In Köpenick gibt es das kleinste Theater von Berlin

Vor Vorstellungsbeginn stellt Albrecht Hoffmann die 15 Zuschauerstühle auf. | Foto: Ralf Drescher
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Köpenick. Berlins kleinstes Theater steht in der Köpenicker Altstadt. Zilles Stubentheater in der Grünstraße 18 hat gerade mal 15 Plätze.

Entstanden ist es im Herbst 2010 in einem früheren Schreibwarenladen. Dessen Inhaber Albrecht Hoffmann (53) hatte bereits Erfahrung als Zilledarsteller. "Ich habe nebenbei im Zillemuseum im Nikolaiviertel gearbeitet. Meinen ersten Auftritt hatte ich vor einer Reisegruppe in der nahen Zille-Stube. Ich habe mir einen alten Mantel übergeworfen, einen Bart angeklebt und einen Hut aufgesetzt, fertig war Pinselheinrich", erinnert sich Albrecht Hoffmann.

Seit 2010 steht er in mehreren Programmen nun auf der Bühne des eigenen Stubentheaters. Programm und Dekoration sind typisch berlinerisch. Zille alias Hoffmann singt Weisen von Claire Waldoff und Otto Reutter, an den Wänden hängen alte Uhren und ein Telefon aus der Kaiserzeit, auf einem Tisch steht ein Grammofon. In der "Kaiserloge" hängen Porträts deutscher Kaiser und davor thront ein Teddybär mit preußischer Offiziersmütze auf einem Stuhl. Die Mini-Loge wird bei Theatervorstellungen gegen einen kleinen Aufpreis verkauft.

Wenn Albrecht Hoffmann nicht selbst auf der Bühne steht, überlässt er sein Theater Partnern, die dann ebenfalls Berlin-Programme oder Märchen für Kinder unter das Publikum bringen.

In die Maske muss Hoffmann übrigens nicht mehr, inzwischen wächst ihm stolz ein echter Zillebart, an den einmal im Monat nur eine ganz bestimmte Köpenicker Friseurmeisterin zwecks Pflege heran darf. "Das viele Bartankleben mit Mastix war echt belastend und mit echtem Bart sehe ich Heinrich Zille einfach noch ähnlicher", sagt Hoffmann. Rauchen wie sein großes Vorbild möchte er jedoch nicht, und jeden Tag Zigarren schon gar nicht. Deshalb hat er sich eigene, fast echt aussehende Zille-Stumpen gebastelt, aus etwas Plastik und echten Tabakblättern.

Demnächst soll das kleine Theater etwas umgebaut werden, dann rückt die Minibühne nach hinten und es wird Platz für weitere fünf Besucher. "Bei einigen Vorstellungen mussten wir leider schon Zuschauer wegschicken", ärgert sich Albrecht Hoffmann. Den heimlichen Titel als kleinstes Theater der Stadt wird er damit aber nicht einbüßen. Wenn Zille nicht auf der Bühne steht, lässt er sich auch für Familien- und Firmenfeiern sowie Führungen für Touristen buchen. Für den Geburtstag eines Sechsjährigen war das Berliner Original kürzlich sogar nach Potsdam bestellt worden.

Die nächsten Aufführungen im Stubentheater, Grünstraße 18: Am 27. März um 20 Uhr gibt es erotische Geschichten für Erwachsene "Leise schleich ich wie auf Eiern", Geschichten und Anekdoten von Apollinair bis Wedekind, umrahmt mit schlüpfriger Musik mit Ralf Ehrlich und Klaus Wiesinger, Karten zu elf Euro unter 0173/215 66 88. Am 29. März um 16 Uhr spielt die Märchenelfe Anja für Kinder von drei bis sieben Jahren "Der Froschkönig". Karten zu vier Euro gibt es unter 0173/273 24 69. Zille höchstpersönlich können Sie am 2. April um 16 Uhr mit dem Programm "Zille allein zu Haus" erleben, Karten im Theater unter 66 30 93 18. Für alle Veranstaltungen muss reserviert werden.

Mehr Informationen auch unter www.heinrich-zille-darsteller.de.
Ralf Drescher / RD
Vor Vorstellungsbeginn stellt Albrecht Hoffmann die 15 Zuschauerstühle auf. | Foto: Ralf Drescher
Albrecht Hoffmann alias Heinrich Zille beteibt in der Grünstraße Berlins kleinstes Theater. | Foto: Ralf Drescher
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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