„Kollaps im Osten“: Kreisverband der CDU kritisiert die Verkehrspolitik des Senats

Für die Regionalbahn-Station Karlshorst kam im Dezember das Aus. Die Züge der S3 sind seitdem überfüllt.
6Bilder
  • Für die Regionalbahn-Station Karlshorst kam im Dezember das Aus. Die Züge der S3 sind seitdem überfüllt.
  • hochgeladen von Berit Müller

Bundespolitiker denken laut über kostenlose öffentliche Verkehrsmittel nach, in den Kommunen stehen sie aber immer häufiger in der Kritik. Auch in Berlin herrscht Unzufriedenheit mit Bussen und Bahnen. Die Lichtenberger CDU spricht vom „Verkehrskollaps im Berliner Osten“.

„Immer mehr drängt sich der Eindruck auf, dass der Senat bewusst oder mindestens wissentlich den Osten der Stadt vernachlässigt“, sagt Martin Pätzold, Kreisvorsitzender der CDU Lichtenberg. „Der Umstieg auf das Rad soll erzwungen werden, indem der öffentliche Personennahverkehr und der Straßenverkehr in den Kollaps getrieben werden.“

Ihre Kritik begründet die Union mit einer Reihe von Einschränkungen im ÖPNV und auf den Straßen, die aktuell vor allem den Lichtenbergern und ihren Nachbarn zu schaffen machen. Da wäre zunächst die Situation in Karlshorst: Während Pendler aus dem Südosten früher gern die Vorortzüge nutzten, um rasch in die City zu gelangen, bleibt ihnen seit dem Aus der Regionalbahn-Station Karlshorst nur die S-Bahnlinie drei. Ihre Züge sind vor allem im Berufsverkehr überfüllt. Außerdem fährt die S3 aus Erkner kommend nur alle 20 Minuten über die Stadtbahn. Dazwischen heißt es am Ostbahnhof umsteigen - in die ebenfalls vollgestopften Waggons der S5 oder S7. Abends verkehrt die S3 auf der gesamten Strecke nur im 20-Minutentakt.

Aufs Auto auszuweichen, um zügiger in die Innenstadt zu gelangen, ist generell keine gute Idee; für die Karlshorster empfiehlt es sich derzeit noch weniger. Die Berliner Wasserbetriebe sanieren rund um den S-Bahnhof umfangreich ihr Leitungsnetz, anschließend folgt die BVG mit der Neuordnung von Schienen und Straßenraum. Die Treskowallee bleibt aller Voraussicht nach bis Ende 2020 ein Nadelöhr. Auch mit der U-Bahnlinie fünf geht es aktuell nicht so schnell wie üblich von Lichtenberg in die City. Bis zum 9. April hat die BVG zwischen den Stationen Frankfurter Allee und Alexanderplatz baubedingt einen Pendel- beziehungsweise Schienenersatzverkehr eingerichtet. Nicht zuletzt bleibt auch die Linienkürzung auf der S75 ein Aufreger. Seit Dezember enden ihre Züge am Ostbahnhof beziehungsweise Ostkreuz, statt von Wartenberg zum Westkreuz durchzufahren. Auch hier haben Fahrgäste aus den östlichen Stadtteilen das Nachsehen.

Schon im Herbst hatte die CDU mit einer Unterschriftensammlung gegen die Kappung der S75 protestiert. „Wir haben dem Berliner Senat mehr als 1700 Unterschriften übergeben und nachgewiesen, dass ein 20-Minuten-Takt nach Westkreuz möglich ist“, sagt der Lichtenberger CDU-Abgeordnete Danny Freymark. „Leider blieben Nachbesserungen aus.“

Die Union hat umfangreiche Forderungen für den Berliner Osten vorgelegt. Neben Entscheidungen für den motorisierten Individualverkehr, etwa den Bau der Tangentiale Ost und der Ausbau der A100, stehen auch Wünsche für den ÖPNV auf der Liste: S3 und S75 sollten wieder im Zehn-Minuten-Takt auf die Stadtbahn führen, die S75 von der Endhaltestelle Wartenberg in Richtung Pankow verlängert werden. Beim Tramnetz favorisiert die CDU eine Verlängerung über die Endhaltestelle Falkenberg hinaus in Richtung Ahrensfelde. Außerdem fordert sie eine direkte Anbindung der Linie 21 ans Ostkreuz und die Streckenerweiterung vom Karlshorster Prinzenviertel zum Bahnhof Friedrichsfelde-Ost. Ob Senat, S-Bahn und Berliner Verkehrsbetriebe darauf eingehen, ist allerdings fraglich.

Auch Lichtenbergs Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) hat die Reizthemen S3 und S75 auf der Agenda und mehrfach mit Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos) telefoniert. „Die Situation der S3 ist unzumutbar und der Umgang mit der S 75 eine Demütigung für Wartenberg“, begründet Grunst seine Initiative. Die Senatorin habe ihm allerdings bislang wenig Hoffnung gemacht. Für den Lichtenberger Bürgermeister ist das nicht nachvollziehbar. „Wenn wir die Leute vom Auto wegholen wollen, muss der Nahverkehr leistungsfähig sein.“

Die CDU will weiter am Ball bleiben. „Schon beim Regionalbahnhof Karlshorst hat der Senat das Votum des Abgeordnetenhauses für einen Erhalt ignoriert“, sagt Danny Freymark. „Dennoch: Wir lassen uns nicht abhängen.“

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 232× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 990× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.140× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.030× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.