Öffentlichkeit bleibt draußen: Bund will Ernst-Liesegang-Ufer jetzt doch sperren
Anlieger des Ernst-Liesegang-Ufers haben Post vom Bund bekommen. Der will den Wanderweg an der Havel nun offenbar doch sperren und zwar dauerhaft.
Schon im September hatte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als Eigentümerin angekündigt, das Ernst-Liesegang-Ufer aus Sicherheitsgründen sperren zu wollen. Denn der beliebte Wanderweg an der Havel ist an vielen Stellen nicht mehr verkehrssicher. Das Pflaster ist holprig und bei Starkregen wird der Weg immer wieder überspült. Doch dann rechnete die BImA die Sanierungskosten zusammen und kam zu dem Schluss: über eine Million Euro sind zu teuer. Die Aktion wurde abgeblasen. Man wolle finanzielle Alternativen und vertretbare bauliche Maßnahmen prüfen, um den Weg offen zu halten, hieß es.
Nun aber steht die Schließung doch wieder bevor. Anlieger, konkret der Wochenendverein Havelfreunde, haben nämlich Post von der BImA bekommen. Darin heißt es, der Uferweg werde für den öffentlichen Verkehr gesperrt, denn für den Eigentümer bestehe keine Pflicht, ihn für „die Allgemeinheit zugänglich zu halten“. Betreten darf den Uferweg nur noch ein bestimmter Personenkreis und das auch nur im „notwendigen Bedarfsfall“. Außerdem sollen Verein und Parzellennutzer (Laubenkolonie) eine Haftpflichtversicherung mit einer Deckungssumme über mindestens 500.000 Euro abschließen. Im Fazit: Das Ernst-Liesegang-Ufer soll für die Öffentlichkeit künftig gesperrt bleiben.
Geht nicht: Sperrung, weil niemand sanieren will
Das macht vor allem Swen Schulz (SPD) richtig sauer. Der Bundestagsabgeordnete hatte sich bereits im September für eine alternative Lösung sowohl bei der BImA als auch beim Bezirksamt eingesetzt. „Der Weg ist teilweise überspült, es muss etwas gemacht werden“, sagt Schulz. „Es darf aber nicht sein, dass dieser schöne Uferwanderweg dauerhaft aus Sicherheitsgründen gesperrt werden muss, weil ihn keiner sanieren will.“ Er gehöre der Öffentlichkeit und müsse für die Bürger offen und begehbar bleiben, fordert der Bundestagsabgeordnete. Zuerst sieht Schulz die BImA in der Pflicht. „Dauerhaft kann sich aber auch das Bezirksamt nicht drücken. Ich erwarte vom zuständigen Stadtrat, dass er an einer Lösung konstruktiv mitarbeitet und sich mit der BImA an einen Tisch setzt.“
Viele sind betroffen: Havelfreunde, Camper und das DRK
Vom Bezirksamt hat Swen Schulz noch keine Antwort. In einem Telefonat habe ihm der BImA-Chef jetzt aber zugesagt, dass er die Sperrung des Weges vermeiden und nach einer Lösung mit vertretbaren Kosten suchen will. Diese Aussage gab es im September allerdings auch schon. Offenbar hofft der Bund, den öffentlichen Uferweg an das Bezirksamt abgeben zu können, das dann für die Pflege und Sanierung zuständig wäre.
Die Sperrung des Ernst-Liesegang-Ufers würde neben den Havelfreunden drei weitere Vereine sowie indirekt auch die Wasserrettungstation des DRK (Zufahrt der Feuerwehr) sowie die Nutzer von Campingplatz und Yachtclub betreffen.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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