Der Verein KidBike bietet zwei kostenlose Fahrradwerkstätten für Mädchen
Kreuzberg. Sein Fahrrad selbst zu reparieren, oder gar aus gespendeten „Fahrradleichen“ ein eigenes Fahrrad basteln? Das klingt nach einem Angebot für technikbegeisterte Jungs. Doch die Kreuzberger Mädchenfahrradwerkstatt des Vereins KidBike zeigt, dass sich auch Mädchen für Technik begeistern.
Bestes Beispiel dafür sind die beiden Schwestern Florentine (8) und Mathilda (13), sowie die achtjährige Toni. Gemeinsam mit Anleiterin Silke Chorus sind sie in der Kreuzberger Mädchenfahrradwerkstatt damit beschäftigt, einen Fahrradschlauch zu flicken. Als die Fahrrad-expertin Chorus den Mädchen helfen will, schnappt sich Toni den Schlauch und ruft: „Ich möchte das selbst versuchen!“ Sie taucht den Schlauch in den Wassereimer, um das Loch durch die aufsteigenden Luftblasen ausfindig zu machen.
„Unser Ziel ist es, bei den Mädchen eine gewisse Selbstständigkeit und auch Selbstverständlichkeit im Umgang mit der Technik zu erreichen und sie letztendlich für technische Berufe zu begeistern“, erklärt Britta Seidel, Projektkoordinatorin des 2014 gegründeten Vereins KidBike.
Das Alia Zentrum für Mädchen und junge Frauen stellt auf seinem Gelände in der Wrangelstraße 84a die Räume für die Werkstatt zur Verfügung. Jeden Dienstag und Mittwoch von 16 bis 19 Uhr können Mädchen und junge Frauen das kostenlose Angebot nutzen. Einmal pro Woche steht neben der Fahrradtechnik auch die Sicherheit der Drahtesel auf dem Programm. Ermöglicht wird das ganze durch die Förderung der Kinderhilfsorganisation „terres des hommes“ und durch gespendete alte Fahrräder. 2016 konnte die Werkstatt etwa 120 Besucher verzeichnen. Neben der Hauptwerkstatt in Kreuzberg hat KidBike im Ankunftszentrum für Flüchtlinge auf dem Tempelhofer Feld eine weitere Mädchenfahrradwerkstatt eingerichtet. Diese wird ausschließlich von Mädchen aus Flüchtlingsfamilien besucht. Dort kümmern sich zwei Anleiterinnen um acht fahrradbegeisterte Mädchen.
In vielen Herkunftsländern sei Fahrradfahren oftmals nicht üblich oder gar nicht erlaubt, erklärt Diana Greim, Gründungsmitglied und Qualitätsmanagerin des Vereins. Durch die ausgeprägte Fahrradkultur in Deutschland und die damit verbundene Mobilität ergebe sich die Möglichkeit, gemeinsam die Stadt mit dem Fahrrad zu erkunden. Auch dies sei eine wichtige Form der Integration, sagt Greim.
Aus der Mädchenfahrradwerkstatt sind zudem weitere Projekte entstanden. Durch die im vergangenen Jahr gestiegene Anzahl geflüchteter Menschen in Berlin ist auch der Bedarf an Verkehrssicherheitstraining gestiegen. Dies wird daher seit 2016 anhand von Fahrrad-Kursen für Mädchen und junge Frauen in die Praxis umgesetzt, finanziert durch den Senat. Florian Bich
Autor:Florian Bich aus Lichtenberg |
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