Informationsstele enthüllt
Erinnerung an Sinti und Roma: "Geschichte darf nicht begraben werden"

Ralf Wieland, Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses (l.), Petra Rosenberg vom Landesverband deutscher Sinti und Roma und Stadtrat Frank Mückisch enthüllten die neue Info-Stele.  | Foto: K. Rabe
  • Ralf Wieland, Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses (l.), Petra Rosenberg vom Landesverband deutscher Sinti und Roma und Stadtrat Frank Mückisch enthüllten die neue Info-Stele.
  • Foto: K. Rabe
  • hochgeladen von Karla Rabe

In der Zeit des Nationalsozialismus befand sich Unter den Eichen, Ecke Bötticherstraße die „Rassenhygienische und bevölkerungsbiologische Forschungsstelle“. Eine Erinnerungsstele erinnert jetzt an die Verbrechen, denen über 500 000 Sinti und Roma zum Opfer fielen. 

„Diese Stele war längst überfällig“, betonte Petra Rosenberg, Vorsitzende des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg bei der Enthüllung der Stele am 29. März. In einer ergreifenden Rede erklärte sie auch warum: Die Sinti und Roma galten, wie auch die Juden, als außereuropäische Fremdrasse und damit als „artfremd“. Sie wurden diskriminiert und ausgegrenzt.

In der Forschungsstelle, deren Initiator der Jugendpsychiater und überzeugte Vertreter der NS-Rassenpolitik Robert Ritter war, wurden wissenschaftlich fragwürdige Untersuchungen an Sinti und Roma durchgeführt. „Diese Untersuchungen fanden unter Androhung oder Ausübung von Gewalt statt. Die Menschen wurden gedemütigt und misshandelt“, erklärte Rosenberg.

Bis 1944 verfassten Ritter und sein Mitarbeiterstab etwa 24 000 „Gutachten“, die Grundlage für Zwangssterilisationen und Deportationen in die Konzentrations- und Vernichtungslager waren. „Es war eine tödliche Wissenschaft, weil sie die Ermordung von Sinti und Roma unmittelbar vorbereiteten“, sagte Petra Rosenberg, die in dem Zusammenhang an ihren Vater Otto Rosenberg erinnerte. Auch er gehörte als Kind zu den „Versuchsobjekten“, die in der Rassenhygienische und bevölkerungsbiologische Forschungsstelle vermessen und untersucht wurden. „Mein Vater hat sich lange Zeit dafür eingesetzt, dass hier an diesem Ort an diese Verbrechen erinnert wird. Er wäre sehr glücklich gewesen, das mitzuerleben“, sagt Rosenberg.

Wie wichtig es sei, an diese Taten zu erinnern, betonte auch Ralf Wieland, Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses. „Geschichte darf nicht begraben werden“, sagte er und bedankte sich bei der Bezirksverordnetenversammlung für die Initiative, die Stele zu errichten. Gerade was den Völkermord an Sinti und Roma betrifft, wurde lange Zeit geschwiegen. Erst 1982 hatte Bundeskanzler Helmut Schmidt offiziell anerkannt, dass es den Genozid an Sinti und Roma gegeben hat.

Der Informationstext auf der Stele schildert auch, dass Robert Ritter (1901-1951) und eine seiner engsten Mitarbeiterinnen Eva Justin (1909-1966) für ihre Verbrechen nicht bestraft wurden. Sie wurden entnazifiziert und konnten nach 1945 im jugendpsychiatrischen Dienst der Stadt Frankfurt/Main arbeiten. Ermittlungsverfahren gegen sie wurden aus „Mangel an Beweisen“ eingestellt.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

32 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 787× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 791× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 482× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 960× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.867× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.