Steglitz Museum bereitet Schau zum Winterhilfswerk vor
Das Winterhilfswerk des Deutschen Volkes - kurz WHW - wurde im September 1933 gegründet. Es sollte als Nothilfeaktion schnelle Erfolge bei der Bekämpfung der Folgen von Arbeitslosigkeit und Armut vorweisen. Schon unmittelbar nach der Gründung nahm das WHW als Organisation gewaltige Ausmaße an. Auch das Spendenaufkommen wuchs rasant. Vielen Zeitzeugen ist das Winterhilfswerk schon allein wegen seines Abzeichenverkaufs ein Begriff. "Wohl jeder Haushalt, jede Familie besaß etliche der kleinen Abzeichen. Sie wurden in groß angelegten Haus- und Straßensammlungen verkauft oder gegen eine Spende ausgegeben", sagt Gabriele Schuster. Etwa 8000 verschiedene Abzeichen wurden in Millionenauflage in den unterschiedlichsten Materialien und Motiven zu den monatlichen Sammlungen und lokalen Anlässen herausgegeben. Eine Vielzahl von ihnen ist in der Ausstellung zu sehen.
"Wir wollen mit der Ausstellung zeigen, wie sehr das WHW den Alltag auch in Steglitz bestimmt hat", so Schuster. Dazu wurden das Archiv des Museums und der Steglitzer Anzeiger aus dieser Zeit nach Artikeln zum Winterhilfswerk durchforstet. Unter anderem stieß Peter Melcher, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Heimatvereins Steglitz, auf einen Bericht über die "Pfundpaketsammelstelle" der Steglitzer Ortsgruppe der NS-Volkswohlfahrt. Sie befand sich in der Ringstraße 49.
Die Gruppe sammelte Weihnachtspakete für das Winterhilfswerk. Das WHW war mit der NS-Volkswohlfahrt sowohl organisatorisch als auch personell eng verflochten. Ab 1936 wurden mit den Einnahmen des WHW nicht mehr Arbeits- und Obdachlose unterstützt. Sie dienten als finanzielle Basis der NS-Volkswohlfahrt (NSV). Diese Massenorganisation kümmerte sich nicht etwa um die Fürsorge einzelner Bedürftiger, sondern der Stärkung der rassisch definierten Volksgemeinschaft. "Nicht arische Bürger" fielen durch das soziale Netz ebenso wie Alkoholiker, entlassene Sträflinge und "Asoziale". "Auch das wollen wir mit der Ausstellung zeigen: Das WHW mit seinen angeblichen Spendenaktionen für Arme war ein großer Betrug und diente mehr der Kontrolle und Überwachung", sagt Gabriele Schuster. Unter anderem wurden "Eintopfsonntage" angeordnet. Statt des Sonntagsessens gab es dann Eintopf. Das dabei gesparte Geld sollte gespendet werden.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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