein Vorläufer der Pferdesporttradition in Karlshorst. Die Eröffnung der Rennbahn, die der Verein für Hindernisrennen von Westend dorthin verlegte, fand erst im Frühjahr 1894 statt.
Kaiserliche Namen
Ab 1893 erwarb die Bauvereinigung „Eigenhaus“ in Karlshorst Land, um Wohnhäuser zu errichten. Der Friedrichsfelder Gemeindevertreter Oscar Gregorovius verantwortete die Erschließung und Bebauung einer Siedlung westlich der heutigen Lehndorffstraße, die bis an die Grenze zu Rummelsburg reichte. An der Finanzierung beteiligte sich die kaiserliche Familie. Viele Wohnungen gingen an weniger betuchte Familien, einige an Bedienstete der Eisenbahn.
Zu den ersten Straßen, die bebaut wurden, zählten neben der damaligen Kaiser-Wilhelm-Straße und der Kaiserin-Auguste-Straße (heute Lehndorff- und Ehrlichstraße) sieben weitere, die man nach den männlichen Sprösslingen des Herrscherpaars benannte. So gab es beispielsweise eine Prinz-Eitel-Friedrich- und eine Prinz-Oskar-Straße. Noch heute ist der Kiez als Prinzenviertel bekannt, obwohl die Verkehrswege vor langer Zeit umgetauft wurden. Die meisten tragen nun Namen von Brandenburger Seen.
Apropos Seen: Im Gegensatz zu anderen Lichtenberger Ortsteilen – wie Rummelsburg oder Alt-Hohenschönhausen – fehlen Gewässer in Karlshorst fast völlig. Das war einmal anders.
Erst Tümpel, dann Grünanlage
Der Seepark zwischen Trautenauer- und Liepnitzstraße heißt nicht zufällig so, er wurde im Jahr 1913 um einen echten Teich herum angelegt. Ursprünglich füllte der See fast das ganze Areal des heutigen Parks aus, und es gab sogar eine schilfbewachsene Insel darauf. Gebadet wurde im See wohl nicht. Doch in kalten Wintern diente er als Eislauffläche, seine Böschung als Rodelbahn.
Der Park drum herum war zudem bei Flaneuren beliebt. Er hatte Wiesenflächen, Rosenbeete und Rabatten, Brunnen und Wandelgänge. Weil nach und nach der Grundwasserspiegel sank, geriet der Teich zum Tümpel, und auch der verschwand irgendwann. An seiner Stelle entstand Mitte der 1950-er Jahre eine weitläufige Grünanlage. Geblieben ist der Name: Seepark.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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